Donnerstagabend

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„Hisa!", ruft meine Mutter, woraufhin ich gähnend die Bettdecke von mir werfe und zur Zimmertür wanke. Im Flur lehne ich mich ans hölzerne Geländer und blicke nach unten. Meine Mutter streckt den Kopf aus der weiß gefliesten Küche. „Wann willst du in die Schule gehen?" Ich reibe über meine Augen. „Hä?", erwidere ich müde. „Es ist schon fast 17:00 Uhr", fügt sie hinzu und verschwindet wieder zu meinem Bruder an den Esstisch.

Auf einmal hellwach und ziemlich erschrocken drehe ich mich um und haste in mein, von der Abendsonne erhelltes Zimmer. Ich öffne meinen Schrank und werfe meine Schulkleidung auf mein zerwühltes Bett. Angezogen, und nach einem eiligen Blick auf die Uhr stürme ich ins Bad. Minuten später schnappe ich mir wortlos mein Pausenbrot und meine Schultasche. Nachdem ich in meine flachen Schuhe geschlüpft bin, fällt die Haustür mit einem krachendem Geräusch hinter mir ins Schloss. Das „Tschüss!" meiner Mutter höre ich nicht mehr.

Jetzt steige ich auf mein blaues Fahrrad und trete in die Pedale. Der Fahrtwind zerzaust meine schwarzen Haare und ich atme auf. Gerade noch rechtzeitig bei der Schule kette ich mein Fahrrad an und zupfe meinen schlichten, schwarzen Blazer und meinen Rock zurecht. Meine weiße Bluse streiche ich nervös glatt. Heute ist der Tag gekommen. Der Tag an dem ich ihn einlade. Ich steige die Stufen zum Eingang hinauf und denke dabei unweigerlich an sein Haus. Sein riesiges Anwesen! Dabei ist das total albern, denn ich werde ihn wahrscheinlich niemals dort besuchen. Schrecklich aufgeregt beginne ich meinen Schultag. In der letzten Stunde kann ich mich nicht davon abhalten ihn immer wieder anzustarren und mir ein Gespräch zwischen uns auszumalen. Jedes Mal endet die Konversation zwischen uns fatal. Ich nerve ihn, er lacht mich aus, ich verärgere ihn, er ignoriert mich einfach, er stimmt zu, aber kommt dann doch nicht. Und wegen diesen Befürchtungen schrumpft meine Entschlossenheit stetig. Am Ende des Unterrichts habe ich nicht einmal mehr den Mut ihn anzuschauen. Niedergeschlagen packe ich meine Bücher in meine Schultasche.

„Yowasaki Hisa. Ich hatte das Gefühl, dass du mit mir sprechen möchtest?" Mein Herz ist kurz davor seinem Dienst aufzugeben als ich die Stimme erkenne. Ich erstarre. Dann hebe ich zögerlich den Kopf. „S-Sakamaki... -san." Er lächelt. „Ja?" Ich starre wie hypnotisiert auf seinen Mund - Oh mein Gott, er hat gesprochen!, dann gebe mir einen Ruck. „M-Möchtest du am Wochenende, also am Samstag, mit mir in das neue Restaurant gehen? Das am Tempel?" Er scheint überrascht und überlegt lange. Gefühlte Stunden! Ich balle nervös die Hände zu Fäusten. Laito nickt. „Ok, gerne. Um wieviel Uhr treffen wir uns?" Ich bin für einen Moment völlig fassungslos. Er hat zugestimmt? Er hat zugestimmt! JA!! Erleichterung und Freude zaubern mir ein breites Lächeln auf die Lippen. „Wie wäre es mit 18:00 Uhr am Fuß der Treppen?" Ein Schnauben unterbricht uns. Laito schaut zur Tür des Klassenzimmers. „Ayato." Ayato verzieht den Mund. „Komm endlich. Ich bin das Warten leid." Laito antwortet mit einem lang gezogenen „Ok." Dem folgt ein entschuldigendes Schulterzucken in meine Richtung. „Bis morgen." Etwas enttäuscht schaue ich ihm nach. „Bis morgen..."

„Ah!" Er dreht sich auf dem Absatz um und kommt noch mal zurück. Mein Herz macht einen großen Sprung, gefolgt von einem noch größerem, als er sein Handy herausholt. „Gibst du mir deine Nummer?" Ich fasse hastig in meine Tasche und fische das Smartphone heraus. „K-Klar!" LIEBEND GERN!! Nachdem wir die Nummern ausgetauscht haben, folgt Laito seinem mittlerweile ziemlich genervten Bruder nach draußen.

Free me from my boring lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt