6. I miss you

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Mein Herz rast. Ungläubig schaue ich auf mein Handy. Wie lange schon hatte ich diesen Namen nicht mehr auf meinem Display aufleuchten sehen? Ich hatte so lange nicht mehr etwas von ihr gehört. Auf einem Schlag kommen alle Emotionen von früher wieder hoch. Diese ganzen scheiß Gefühle... Wie kann der Name „Chloe" nur so etwas Starkes in mir auslösen? „Beca, kommst du? Die Pause ist vorbei!", höre ich Theo hinter mir sagen. „Jaja, sofort.", erwidere ich völlig gedankenversunken und schaue immer noch nachdenklich auf die Benachrichtigung, die ohne Zweifel eine Nachricht von Chloe Beale anzeigt. „Alles in Ordnung?", fragt er mich nun. Ich lege mein Handy beiseite und drehe mich zu ihm. „Ähm ja. Lass uns weitermachen!", überspiele ich meine Unsicherheit und klatsche in die Hände. Von Theo erhalte ich bloß einen seltsamen Blick, den ich allerdings gekonnt ignoriere und zwänge mich ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Noch drei Songs, die ich aufnehmen muss und dann habe ich für heute endlich frei.

Erschöpft komme ich zu Hause an. Die ganze Zeit über hatte ich nur an Chloes Nachricht gedacht. Was hatte sie mir geschrieben? Und wieso? Möchte ich es überhaupt wissen? Es reißt doch nur alte Wunden auf. Naja, was heißt alte Wunden? Alt sind sie auf keinen Fall. Eher noch relativ frisch. Es kribbelt in meinen Fingerspitzen, als ich wieder mein Handy hervorhole. Ich habe schon seit nun fast einem Jahr kein Kontakt mehr zu Chloe. Wieso weiß ich nicht. Kurz nach der USO Tour, auf der wir uns das letzte Mal richtig gesehen hatten, bin ich auf Abstand gegangen. Wieso? Weil ich zu feige war, ihr meine Gefühle zu gestehen und es nicht ertragen konnte, dass sie mit Chicago zusammengekommen war. Chloe hatte es wohl irgendwie bemerkt, dass ich ihre Nähe nicht mehr wollte und hatte sich ebenfalls nicht gemeldet. Und nach längerer Zeit wurden wir beiden wohl einfach generell zu feige. Ich hatte so oft das Bedürfnis ihr zu schreiben, sie einfach nur zu fragen, wie es ihr geht. Ich wollte wissen, ob sie mich genauso sehr vermisst, wie ich sie. Aber jedes Mal, wenn ich drüber nachdachte, kam der Gedanke, dass ich nur enttäuscht werde. Ich dachte, dass Chloe sich daran gewöhnt hatte, ohne mich zu leben. Und das tat tief im Herzen verdammt weh. Umso überraschender ist jetzt die Nachricht für mich. Aber möchte ich sie wirklich lesen? Was, wenn dadurch die Gefühle wieder so unerträglich werden? Ich hatte mit der Zeit gelernt, damit umzugehen. Ich wurde die Gefühle nie los, aber ich verarbeitete sie in meinen Songs. Es half mir, einfach weiterzumachen. Und jetzt hatte ich einfach Angst, dass alles wieder zerstört wird, wenn ich diese Nachricht lese. Mein Daumen schwebt knapp über der Benachrichtigung. Mein ganzer Körper zittert. „Scheiß drauf!", überwinde ich mich schließlich doch und tippe drauf. Mit großem Herzklopfen sehe ich zu, wie sich Chloes und mein Chatverlauf öffnet.

„Hey Becs! :) Ich hoffe, du hast meine Nummer noch. Lange nichts mehr voneinander gehört... Wollte nur mal so wissen, wie es dir so geht. LG Chloe."

Obwohl es keine besonderen Worte sind, kullert mir eine Träne über's Gesicht. Ich weiß nicht, ob es Trauer- oder Feudentränen sind. Es ist einfach ein so überwältigendes Gefühl, etwas von Chloe zu lesen. Ich antworte ihr ganz normal, ohne großartig nachzudenken.

„Hey Chlo! :) Natürlich habe ich noch deine Nummer. Mir geht's ganz gut, denke ich. Und dir?"

Ich lege mein Handy beiseite und ziehe meinen Mantel aus, den ich immer noch anhatte. Ich trotte zum Kühlschrank, um mir ein Glas Wasser zu holen. Es ist so ein seltsames Gefühl. Mein Handy bimmelt. Mein Magen zieht sich sofort zusammen und ich verspüre eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper. Es war nicht mein normaler Benachrichtigungston. Es war der Chloe-Benachrichtigungston. Den hatte ich schon total vergessen. Damals hatte ich für Chloe einen eigenen Ton eingestellt, damit ich immer direkt wusste, dass sie mir geschrieben hatte. Hastig stürme ich mit dem Glas Wasser zurück zur Couch, auf der mein Handy liegt. Sofort entsperre ich mein Handy. 0705. Chloes Geburtstag.

„Dass du noch meine Nummer hast, erleichtert mich. :) Mir geht's auch ganz gut. Sorry, wenn ich störe."

„Schön zu hören. Und du störst nicht!", antworte ich. Ich habe überhaupt keinen Schimmer, was ich ihr schreiben soll. Es ist alles einfach so fremd geworden. Chloe ist noch immer online und schreibt mir direkt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 29, 2019 ⏰

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Bechloe OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt