Hubschrauber. Sie flogen auf uns zu und immer tiefer. Immer näher zu uns. Ich kannte sie nur von alten Videos, die mir im Unterricht gezeigt wurden. Eigentlich, waren sie doch verboten. Sie verschmutzten die Umwelt zu sehr, als dass man das Risiko eingehen konnte. Züge und Autos waren da etwas anderes, sie liefen auf rein elektrischer Basis und schleuderten kaum unnütze Abgase in die Luft.
Sie kamen beängstigend nah. Alle Schaulustigen waren bereits in ihr Häuser geflüchtet, nur für uns gab es keinen Ausweg. Mein Vater und die Sicherungskräfte waren wie vom Erdboden verschluckt und wir Auserwählten standen nun ganz alleine auf dem Bahnhof und sahen tatenlos zu, wie die Hubschrauber immer tiefer auf uns zu flogen.
Das arrogante Mädchen hielt verängstigt die Hand eines anderen Hochgestuften und dieser schien es zu genießen. Die Zwillinge stellten sich schützend vor Tim und sahen so aus, als würden sie ihn mit allen Mitteln beschützen."Es geht los. Angst, Prinzessin?", fragte Joshua.
Ich meinte nur:"Wieso, du?" Er lächelte und auch Heather schien belustigt.
Wo sie so nebeneinander standen, sahen sie sich wirklich sehr ähnlich. Vielleicht waren sie Geschwister. Das würde erklären, woher sie sich kennen würden. Hatte Joshua deswegen unbedingt hierher gewollt, wegen seiner Schwester? Aber wieso hatten sie dann nicht den selben Nachnamen?Die Hubschrauber blieben über uns stehen und ließen Strickleitern herunter. Sie waren jetzt nur dreißig Meter über uns und das Dröhnen tat mir in den Ohren weh, so laut war es, der Wind zerzauste meine Aufwendige Frisur und peitschte mir meine Haare ins Gesicht.
In meinem Körper bahnte sich Panik an. Was wollten diese Hubschrauber. Terroristen? Nein, es gab keine Terroristen. Nicht hier. Nicht in Marmoria. Hier war alles friedlich. Alles im Einklang. Es musste alles zu den Aufgaben gehören.
Auf den Strickleitern standen vermummte Gestallten. Das waren zu wenige, nur drei Hubschrauber und sechs Strickleitern schwebten über uns. Wir würden da nicht alle rauf passen.
Die Gestallten waren unten angekommen. Die Hochgestuften rannten panisch hin und her, die mittel und niedrig Geschichteten machten sich in Grüppchen bereit zum Verteidigen, bei uns Gezüchteten sah es nicht anders aus.
Ich stand mit Megan, Heather und Joshua zusammen. Wir standen ganz ruhig da, mehr oder weniger. Wir schienen als einzige verstanden zu haben, dass es nichts bringen würde und nicht Sinn der Sache zu sein schien. Aber nein, auch ein mittel Gestufter und ein niedrig Gestufter, ich glaube er hieß Mark Werring, standen ganz ruhig da.Ich versuchte ganz ruhig zu bleiben, doch mein Herz schlug immer schneller. Megan nahm beruhigend meine Hand und lächelte mich aufmunternd an. Auch bei ihr sah ich die Angst, vor dem Unbekannten in den Augen. Also sorgte sie sich doch auch um mich. Sie mochte mich.
Vier der Gestallten kamen auf uns zu. Alles in meinem Körper schrie danach zu flüchten, doch mein Verstand sagte das Gegenteil. Ich schloss die Augen und atmete ein letztes mal tief durch.
Eine der Gestallten nahm meinen Arm und sagte: "Bleib ganz ruhig." Ich kannte diese Stimme und öffnete die Augen. Vor mir stand eine Frau, sie hatte blaue Augen, das selbe Blau, das auch Odettes Augen hatten. Was zum...?
"Komm", sagte sie diesmal befehlender. In ihren Armen war so viel Kraft, als sie mich zum Hubschrauber zog. Heute Morgen war sie doch noch so geschwächt gewesen. Es konnte einfach nicht Odette sein, aber ihre Augen, die Stimme und Statur sprachen dafür. Nicht noch mehr Verwirrung, das war zufiel für meinen Kopf.
Sie legte meine Hände um eine Sprosse und ich stieg auf die unterste Sprosse der Strickleiter, diese hielt mich mit einem Kraftfeld fest. Die vermeintliche Odette stieg auf der anderen Seite auf.
Ich sah mich noch schnell nach den anderen um. Wie ich mir gedacht hatte, waren alle ruhig Gebliebenen nun auf den Sprossen einer Strichleiter.
Wir wurden hochgezogen, die Angst wurde größer und die Spannung wuchs. Unter uns starrten die anderen Kinder uns verblüfft an und wurden dabei immer kleiner.
Was immer es war, es hatte begonnen.
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Gezüchtet - Die Offenbarung #Wattys2015
Bilim KurguWas wäre, wenn euer Leben eine Lüge wäre? Was wäre, wenn ihr gezüchtet und nicht geboren wärt? Was wäre, wenn ihr deswegen um euer Überleben kämpfen müsstet? Mit diesen Fragen muss sich die fünfzehnjährige Harmonia auseinandersetzen, als Tochter d...