Angriff

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Es war ein Tag wie jeder andere. Die Händler versuchten ihre Waren zu verkaufen und die Armen auf der Straße konnten sich dies kaum leisten. Es war eine große Ungerechtigkeit, die besonders d'Artagnan nervte. Er kam aus der Gascogne, er konnte froh sein, dass sein Vater einen großen Hof gehabt hat, womit er sich und seine Familie ernähren konnte. Hier in Paris war es anders. Viele Menschen die nichts hatten und jeden Tag aufs Neue ums überleben kämpften. Krankheiten, Mörder, Hunger, waren Gründe, den nächsten Morgen nicht mehr zu erleben. Als Gegensatz dazu sah er den König und das ganze Königshaus, wie sie im Überfluss lebten, von allem mehr als genug hatten. Er verstand es nicht, durfte aber auch nichts sagen. Schließlich war er als Musketier seinem König unterworfen, er war sein persönlicher Soldat und durfte kein schlechtes Wort über ihn verlieren, doch denken durfte er und das tat er oft genug.
„Wir sollten uns aufteilen." sagte Athos nach einer gefühlten Ewigkeit. „Meinst du? Ist die Gefahr dann nicht größer, dass wir ungewollt in die Hände von Milady und Fleur fallen?" fragte Porthos darauf und erntete einen Blick von Athos, der anscheinend wusste, was er damit bezweckte. Auch Aramis und d'Artagnan verstanden nach kurzer Zeit. „Wäre das nicht gut, um ihnen zuvor zu kommen? Und sie direkt aufzuhalten?" fragte d'Artagnan, worauf Aramis kurz schnaubend antwortete „könnte genauso gut nach hinten losgehen und die Beiden haben uns in der Hand." Die Vier überlegten bis Porthos erneut das Wort erhob. „Ich denke, egal wie wir uns entscheiden, wir werden immer sagen können 'hätten wir uns mal anders entschieden.'" Ein einstimmiges Nicken ging durch die Runde und man konnte erkennen, dass die Musketiere anfingen über weitere Schritte nachzudenken. „Naja, ich denke es wird nicht viel dabei sein, jetzt getrennt durch Paris zu gehen. Je mehr Augen und Ohren wir überall haben, desto besser, oder?" stellte d'Artagnan die Frage an seine Freunde. Diese schienen kurz zu überlegen, aber gaben ihm Recht. Je mehr Ausschau sie halten konnten, desto besser. So machten sich Athos und d'Artagnan und Porthos und Aramis in verschiedene Richtungen auf. Sie durchquerten viele Straßen, schauten in Gasthäusern und Schankstuben nach, liefen über große und kleinen Marktplätze und versuchten alles aus ihrer Umgebung aufzunehmen, bloß um irgendeinen Hinweis zu erlangen. Doch das erschien schwerer als vorerst geplant.
Athos und d'Artagnan entschieden sich, im Gasthaus von Fleur nachzuschauen. Vielleicht hatte die Wirtin etwas mitbekommen oder sie trafen sogar auf Fleur und konnten diese mitnehmen. Auch wenn Beiden ein mulmiges Gefühl durchbohrte, als sie vor dem Haus zum stehen kamen, entschieden sie sich trotz allem hineinzugehen. „Guten Tag Madame." grüßte Athos und d'Artagnan lächelte die Dame vor sich an. „Darf ich euch fragen, ob Mademoiselle Fournier hier ist?" fuhr er fort. Die Gastfrau schaute die Musketiere vor sich an. Erneut waren sie hier wegen diesem Kind. Es brachte nichts als Ärger. „Nein ist sie nicht. Sie sagte zwar gestern sie würde es sein, aber ich hätte wissen müssen, dass sie nicht kommt. Seitdem ihre Mutter aufgetaucht ist, ist es unerträglich geworden. Sie geht früher als erlaubt, erscheint nicht zur Arbeit, Tag für Tag stehen hier Musketiere." machte sie ihrem Ärger Luft. Athos hob die Augenbraue. Fleur war nicht dort, also schien sie immer noch bei Milady zu sein. Vermutlich schmiedeten sie weiter an ihrem Plan oder hatten ihn schon fertiggestellt. Zu viele Fragen, zu wenige Antworten. „Tut uns leid für die Unannehmlichkeiten Madame, wir hoffen, dass dies bald ein Ende hat und dann kehrt auch in ihrem Gasthaus wieder Ruhe rein." sagte d'Artagnan, nachdem Athos wieder in seiner Gedankenwelt versunken war und keinerlei Anstalten machte, der Frau vor sich zu antworten. Diese nickte nur auf das Gesagte und widmete sich wieder den Tellern vor sich. „Habt noch einen schönen Tag." beendete d'Artagnan die Unterhaltung, bekam von der Wirtin allerdings nur einen bösen Blick. Der Satz war vermutlich nicht der Beste gewesen, schließlich fehlte Fleur in dem Gasthaus und die Dame ihm gegenüber hatte somit alle Hände voll zu tun. Er setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und drehte sich um, um das Gasthaus zu verlassen. Nachdem Athos neben sich Bewegungen vernahm und d'Artagnan ihn leicht am Ärmel mit zog, drehte auch dieser sich um und ging mit seinem Nebenmann Richtung Türe. Draußen angekommen, bogen die beiden nach rechts ab und liefen den Weg entlang. „Also Fleur und Milady scheinen weiterhin zusammen zu sein." sprach d'Artagnan den Gedanken aus, den Athos auch als erstes im Kopf hatte. Dieser nickte daraufhin. „Meinst du die Beiden planen noch oder.." doch weiter kam d'Artagnan nicht. Zwei aufeinanderfolgende laute Knalle schreckten die ganze Straße auf. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter, einen Schmerz, den er kaum aushielt. Er fiel zu Boden, versuchte sich zu halten, nach Athos zu schauen, aber als sein Blick nach links schweifte, sah er, wie sein Freund regungslos auf dem Boden lag. „Nein, nein, nein, Athos." brachte d'Artagnan leise heraus und versuchte zu ihm zu robben. Sein Arm war durch seine Schulter kaum zu gebrauchen und er merkte, wie schwach er wurde. Er rüttelte an Athos und sah, wie das Blut sich auf dem Boden immer mehr ausbreitete. „Athos, bitte." es war nur noch ein flüstern, welches d'Artagnan von sich gab. Doch er konnte seinen Freund nicht hängen lassen, er musste stark sein, für sie Beide. Gerade, als er probierte aufzustehen, spürte er einen harten Schlag gegen seine Schläfe. Innerhalb von einer Sekunde, übermannte d'Artagnan die Dunkelheit.

Aramis und Porthos durchliefen gerade eine Seitenstraße, sie war recht schmal und dreckig, weil sie vermutlich als Ablass aller Fäkalien diente. „Wer kam auf die glorreiche Idee hier durchzulaufen?" fragte Porthos genervt und versuchte so gut es ging nicht zu atmen, worauf er ein kurzes Lachen von Aramis erntete. Dieser war im Begriff zu antworten, als er hinter sich das Klicken einer Pistole hörte. „Keinen Schritt weiter" kam es daraufhin, worauf er und Porthos auf der Stelle stehenblieben. Sie hörten, wie sich ihnen mehrere Personen näherten. Selber Waffen zu ziehen brachte nichts, ehe sie das getan hätten, hätten sie vermutlich schon Beide ein Loch im Rücken. Es konnte also nur ein Überraschungsangriff mit Fäusten folgen. Dies war schwer umzusetzen, da Aramis und Porthos nicht sehen konnten, wie weit die Menschen entfernt waren. Gerade als Aramis dachte, es wäre soweit sich umzudrehen, merkte er einen harten Schlag an seinem Nacken. Er sackte unter Schmerzen zusammen und vernahm noch halb wie Porthos den Angriff besser umsetzte. Dieser versuchte gegen die Männer zu kämpfen und auch wenn Aramis alles nur verschwommen sah, erkannte er, dass es zu viele gegen seinen Freund waren. Die Schmerzen wurden unerträglich, sodass er nach kurzer Zeit die Augen nicht mehr offen halten konnte und in eine schwarze Tiefe fiel. Gleichzeitig löste sich neben ihm ein Schuss. Sein letzter Gedanke galt seinem Freund und dem großen Unwissen, was mit ihm geschehen war. 

Im Wandel der Zeit  ||  Musketiere / MusketeersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt