4. Body Painting

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„Und an dieser Stelle würde ich dann den Rap-Teil setzen. Was meinst du?", fragte Beca ihre Freundin und auch Co-Kapitänin der Bellas. Chloe nahm Beca die Kopfhörer aus der Hand, die sie ihr gereicht hatte und setzte sie auf, um Becas neuen Mix zu hören. Diese grinste zufrieden, als sie sah, dass Chloe anfing sich mit geschlossenen Augen rhythmisch zur Musik zu bewegen. Dies bedeutete immer, dass ihr das Lied gefiel. „Es ist mal wieder ein Meisterwerk geworden!", bekam sie nochmal die Bestätigung in Worten. Chloes Augen funkelten dabei richtig vor Begeisterung, was Becas Herz wiederrum zum Schmelzen brachte. Es war nicht das erste Mal, dass ihr das passierte; Becas Herz spielte jedes verdammte Mal verrückt, wenn sie Chloe sah oder wenn sie auch nur an sie dachte. Sie hasste es so sehr. Es erinnerte sie jedes Mal wieder daran, wie sehr sie Chloe eigentlich liebte. Sie wünschte sich so sehr, dass sie diese Gefühle einfach abstellen könnte. Dann würde diese Freundschaft nicht so weh tun.

„So und was machen wir jetzt?", fragte Chloe nachdem sie die Kopfhörer absetzte. Die beiden waren an dem Abend alleine im Bella-Haus, da irgendwie jeder etwas vor hatte. Beca und Chloe waren den ganzen Nachmittag in Becas Zimmer gewesen, um neue Mashups und Choreographien zu erstellen und jetzt wollte Chloe zum Abschluss etwas Entspanntes mit ihrer Freundin unternehmen. „Keine Ahnung, hauptsache kein Film.", erwiderte Beca bloß. Chloe schaute sich daraufhin nachdenklich im Zimmer um. Ihr Blick blieb an Becas Pinnwand hängen, wo viele kleine Zeichnungen hingen. Sie war schon immer von Becas Zeichen-Talent begeistert gewesen. Besonders das eine Auge gefiel ihr. Es war so detailgetreu und man sah, dass sie sich da besonders viel Mühe gegeben hatte. „Kannst du mir beibringen, wie man so cool zeichnet?", fragte Chloe begeistert und schaute Beca mit großen Augen an. Ihr Herz setzte bei diesem Anblick mal wieder für eine Sekunde aus. Wie konnte sie da nur nein sagen. „Naja, also so cool sind die gar nicht, aber ich kann dir ja trotzdem mal zeigen, wie ich das mache.", willigte sie ein. Überglücklich klatschte Chloe wie ein kleines Kind in die Hände. Beca holte zwei Blatt Papier und zwei Bleistifte hervor und gab jeweils eins davon Chloe. „Also ich hab eigentlich keine Ahnung, wie ich das genau mache, aber du kannst ja einfach versuchen, mir nachzumachen."

Chloe gab sich größte Mühe, Becas Zeichnung einer Hand, so gut wie Möglich nachzumachen, doch so richtig wollte es ihr nicht gelingen. Ihre Hand ähnelte eher einem faltigen Oktopus mit fünf Tentakeln. „Man, ich kann das nicht, hast du nicht was Einfacheres?", gab sie nach kurzer Zeit frustriert auf. Beca musste etwas lachen, aber konnte den Frust ihrer Freundin verstehen. Man lernt sowas nicht innerhalb von wenigen Minuten. „Ich habe auch noch Wasser- oder Acrylfarben, das ist vielleicht ein bisschen einfacher, als zu zeichnen.", schlug sie schließlich vor. „Na gut, ich versuch es mal. Schlimmer als mein komischer Oktopus kann's ja nicht mehr werden.", raffte sich Chloe nochmal auf. „Du meinst wohl Pentapus", prustete es aus Beca raus. „Ey, beleidige nicht meine Zeichenkünste!", erwiderte Chloe lachend. Es dauerte etwas, bis sich die beiden wieder etwas beruhigten. In diesen Momenten, wo Beca mit ihrer Freundin so herzlich lachen kann, fühlt sie sich noch mehr mit ihr verbunden als ohnehin schon. Irgendetwas Unbeschreibliches verband die beiden schon seit ihrer ersten Begegnung. Sie war wie eine Seelenverwandte. - Auf freundschaftlicher Ebene. Becas Magen zog sich bei diesem Gedanken zusammen. Die Welt war so unfair. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, als mit Chloe zusammen zu sein. Sie hatte schon für einige Personen Gefühle gehabt, doch das was sie für Chloe empfand, war einzigartig und unbeschreiblich. Das was sie für Chloe fühlte, war Liebe. Echte Liebe. Für sie gab es nur die eine. Es war tatsächlich wahre Liebe und nicht bloß ein verliebt sein oder eine Schwärmerei. Sie wollte zusammen mit dieser Frau an ihrer Seite alt werden und ihr ganzes Leben teilen. Denn nur bei ihr konnte sie sie selbst sein. Nur bei ihr fühlte sie sich wie zu Hause.

Während Beca ihr Regal nach den Farben durchsuchte, schaute Chloe im Internet nach Ideen, was sie einfaches malen könnte. Plötzlich fiel ihr ein interessantes Bild ins Auge. „Hast du sowas schonmal gesehen oder sogar gemacht?", fragte sie Beca und drehte den Laptop in ihre Richtung, um ihr ihren Fund zu zeigen. Beca sah ein Foto auf dem ein Tiger Kopf zu sehen war. Zunächst war sie etwas verwundert, doch beim genaueren Betrachten, sah sie, dass dieser Tiger aus mehreren angemalten Personen bestand. „Jo, das kenne ich!", nickte sie. „Ich habe sowas aber nie gemacht, ich bin ja auch keine richtige Künstlerin." „Schade.", bedauerte Chloe und schaute dabei nachdenklich das Bild an. „Das wäre doch sowieso zu schwierig, ich dachte, du wolltest etwas Einfaches finden.", erinnerte Beca sie an ihren ursprünglichen Plan. „Ja schon, aber irgendwie habe ich da schon Bock drauf..." Chloe stellte es sich sehr lustig vor. Beca dachte kurz nach. Sie tippte etwas in den Computer ein und zeigte ihrer Freundin in neues Bild. „Was hältst du davon? Ist weniger kompliziert und wenn's scheiße aussieht, sehe ich es eh nicht.", kicherte Beca. Chloe sah sich das Bild an. Dort hatte jemand ein Gemälde auf dem Rücken gemalt bekommen. Sie war begeistert. „Oh ja, das ist super!", klatschte sie begeistert in die Hände. Sie konnte es kaum erwarten anzufangen. Beca grinste unauffällig. Das war so süß, wenn sie sich so freute. „Zieh dich aus!", befahl Chloe plötzlich. „Was?", fragte Beca total perplex. „Na damit ich auf dir malen kann!", erklärte Chloe. Erst jetzt wurde Beca wirklich bewusst, dass sie sich obenrum komplett entblößen musste. Verdammt, da hatte sie überhaupt nicht dran gedacht. Sie merkte, wie ihr bei dem Gedanken, sich Chloe zeigen zu müssen, richtig heiß wurde. „Ähm, sicher, dass du das wirklich machen willst? Es gibt auch noch andere coole Dinge, die wir machen könnten!", versuchte sie sich rauszureden. Doch Chloe durchschaute ihre Freundin. „Jetzt tu nicht so, als hätte ich dich noch nie nackt gesehen! Stell dich nicht so an!", zwinkerte sie der Brünetten mit einem verschmitzten Lächeln zu. „Das ist aber schon ein paar Jahre her...", erwiderte diese und schaute verlegen zu Boden. Ihr Gesicht lief rot an und sie rieb sich nervös ihren Arm. „Ist doch egal, da ist nichts, wofür du dich schämen musst. Ganz im Gegenteil! Ich wette, du siehst immer noch so scharf aus, wie als wir uns kennengelernt haben.", zwinkerte Chloe ihr zu. Wie bitte? Beca dachte, ihre Freundin nicht richtig verstanden zu haben. „Du findest mich scharf?", hakte sie mit zitternder Stimme nach. „Wer tut es nicht?", antwortete Chloe grinsend. Beca stempelte die Aussage als normales Kompliment ab, das man sich zwischen guten Freunden sagte. Es war dumm von ihr, dass sie sich schon wieder Hoffnungen gemacht hatte, wie jedes verdammte Mal, wenn Chloe etwas Nettes sagte. Seufzend gab sich Beca geschlagen. Mit zitternden Armen zog sie sich ihr T-Shirt aus. Chloe verfolgte diese Aktion mit großem Gefallen. Insgeheim stand sie auf ihre Freundin. Beca widmete sich nun langsam ihrem BH. Doch ihre Hände zitterten so sehr, dass sie ihn nicht aufbekam. Chloe bemerkte dies natürlich und bot ihre Hilfe an. Sie legte ihre Hände auf Becas Schultern und massierte sie sanft, da sie bemrekt hatte, dass Beca verkrampfte. „Entspann dich, es passiert doch nichts!", flüsterte sie beruhigend ins Ohr. Nun streichte sie mit ihren Fingerspitzen zärtlich den Rücken bis zum BH entlang. Beca bekam direkt eine Gänsehaut, die Chloe nicht verborgen blieb. Diese musste lächeln, als sie das sah. „Bereit?", fragte sie und Beca nickte. Chloe öffnete den BH und Beca streifte ihn schnell ab, bevor sie sich mit verschränkten Armen vor der Brust zu Chloe drehte. Oh Gott, war ihr das unangenehm. „Danke.", nuschelte sie verlegen mit rotem Kopf. „Na komm schon, leg dich hin, dann kann ich auch nichts sehen.", kicherte Chloe. Sie hätte natürlich gerne mehr gesehen, aber Beca sollte sich nicht unwohl fühlen. Das ließ sich Beca nicht zwei Mal sagen. Ruckzuck lag sie auf dem Boden und fühlte sich schon deutlich wohler. Chloe betrachtete Becas Rücken. Er sah so schön aus; sie hatte eine total zärtliche Haut. Es tat ihr fast schon Leid, diesen mit ihrer „Kunst" zu beschmutzen. Nachdenklich griff sie zu den Farben. Sie hatte keine Idee, was sie malen sollte. „Mal einfach drauf los, die Ideen kommen beim Malen.", meinte Beca. Chloe lächelte. Die beiden verstanden sich auch ohne Worte. Chloe malte zwei Strichmännchen, die Händchen hielten. Eins hatte braune Haare und das andere rote. Chloe kicherte. Es machte echt Spaß. „Was malst du da?", fragte Beca etwas besorgt. „Wirst du schon noch sehen!", grinste Chloe frech. „Ich hab Angst.", lachte Beca. „Solltest du auch haben!", erwiderte Chloe und widmete sich wieder ihrem Bild. Es sollte richtig schön kitschig werden. Über die beiden Strichmännchen malte sie einen Regenbogen. Auf dem Blumentattoo malte sie zwei Vögel aus deren Schnäbeln Musiknoten kamen. Unter den Männchen schrieb sie „Beca & Chloe 4ever!" und zum krönenden Abschluss gab es ein riesiges rosarotes Herz darunter. „Fertig!", jubelte Chloe lachend und machte ein Foto mit ihrem Handy. „Oh je, ich will's gar nicht sehen.", fürchtete sich Beca vor der Enthüllung, als der Rotschopf ihr das Handy reichte. Sie hielt sich zunächst die Augen zu. „Jetzt guck schon!", befahl Chloe und Beca öffnete ihre Augen. Sie bekam zunächst kein Ton raus. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Sind das wir?", fragte sie immer noch mit diesem Lächeln im Gesicht. „Ja klar, steht da doch, Dummerchen!", kicherte Chloe. Beca betrachtete das Bild weiter. Es war so kitschig aber irgendwie auch... „Total süß!", beendete Beca ihre Gedanken laut. „Gefällt's dir?", fragte Chloe lächelnd. „Ja und wie!", gestand Beca „Keine Ahnung, normalerweise stehe ich nicht auf sowas kitschiges, aber das gefällt mir irgendwie... Sehr sogar! Ich finde es toll! Auch wenn es künstlerisch vielleicht nicht die Beste Leistung ist... Es ist trotzdem total... süß von dir!", gestand die Jüngere. „Wie bitte? Was meinst du mit „künstlerisch nicht die beste Leistung"?? Das Bild ist ein Meisterwerk!", lachte Chloe. „Ok, ok!! Ich habe nichts gesagt!", lachte nun auch Beca. „Jetzt bist du dran mit Malen!", befahl Chloe nachdem sie sich etwas beruhigt hatten und zog sich sofort und ohne zu zögern ihre Bluse über den Kopf. Beca schluckte bei dem Anblick. Verschmitzt lächelte der Rotschopf sie an. Nur im BH und mit wild zerzausten Haaren saß sie vor ihr. Dieser Anblick war göttlich! „Ist was?", fragte Chloe. Beca schüttelte sich. Mist, ihr war gar nicht aufgefallen, wie sie ihre Freundin angestarrt hatte. „Ähm äh nein! A-alles gut!", stammelte sie nervös und drehte sich etwas weg, damit Chloe ihren BH ausziehen konnte. „Du musst dich nicht wegdrehen. Du weißt doch, dass ich da keine Probleme mit habe!", hörte Beca ihre Freundin sagen. Zögerlich drehte sich Beca wieder in ihre Richtung. „Mensch, du bist immer noch viel zu verklemmt! Was ist nur los mit dir?". Beca konnte nichts antworten, denn Chloe war gerade dabei gewesen, ihren BH zu entfernen. Als dieser zu Boden fiel, schaute Beca schnell in Chloes Augen. Sie strengte sich sehr an und konzentrierte sich nur auf das Himmelblau, um ihre Blicke nicht eine Etage tiefer wandern zu lassen. Chloe verspürte eine Gänsehaut, als Beca ihr so tief in die Augen schaute. Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Sie sah, wie Becas Blick kurz nach unten huschte. Beca hatte es sich nicht verkneifen können. Peinlich berührt, schaute sie schnell wieder hoch in Chloes Augen und lief rot an. Chloe fand es süß und lächelte ihre Freundin liebevoll an. „Wollen wir dann anfangen?", fragte Beca unsicher und deutete dabei auf die Farben, um sich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien. Chloe seufzte etwas enttäuscht und nickte schließlich. Der Moment war irgendwie so... magisch gewesen! Und sie fand es schade, dass Beca ihn so schnell unterbrochen hatte. Was war nur los mit ihr? Mit dieser Frage im Kopf, legte sie sich auf den Boden.

Bechloe OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt