1. Kapitel

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Mir stockte der Atem. Die grauen Pfoten auf meinem Brustkorb erschwerten mir das Luftholen. Meine langen Fingernägel krallten sich in filziges Fell. Ein Jaulen... Und die Pfoten ließen von mir ab. Ich holte röchelnd Luft. „Krabin!", knurrte Paloma. „Du weißt dass das kein richtiger Kampf ist!". Krabin senkte beschämt den Kopf. Ich selbst rappelte mich hoch. Hustend sagte ich: „Alles gut Paloma, Krabin sollte mal wieder mehr essen!". Spöttisch blinzelte ich meinen Bruder an, der sich nur schwer davon abhalten konnte los zu lachen. Paloma fuhr mit glühenden Augen zu mir herum. „Nichts ist gut! Die Narben von vor einem Monat sind immer noch da, Ylva!". Ja, stimmt, vor etwa einem Monat war es noch nicht so kalt wie jetzt. Ich hatte mit meinem Bruder und Arlette gekämpft und dabei hatten sich Krabins Krallen durch die etwas dünnere Kleidung über meinem Oberkörper gegraben; die Spuren davon waren immer noch deutlich zu sehen. Geschlagen wandte ich mich ab. „Wann ist Essenszeit?", fragte ich. „Arlette und Nahu dürften gleich zurück sein", murmelte Paloma. Wie auf Kommando! Im selben Moment brach meine Schwester aus dem Gebüsch. Ich spannte mich an, um vom kommenden Gewicht nicht umgeschmissen zu werden. Aber als ob ich viel erwartet hätte... Ich stolperte ein paar Schritte zurück nur um dann im Unterholz zu landen. Arlette stieß ein kurzes, triumphierendes Heulen aus. „Ja, ja. Gib ruhig an!", murrte ich scherzhaft. Meine Wolfsschwester ließ von mir ab und grinste. „Hast du was anderes erwartet?!", neckte sie. Nun kam auch mein Vater durch das Dickicht getrottet. Wie sooft trug er die ganze Beute. Zwischen Fell und Federn konnte ich einen Hasen, zwei Eichhörnchen und einen kleinen Truthahn ausmachen. Kurz war ich enttäuscht über die mickrige Beute, aber dann erinnerte ich mich, dass ich mich jetzt besser darauf einstellen sollte, da die Kaltzeiten jetzt beginnen würden.

In unserer Felshöhle teilten wir das Fleisch. Neben dem, was ich schon erkannt hatte, waren auch noch ein weiterer Truthahn und ein winziges Rehkitz dabei. Ich nahm mir den kleineren Truthahn und einen scharfen Stein. Mit dem Stein schnitt ich dem Vogel den Bauch auf, damit ich mir das schmackhafte Fleisch von den Rippen ziehen konnte. Etwas zu gierig schob ich mir die Nahrung in den Mund. Ich verschluckte mich und ein Stückchen flog aus meinem Mund. Paloma funkelte mich zornig an. Sie ist für einem Wolf ziemlich... Naja... Vornehm... Krabin schnupperte am Fleisch und leckte es kurzer Hand auf. Paloma schnaubte empört während Nahu und Arlette so taten, als würden sie von alle dem nichts mitbekommen.
Des weiteren verlief das Essen gut...

Als es langsam dämmerte zog ich mir die Sachen aus, um sie nach größeren Löchern zu durchsuchen. Auf Höhe meines Schulterblatts bildete sich langsam aber sicher ein Handflächen großes Loch. Ich beschloss mich direkt darum zu kümmern. Paloma kratzte mit den Pfoten Dreck und sowas aus den Ecken der Höhle. Das machte sie sonst nur äußerst selten... Ich beendete schnell die Reperatur meiner Sachen und gesellte mich zu meiner Mutter. „Bekommen wir morgen Besuch?", fragte ich. Sie zuckte zusammen. „N-... Nein, alles gut... Und erschreck mich nächstes mal nicht so!", antwortete sie forsch, doch das unsichere Aufblitzen in ihren Augen sah ich...

Als es schon dunkel war kauerte ich mich auf mein Schlafpolster aus weichen Tannennadeln, Moos und Blättern. Als Krabin und Arlette zu mir kamen, legten sie sich wie immer zu mir, aber nur mit kurzem Zögern, wenn auch sehr kurzem... Aber ich habe es gemerkt!
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572 Wörter, ich bin irgendwie stolz auf mich... :,)
Ich bitte um Feedback, denn nur durch Feedback (und Übung natürlich auch) wird man besser ;)
Ach ja, das was schräg geschrieben ist, das sind Ylvas Gedanken 💭
LG Blitzi

Ylva die die Wölfe sahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt