In der Falle

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Aramis erwachte zuerst, wenn auch sehr langsam. Er öffnete die Augen und versuchte seine Umgebung wahrzunehmen. Dies war mit seinem dröhnendem Kopf und der Dunkelheit jedoch nicht so leicht. Der Raum war nur durch die wenigen Fackeln, die an den Wänden hingen, erhellt. Er hob seinen Blick und ihm gegenüber war eine Tür, eine schwere die auf Kopfhöhe ein Fenster mit Stahlstäben hatte. Daneben sah er große aufeinander gebaute Steine, die als Wände galten. An diesen war jeweils eine Fackel befestigt, um den Raum etwas zu erhellen und ihn nicht in völliger Dunkelheit zu lassen, denn Fenster gab es keine. Als er versuchte, sich ein wenig aufzusetzen, registrierte er erst, dass seine Hände hinter ihm gefesselt waren. Nach kurzem Ziehen und Zerren, merkte Aramis, dass der Versuch des Losreißen und Fliehen keinen weiteren Sinn hatte. Es waren Ketten, auch aus Stahl, wie die Stäbe in der Tür. Ohne Schlüssel oder Waffe würde er dort nicht wegkommen. Durch seine Bemühungen sich zu befreien, merkte Aramis nicht wie viel Krach er gemacht und dadurch Porthos aufgeweckt hatte. Dieser grummelte leise vor sich hin, was Aramis erschrecken lies. Er blickte nach rechts und sah Porthos an der Wand gelehnt sitzen, seinen Kopf hängend, doch langsam im bestreben ihn zu heben. Er atmete erleichtert aus, der Schuss der gefallen war, galt nicht Porthos, anscheinend wurde – Gott sei Dank, dachte er – daneben geschossen. Was ihn aber aus seiner kurzen Erleichterung holte und schockierte, ihm schon fast Angst eintrieb war der Fakt, dass an der Wand neben Porthos, Athos auf dem Boden lag. Er hatte ihn erst nicht gesehen und tief im inneren die Hoffnung gehabt, dass seine Freunde nicht dasselbe Schicksal ereilt hat. Doch auch Athos war gefesselt und Aramis konnte nur schemenhaft erkennen, dass seine Jacke an der linken Seite dunkler war, als sie eigentlich sein sollte. Athos Augen waren geschlossen, er schien nicht wach geworden zu sein. Er hasste es, seine Freunde in solch einer Situation zu sehen und noch mehr hasste er es, wenn er nicht helfen konnte. 
Seine Gedanken gingen über zu d'Artagnan und er traute sich kaum seinen Kopf zur linken Seite des Kerkers zu drehen, da er die Befürchtung hatte, ihn dort, in womöglich dem gleichem körperlichen Zustand wie Athos, zu erblicken. Aber er tat es und sah tatsächlich d'Artagnan. Auch er lag auf dem Boden und die Augen geschlossen. Allerdings lag er näher an Aramis, sodass dieser erkennen konnte, dass die Schulter des Jungen dunkelrot verfärbt war und von seiner Schläfe über die Wange getrocknetes Blut klebte. Aramis schloss die Augen und lies den Kopf in den Nacken fallen, sehr zu seinem Leidwesen, denn es durchzog ihn dort ein dröhnendes Stechen. Er stöhnte kurz leise vor Schmerz auf, was Porthos dazu brachte, endlich klarer zu werden und seine Umgebung wahrzunehmen. Er schaute nach links und sah seinen Freund, wie er die Augen zusammenkniff. „Aramis?" flüsterte er fragend. Der Angesprochene blickte daraufhin zu seinem Freund und sah ihn an. Porthos konnte aus dem Gesicht erkennen, dass die Situation ganz und gar nicht so war, wie sie es wollten. „Hätten wir uns mal anders entschieden." erwiderte Aramis leise und setzte ein trauriges Lächeln auf, woraufhin Porthos nur schnaubte. 
„Bist du okay?" übernahm Aramis wieder das Wort. Porthos schaute kurz an sich herunter und dann wieder zu seinem Freund. „Außer dass mein Schädel dröhnt und ich hier fest gekettet in einem kalten stinkenden Kerker sitze, ist alles okay. Und bei dir?" stellte er die Gegenfrage. Aramis nickte leicht, um seinen Kopf nicht weiter zu reizen. „Dasselbe. Ich mach mir nur Sorgen um Athos und d'Artagnan. Sie haben anscheinend beide eine größere Wunde und ich kann nicht erkennen, ob diese noch offen sind. Wenn sie nicht gestoppt werden, verbluten sie uns hier." sprach er seinen unschönen Gedanken aus, aber er wusste, dass sie nicht in der Situation waren, irgendwas besser zu machen, als es eigentlich war. Sie saßen hier, gefangen von, wie sie vermuteten, Fleur und Milady, ohne Aussicht auf Flucht und zwei von ihnen schwerer verletzt. Selbst die Tatsache, dass Treville über die beiden Frauen Bescheid wusste, machte ihm wenig Hoffnung. Wer weiß, wann er das Verschwinden als kritisch ansehen würde? Wann er Männer nach ihnen suchen schicken würde? Ob diese sie finden würden und wenn überhaupt rechtzeitig? Sie waren geschnappt, saßen in der Falle, in dem Ungewissen, was als nächstes passieren würde. 
„Die zwei werden das schon schaffen, wir werden hier rauskommen." holte ihn Porthos aus den Gedanken. Wie immer versuchte er das Beste aus der Situation zu herauszuholen und seinen Freund auch dafür zu motivieren. Von Aramis bekam er dafür ein müdes Lächeln. Porthos wusste, dass es ihn fertig machte, Athos und d'Artagnan nicht helfen zu können. Unfähig dort gefesselt zu sein und zu warten, bis etwas passierte. Die Sekunden vergingen wie Stunden, die Zeit verlief schleppend. Aramis und Porthos sprachen kaum miteinander, sie beobachteten nur ihre Freunde neben sich.

Im Wandel der Zeit  ||  Musketiere / MusketeersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt