„Hisa!", ruft meine Mutter. Ich werfe gähnend die Bettdecke von mir und wanke zur Tür. Im Flur lehne ich mich ans hölzerne Geländer und blicke nach unten. Wie jeden Morgen. Meine Mutter steht an der Haustür. Neben ihr... Laito?! „Du hast Besuch. Willst du nicht herunterkommen?" Oh, das ist ungewohnt...Warum ist ER hier?!
Ich drehe ich mich um und haste in mein, von der Morgensonne erhelltes Zimmer. Gestresst werfe ich einen Blick auf den Wecker. Es ist erst 12:00 Uhr! Normalerweise schlafe ich bis Abends, weil wir ja nachts Schule haben. Angezogen und frisiert erscheine ich knapp zehn Minuten später in der Küche. Laito sitzt am Esstisch mit meinem Bruder und unterhält sich. Es ist ein merkwürdiger Anblick.
„Sakamaki-san... danke für's Warten." Er dreht sich zu mir um und steht auf. „Guten Morgen. Entschuldige, dass ich einfach so hier auftauche." Ich schüttle den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Ich frage mich nur, warum du hier bist?" Er lächelt. „Ich dachte wir könnten ein bisschen spazieren gehen?" Ich nicke. Das ist eine gute Idee. Wenn auch ein bisschen komisch, schließlich kennen wir uns ja noch gar nicht.
Die Sonne scheint und es ist warm. Ich werde keine Jacke brauchen. Wir verlassen das Haus und schlendern in Richtung Tempel. Unwillkürlich wandert mein Blick zu dem verborgenen Pfad. Laito schaut ebenfalls dorthin. „Ist da etwas?", fragt er neugierig. Ich zögere kurz. In meinen Gedanken spielt sich eine Erinnerung ab, von der ich dachte sie längst vergessen zu haben. Früher spielte ich oft im Wald und es dauerte nicht lang bis ich den See gefunden hatte. Einmal wandte ich mich nach links. Ich fand mich nach kurzer Zeit in einem Rosengarten wider. Von dort aus konnte ich das riesige Anwesen der Sakamakis sehen. Aber etwas anderes erregte meine Aufmerksamkeit. Ein Mann mit silbernen Haar. Er hielt eine rote Rose in seiner Hand. Er wirkte traurig und wütend. Verletzlich wie die zarte Blüte zwischen seinen Fingern. Neben ihm war noch ein Mann.
Dieser Mann war für mich wie die Sonne neben dem Mond. Er lächelte gelassen, während er an einer Rose zupfte. Ihre Blütenbätter fielen auf den staubigen Boden, dunkel, wie Tropfen frischen Blutes. Des Mannes Haare leuchteten wie Kupfer. Ich wollte sie anfassen, aber rührte mich nicht von der Stelle, bis er seinen Kopf drehte und mich direkt ansah. In seinen grünen Augen brannte ein Gefühl, dass ich nicht zuordnen konnte. Er erschien mir bedrohlich. Doch die Flammen wurden sanft und erloschen beinahe sofort, als sie meinen faszinierten und ängstlichen Blick erwiderten. Der merkwürdige Mann machte einen Schritt auf mich zu, besann sich aber sogleich eines Besseren. In diesem Moment drehte ich mich um und rannte.
Jetzt gehe ich durch das Gebüsch und betrete den Waldweg. „Komm mit." Wir laufen los. Ab und zu tanzten Flecken warmen Sonnenlichts über uns, dann sind wir wieder gänzlich im Schatten. Wir schweigen, sodass die einzigen von uns verursachten Geräusche unsere Schritte auf dem Waldboden sind. Nicht mehr lange und der Wald wird sich auftun um uns freien Blick auf den See zu gewähren. „Darf ich offen mit dir sprechen?" Er hält sich die Hand vor die Augen, als wir auf die Wiese heraustreten. „Natürlich. Du kannst mich übrigens beim Vornamen nennen." Ich schaue zur Seite auf die Baumwipfel in der Ferne und hole tief Luft. Dann treffen sich unsere Blicke.
„Wie alt bist du?" Er schweigt und ich fahre fort. „Ich glaube dich schon einmal getroffen zu haben? Kann das sein? Vor... ungefähr zehn Jahren?" Immer noch keine Antwort. Ich suche unsicher nach irgendeiner Regung in seinem Gesicht. Schließlich hebt er die Hand und fährt sich seufzend damit durch die Haare. „Ja, das kann sehr gut sein." Ich schlucke. „Wie? Bist du... unsterblich, oder so? Kein Mensch?" Er lacht. „Gut formuliert. Nein, bin ich nicht... aber ist das so wichtig, was ich bin?" Testet er mich? Es sieht ganz danach aus. Ich lege mir meine Antwort also sorgfältig zurecht. „Ich bin hier, weil ich dich kennenlernen wollte. Der Rest ist mir egal." Laito schaut in die Richtung in der sich sein Haus befindet. „Willst du heute nach der Schule zu mir kommen?" „Gerne!" Er ist überrascht. Nicht minder überrascht als ich. „Du willst den Typen besuchen, der dir gerade erzählt hat, dass er kein Mensch ist?", fragt er lachend und ich nicke. „Wirklich gerne!", wiederhole ich mich.
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Free me from my boring life
FanficEine Diabolik Lovers Fanfiction in der es um Laito Sakamaki und ein Mädchen names Hisa geht.