IX. Heart

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»Bitte, helfen Sie mir!«

Seine Stimme lässt mich zusammenzucken.

Verwirrt schaue ich ihm zu.

»Sie müssen ihn festnehmen, bitte!«

Die Polizisten sind ebenso verwirrt.

Sie sind so verwirrt wie ich.

Was macht er da?

Was spielt er uns vor?

Wieso verhält er sich plötzlich so?

»Er ist krank im Kopf!«

Diese Worte treffen mich.

Sie treffen mich härter, als sie eigentlich sollten.

Ich spüre, wie mein Herz zerbricht.

Mein Vertrauen in ihn schwindet.

Stechender Schmerz zieht sich durch meinen Brustkorb.

Mir wird schlecht.

»Was meinen Sie damit? Bitte, junger Mann, reden Sie Klartext«, verlangt einer der Polizisten nun.

Sie beäugen mich skeptisch.

Sie beäugen mich hungrig.

Sie beäugen mich verhasst.

Sie beäugen mich lieblich.

»Er verfolgt mich! Er stalkt mich! Er ist überall, wo ich auch bin! Er schickt mir Bilder von seinem Schwanz und davon, wie er sich ritzt! Er ist einfach nur krank!«

Fassungslos starre ich ihn an.

Ich kann nicht glauben, dass er das sagt.

Ich kann nicht glauben, dass er die Tatsachen so verdreht.

Ich kann nicht glauben, dass er mir das antut.

Ich kann nicht glauben, dass er meine Gefühle so zertrampelt.

»Dieser kleine Junge? Wieso sollte er das tun?«

Die Polizisten verstehen es nicht.

Sie verstehen nicht, warum er ihnen solche Lügen erzählt.

Sie wissen, dass das nicht stimmt.

Sie wissen, dass sie ihm nicht glauben dürfen.

Sie schauen zu mir, dann wieder zurück zu ihm.

»Weil er besessen von mir ist! Seit einem halben Jahr will er etwas von mir, aber ich habe ihn damals abgewiesen, weil ich nichts für ihn empfinde. Seither hat er angefangen, mich so krankhaft zu stalken, er hat sich an mich herangeschlichen und meine Hände genommen, um sie auf seinen Körper zu legen. Er hat mich dazu gezwungen, ihn zu berühren und immer so getan, als wäre es umgekehrt, als wäre er das Opfer! Er hat mir anfangs ein schlechtes Gewissen eingeredet und versucht, mich zu erpressen, gesagt, dass er sich umbringen würde, sollte ich den Kontakt abbrechen! Er hat mich psychisch völlig zerstört und ich konnte es nicht verhindern. Ich konnte nichts dagegen tun! Also verdammt nochmal, bitte helfen Sie mir endlich und nehmen Sie diesen kranken Psycho von mir!«

Langsam gehe ich einen Schritt auf ihn zu.

Er zuckt zusammen und tritt zur Seite, weg von mir.

Mit großen Augen beobachtet er mich.

Angst funkelt in ihnen.

Furcht glänzt in ihnen.

Hass wohnt in ihnen.

Ich bin sprachlos.

Ich bin fassungslos.

Ich weiß weder, was ich sagen, noch, was ich denken soll.

Alles, was ich gerade kann, ist, ihn geschockt anzuschauen.

Er hat mein Vertrauen missbraucht.

Er hat mich verraten.

Er hat mich verpfiffen.

Er hat unser Spiel beendet.

Er hat sich daraus befreit.

Er hat meine Ketten durchbrochen.

Ich beginne, Hass auf ihn zu empfinden.

Ich möchte ihm etwas antun.

Ich möchte ihn leiden lassen.

Ich möchte ihn foltern.

Er soll nicht mehr leben.

Er darf nur mir gehören.

Er darf nicht entkommen.

Eher soll er sterben.

Doch als ich noch einen Schritt nach vorne mache, um auf ihn loszugehen, werde ich plötzlich gepackt.

Die Polizisten halten mich fest.

Sie halten mich von meinem Vorhaben ab.

»Ich liebe dich, Kim Taehyung!«, schreie ich ihn an.

Ich weiß, dass er meine Gefühle nicht erwidert.

Aber er soll es wissen.

Diese Worte sollen sich tief in sein Gedächtnis brennen.

Er soll es niemals vergessen.

Er ist schuld an dem, was aus mir geworden ist.

Er ist schuld an dem, was mir widerfahren ist.

Er trägt an allem schuld.

»Aber ich liebe dich nicht, Park Jimin«, erwidert er leise, bevor er seinen Blick abwendet.

Er ist schwach.

Er kann mich nicht mehr ansehen.

Er ist gebrochen.

»Du bist psychisch gestört, Jimin. Und alles, was ich will, ist, dass es dir endlich wieder besser geht«, spricht er auf mich ein.

Doch dadurch erweckt er nur mehr die Wut in mir.

Ich fange an zu schreien.

Ich schreie laut.

Ich schreie mir meine Stimme aus dem Hals.

Kurz darauf sitze ich in einem Auto.

Meine Handgelenke werden von Handschellen festgehalten.

Das kalte Eisen brennt auf meiner Haut.

Ich habe alles verloren.

Meine Freiheit.

Meine Liebe.

Mein Spiel.

Er hat es geschafft.

Ich bin nicht länger das Opfer.

Nun bin ich der Täter.

Ob ich will... oder nicht.

The End

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Und hiermit sind wir endlich am Ende dieser weiteren, kurzen Geschichte angelangt.
Wahrscheinlich habt ihr überhaupt nicht mit dieser Wendung gerechnet, demnach interessiert es mich sehr, was ihr von dieser Geschichte haltet. Wie gesagt, sie war nur ein kleines Experiment, in dem ich versucht habe herauszufinden, welche Wirkung solch' eine Schreibweise auf Leser hat. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, sie zu schreiben, auch wenn ich mir viel Zeit gelassen habe. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das.🙈
Zudem wisst ihr nun sicher, dass das Zitat aus der Kurzbeschreibung von Taehyung stammt und die Kapitelnamen zusammen ergeben einen Satz von Jimin, der versucht hat, Taehyung für seine krankhafte Liebe verantwortlich zu machen.

Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß beim Lesen und ich danke euch allen überhaupt sehr, dass ihr es bis hierher geschafft habt. Bitte lasst mich doch eure Meinung hierzu hören, ich bin für alles dankbar!️❤️
-Eure ToxicPillow

Be mine  [Vmin]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt