Ich hebe meine Hand zu seinem Gesicht und lasse sie langsam wieder sinken. Wo bin ich? Noch in seinem Zimmer? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht ob ich träume oder wache. Nur träge, beinahe unbeholfen führt mein Körper meine Befehle aus. Ich schaue mich um. Frauen umringen mich. Sie alle tragen dünne Gewänder, die eng an ihren Körpern anliegen und trotzdem weit aussehen. Es wirkt verzerrt, so als ob sich mein Kopf nicht entscheiden könnte. Die hübsche Kleidung ist ebenso durchscheinend, wie ihre Glieder und die unzähligen Hände tanzen gestikulierend durch die Luft. Vor meinen Augen scheint die Bewegung in Zeitlupe zu erfolgen, obwohl sie zu schnell ist, als dass ich sie erkennen kann.
Auf Laitos Gesicht liegt ein Lächeln. Einige Frauen lehnen an seinen Schultern, andere sitzen um uns herum und reden mit ihm. Weil sie es alle gleichzeitig tun, vermag ich es nicht, die geflüsterten Worte zu verstehen. Manche halten sich eher zurück, aber sie alle suchen seine Gunst. Jetzt lehnt sich eines der Geschöpfe über mich, ihre Locken hüpfen auf und ab, als sie mich neugierig betrechtet. Eine unwirsche Handbewegung Laitos lässt sie erschrocken zurückweichen. Auch die anderen wirken für einen Moment ängstlich und verstummen. Er ist unzweifelhaft ihr Meister.
Und er lächelt wieder. Die Gefahr ist gebannt und das Raunen beginnt erneut. Vorsichtiger. Sind diese Frauen wirklich seine Geliebten? Laito küsst meine Stirn. Wie leise verklingende Musik verschwinden die Herbeigerufenen, verblassen langsam und mit der Sehnsucht hier zu bleiben in ihrn Gesichtern. Doch zugleich befreien sie die Luft von einer gewissen Schwere, die mir bisher nicht aufgefallen war. Ich hole tief Luft.
„Kennst du ihre Namen?", frage ich ihn ernst, sobald ich mich wieder unter Kontrolle habe. Er erwidert meinen Blick reichlich überrascht und nickt. „Ja klar. Jeden einzelnen." Ich seufze leise und erschöpft. Mein Kopf schmerzt. Es fühlt sich an als bohrten sich zwei lange Eisennägel durch meine Schläfen. Laitos Finger fahren durch meine Haare und nehmen den Schmerz weg. Im gleichen Atemzug kann ich mich auch wieder freier bewegen. Ich setze mich vorsichtig hin und streiche meine Haare zurück.
Ein kleines bisschen erschrocken bemerke ich seinen Blick und das unverholene Begehren in ihm. Seine Finger gleiten an meiner Wange entlang und über meinen Hals. Sie wandern zu meiner Schulter, den Arm herab und schließlich umfasst er mein Handgelenk. Nachdem er meine kleinere Hand in seine größere genommen hat, beugt er sich langsam herab und küsst sie. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Überfordert weiche ich seinem Blick aus. Das nächste, was ich spüre, ist ein weiterer Kuss, diesmal auf der Wange. Ich schaue ihn überrascht an. Er lächelt spöttisch. Dann hebt er mein Handgelenk zu seinem Gesicht und fährt mit seinem Zeigefinger über die dünnen Adern, die sich leicht auf meiner Haut abzeichnen. Mir stockt der Atem. Ein merkwürdiger Glanz liegt in seinen Augen. Verlangen, Hunger und... Vorfreude? Ich beginne zu zittern. Auf einmal wird sein Blick sanft. „Es wird nicht wehtun. Das verspreche ich." Ich schlucke schwer. „Was genau?" Er kichert und sieht dabei so unbeschwert aus, wie es nur ein Kind beim Spielen sein sollte. Ich lasse ihn nicht aus den Augen und nutze die Chance unbemerkt meinen Arm zu befreien.
„Meine Zähne." Mit diesen Worten holt er die elektrisierende Anspannung zurück, die er soeben noch durch sein Lachen vertrieben hat. Ich schaue unwillig auf seinen jetzt geschlossenen Mund. Mir kommt ein verwirrender Gedanke, dem ich eigentlich keine Beachtung schenken würde. Ich werde rot. „Ich will nicht... w-was, wenn ich nicht schmecke?" Bei dem letzten Wort bricht nicht nur er in schallendes Gelächter aus. „Du wirst mich bestimmt nicht mehr mögen!", füge ich etwas bedrückt hinzu. Er lacht nur noch mehr. „In Ordnung. Dann werde ich warten." Worauf? „Lass uns Karten spielen", schlägt Laito plötzlich vor und holt einen Stapel Spielkarten hinter seinem Rücken hervor. Etwas verwirrt nicke ich. Wir beginnen. Er gewinnt jedes Mal und sein Grinsen wird immer diabolischer.
Nach einer Weile gähne ich verhalten und Laito schaut auf die Uhr. „Es ist fast elf Uhr. Willst du hier schlafen?" Ich bedanke mich und nehme das Angebot an. Meine Gedanken wandern zu meinen Eltern, die bestimmt schon zuhause auf mich warten. „Ich rufe schnell meine Eltern an, ok?" Er nickt. „Klar." Nachdem ich es gefunden habe und die Nummer eingeben habe, halte ich das Handy nah an mein Ohr gepresst, in der Hoffnung, dass Laito nicht die, wie erwartet wütende Stimme meiner Mutter hören kann. „Du musst uns doch anrufen, bevor du so etwas ausmachst!", schimpft sie und es dauert etwas, bis ich ihre Zustimmung habe. „Ja, du darfst bleiben. Aber pass auf dich auf und vergiss nicht, dass es alles Männer sind." Ich lächle. „Natürlich." Laitos Hand legt sich über meine und er hebt das Gerät zu seinem Mund. „Sie müssen sich nicht um ihre Tochter sorgen, Yowasaki-san", sagt er mit deutlich amüsiertem Unterton in der Stimme und legt auf. Er hat es also doch alles gehört. Ich lehne mich an ihn. „Aber nach der Schule musst du mich nach Hause bringen." Er streicht über meinen Kopf. „Na gut", sagt er beinahe widerwillig. „Bis gleich." Mit diesen Worten verlässt er das Zimmer nachdem er mir einen rosa Schlafanzug gegeben hat. Warum er wohl so einen besitzt? Ich will es eigentlich nicht wissen. Ich gehe in das Badezimmer nebenan, um mich zu duschen und umzuziehen. Nach zehn Minuten kommt er wieder herein und löscht das Licht. Er hat mir angeboten ein Gästezimmer herzurichten, aber ich will ihnen keine Arbeit machen, deswegen habe ich abgelehnt. Meine Mutter würde durchdrehen, wenn ich ihr erzählen würde, dass wir in einem Bett geschlafen haben. Ich ziehe die Bettdecke bis zu meinem Kinn hoch. „Schlaf gut", sage ich zu ihm. Er legt sich ungefähr einen Meter entfernt von mir in das breite Bett. „Du auch." Ich strecke meine Hand aus und berühre seinen Rücken. „Ist es wirklich ok, dass ich hier schlafe?" „Natürlich. Schlaf jetzt." Ich schließe die Augen.
Natürlich kann ich nicht einschlafen... huh? Ein Arm umfasst meine Hüfte und zieht mich an einen warmen Bauch. Ich spüre Laitos Atem an meinem Nacken. Merkwürdigerweise entspanne ich mich und bin schneller am Schlafen, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
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Free me from my boring life
FanficEine Diabolik Lovers Fanfiction in der es um Laito Sakamaki und ein Mädchen names Hisa geht.