*~12~*

1.3K 148 9
                                    

In der Wüste war es trocken und staubig und die Temperatur stieg um mindestens zehn Grad. Das Geröll erschwerte zudem den Marsch erheblich, trotzdem versuchte ich mein Tempo bei zu behalten, denn ich wollte hier nicht die Nacht verbringen. Ich musste höllisch aufpassen nicht zu stolpern oder umzuknicken. Dazu kamen auch noch die Gedanken die ich mir machte.
Was für ein Geheimnis hatten alle Leute um mich herum.
Mein Vater zeigte nun offen seine Schwachstellen und Schandtaten, aber verpackte diese so dass sie garnicht schlimm rüberkamen. Ich durchschaute ihn und trotzdem schwärmte ein Teil von mir über seine tollen Taten und dass er doch mein Vater sei und ich deshalb zu ihm halten sollte, der andere Teil verachtete ihn für seinen Verrat und die schlimmen Taten.
Dann war da noch Odette mit ihrem Zwilling, ihrem geschwächten Auftreten, ihr verschwinden und meine riesigen Sorge um sie. Ich hatte sie sosehr lieb und wollte nicht, dass sie leidet.
Die vermeintlichen Terroristen Heather Monroe, ich war mir sicher sie gehörte dazu, und Joshua, die sich verdammt ähnlich sahen und, so kam es mir vor, unbedingt in diese sinnlosen Aufgaben wollten.
Ach ja und dann noch Megan mit ihren Stimmungsschwankungen, sie hatte es nicht leicht gehabt, aber ich auch nicht.
Meine größten Sorgen waren jedoch diese bescheuerten Tests und Aufgaben, bei denen ich nichtmal wusste ob sie überhaupt begonnen hatten und ich sie überleben konnte.
Ich fand alles ziemlich verwirrend und musste mich auch noch durch die Aufgaben schlagen, als ob das alles nicht schwer genug war. Obwohl ohne sie gäbe es sie vielleicht garnicht.
Langsam ging die Sonne unter und ließ lange Schatten entstehen. Wartet mal, es ging schon wieder die Sonne unter? Das könnte nicht sein, unmöglich. Ich sah verzweifelt zu dem Berg. Er schien Ewigkeiten entfernt.
Meine Füße schmerzten und meine Kehle schrie nach Wasser, obwohl ich erst eben einen Schluck getrunken hatte. Alles schien als ob ich die Nacht hier verbringen müsste.
Ich beschloss nicht aufzugeben und noch so viel zu schaffen wie möglich. Ich aß eine Wallnuss trank fast die ganze Flasche aus, so musste ich zum Basispunkt kommen, um neues trinken zu bekommen, also ein weiterer Anreiz, und begann langsam zu joggen. Die Steine erschwerten das Rennen und manchmal musste ich über Felsen klettern, doch ich rannte so schnell es ging.
Der Berg kam nicht näher, aber davon ließ ich mich nicht beirren, ich sah auf die Uhr um zu erkennen wie viel ich geschafft hatte. Ich hatte noch einmal doppelt so viel geschafft. Ich verglich die weite vom Fluss bis hier mit dem Weg zwischen Fluss und Klippe. Ich hatte ungefähr ein Dreiviertel davon geschafft, das hieß, noch ungefähr zwei Kilometer, dann war ich da. Das war zu schaffen. Ich würde ankommen, noch heute.
Das Gebiet wurde steiler und es ragten immer öfter große Felsen heraus. Immer öfter musste ich klettern und so mein Tempo drosseln. Meine Arme und Beine protestierten, bei jedem weiterem Felsen den ich erklimmen musste, immer mehr. Doch ich kletterte und rannte immer weiter.
Laut Uhr waren es nur noch um die fünfhundert Meter. Noch einmal spornte ich mich an. Ich wollte wenigstens eine Chance haben die Probleme und Geheimnisse zu lösen.
Nun war die Sonne fast vollständig verschwunden und fast nur die Digitaluhr spendete Licht, aber ich konnte noch Schemen erkennen. Der Berg war verschwunden und ich viel des Öfteren hin und schrammte mir die Hände und das Gesicht auf, durch den Stoff drang kein Stein, dafür bekam ich unter dem Stoff Prellungen und blaue Flecke.
Es wurde Stockfinster und das einzige Licht war nun wirklich nur das der Uhr und das half nur wenig.
Plötzlich tauchte ein blau schimmernder Schein nicht weit vor, aber dafür weit über mir auf.
Nein, nicht schon wieder hochklettern. Davon hatte ich definitiv genug.
Ich prallte hart gegen eine Wand und meine Nase durchzuckte ein Schmerz. Doch das beachtete ich jetzt nicht weiter, sonder untersuchte die Wand.
Sie war glatt, keine einzige Kerbe war zu finden. Ich tastete mich weiter und wäre beinahe in das Loch in der Wand gefallen. Es war schmal, aber ich auch. Ich quetschte mich hinein und erfühlte Treppenstufen unter meinen Füßen. Zum Schutz hielt ich die Hände nach vorne, als ich die Stufen erklomm.
Ich war der Dunkelheit auf gewisse Art dankbar ohne sie hätte ich wahrscheinlich Platzangst bekommen und wäre hier zusammengebrochen.
Je weiter ich kam desto kälter wurde die Luft. Ich schloss den Reisverschluss meiner Jacke und zog die Kapuze über. Es half nur wenig, denn die Kälte kroch durch die Jacke hinein. Mein Körper schmerzten, mir war verdammt kalt und meine Gedanken machten mich verrückt, ich wollte nur in die Müdigkeit sinken, die sich in mir hoch schlich und verführerische Dunkelheit, Stille und Wärme ausstrahlte.
'Reiß dich zusammen Harmonia', schrie mich meine innere Stimme an.' Aber, ich kann nicht mehr es geht nicht', erwiderte ich und meine Füße wurden langsamer. Bis ich ganz stehen blieb. Doch dann durchzuckte mich ein Gedanke: Jetzt bist du auch noch verrückt und redest mit dir selber. Ich musste fast lächeln, dann schüttelte ich den Kopf und beschleunigte meine Schritte wieder.
Beinahe wäre ich wieder gefallen, doch ich konnte mich noch rechtzeitig abfangen. Erleichtert trat ich aus der Spalte und wollte sofort wieder zurück, hier war es unbeschreiblich kalt und es wehte noch dazu ein eisiger Wind. Ein Wunder, dass es nicht schneite. Ich kämpfte mich weiter und suchte nach dem Schein. Er war in zehn Meter rechts neben mir.
Zielstrebig ging ich darauf zu.
9, 8, 7, 6, 5, es war so verdammt kalt, 4, 3, nein das konnte nicht sein, 2, 1, doch es war wahr.
Ich schrie so laut ich konnte. Diese verdammten Heuchler, ich dachte hier wäre irgendetwas, aber nein, hier stand nur eine blaue Lampe an der in großen roten Druckbuchstaben stand: BASISPUNKT 1. Ich sah auf die Uhr und der blaue Punkt, der mich anzeigte, überdeckte den roten Punkt , der den Basispunkt anzeigte. Also war ich wirklich da.
Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig, ich hörte Schritte auf mich zu kommen und die Uhr fing an mich zu beglückwünschen, dass ich Basispunkt eins erreicht hätte. Ich konzentrierte mich nur auf die Schritte und verpasste deshalb die Ansage. Sie kamen bedrohlich schnell nahe. Es war wahrscheinlich ein Mensch. Ich wartete ab.
Dann trat derjenige in das Licht der Lampe und lächelte sein engelsgleiches Lächeln. "Na Prinzessin, wie geht's? Das ist also der Basispunkt, ich hatte etwas mehr erwartet", Joshua sah mich keineswegs überrascht an. Ich blieb schweigend stehen. Mein Kopf war wie leer gefegt.
Ich konnte nichts dagegen tun als mein Körper anfing zu zitterte, ich langsam hin und her schwankte und mich dann die Müdigkeit einnahm. Ich spürte nur noch wie seine starken, rauen Hände mich auffingen.

Gezüchtet - Die Offenbarung #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt