Die Reise zu „Hold"

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   „Aufstehen!" Tims Vater stand vor Tim, als dieser langsam die Augen aufschlug. Er war auf dem Sofa eingeschlafen.
   „Wie spät ist es?", fragte Tim sichtlich verwirrt und immer noch Müde.
   „Sieben Uhr", antwortete Tims Vater, „aber wir haben einen aufregenden Tag vor uns! Tim rollte mit den Augen und legte sich wieder hin. Doch sein Vater ließ nicht locker. Er rüttelte an Tim, bis dieser bereit war, das Sofa zu verlassen. Er hatte immer noch die Klamotten des letzten Tages an. Es hatte sich fast nichts verändert, doch eine Sache war anders: Im Flur des Hauses standen zwei große Koffer.
   „Was soll das?", fragte Tim mit dem Blick auf die Koffer.
   „Frag einfach nicht, komm einfach mit. Schnapp dir einen Koffer und steig ins Taxi." Erst jetzt bemerkte Tim, dass ein Taxi auf dem Hof stand. Tim dachte nicht lange darüber nach, sondern schnappte sich einen der beiden Koffer und ging zum Taxi. Der Taxifahrer stand bereits vor dem geöffneten Kofferraum, nahm Tim den Koffer ab und packte ihn in den Kofferraum. Auch der andere Koffer wurde verstaut und Tim und sein Vater nahmen auf der Rückbank platz. Dann fuhr das Taxi los. Wohin es gehen würde, wusste Tim nicht genau, doch er war sich ziemlich sicher, dass es zum Bahnhof ging.
   Und tatsächlich: Am Bahnhof der Stadt hielt das Taxi und Tim und sein Vater stieg aus. Tims Vater öffnete den Kofferraum und nahm die Koffer hinaus. Jeder der beiden nahm erneut einen der Koffer und sie gingen zu einem der Bahngleise. Sie stiegen in den Zug und fuhren bis zur Endstation. Beide blieben im Zug sitzen und sahen den anderen Passagieren zu, wie sie ihre Sachen zusammenpackten und ausstiegen. Wie Tims Vater in seiner Geschichte erzählt hatte, fuhr auch dieser Zug weiter. Als er anhielt und sein Vater aufstand stand auch Tim auf, schnappte sich beide Koffer und verließ den Zug. Auf dem Bahnsteig nahm wieder jeder einen Koffer und tatsächlich: Es war eine riesige Holztür mit einer Graffiti-Aufschrift, welche eindeutig das Wort „Hold" darstellten. Tims Vater zog einen metallenen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Und tatsächlich: Hinter der Tür erstreckte sich eine riesige, leere Halle und wie beschrieben, stand in der Mitte des Raumes ein Schreibtisch. Hinter diesem saß eine ältere Frau, etwa über siebzig. Als sie Tims Vater sah, stand sie auf und umarmte ihn. Dann schaute sie mich an und dann wieder fragend meinen Vater. Dieser nickte kurz und die Frau schaute wieder mich an. Sie wechselten kein einziges Wort, doch es war klar, was sie kommuniziert hatten. Sie wollte wissen, ob Tim ihr Enkel war.
   „Hey", sagte die Frau und streckte mir die Hand hin, „ich bin Hannah, deine Oma." Tim war verblüfft, doch er nahm es mit Fassung. Sein Vater führte ihn in den langen Gang, von dem dieser am Vortag bereits erzählt hatte. Es waren tatsächlich über hundert Türen. Doch sie waren beschriftet. Aber nicht mit Namen, sondern mit Zahlen. Mein Vater blieb vor der Tür mit der Aufschrift „071" stehen. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Oma mit uns gekommen war. Sie überreichte meinem Vater einen Schlüssel. Dieser steckte ihn in das Schlüsselloch der Tür. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür beinahe lautlos.
   „Hier!" Mein Vater zeigte stolz in den Raum.
   „Was soll das?", fragte Tim sichtlich erstaunt.
   „Das ist dein neues Zimmer!"
   „Wie meinst du das?"
   „Ab jetzt wohnst du hier!"
   „Aber ich will nicht!" Tim war sichtlich enttäuscht.
   „Es ist zu deiner eigenen Sicherheit!"
   „Aber warum?"
   „Okay, setz dich." Tims Vater nahm in einer Ecke des Zimmers platz, das ansonsten komplett leer war. Tim setzte sich daneben und schaute seinen Vater fragend an.
   „Also: Ich habe dir noch nie vorher von deinem Großvater erzählt. Und das hat auch einen guten Grund: Damals, als auch ich die seltsame Gestalt vor dem Fenster gesehen hatte, passierte etwas seltsames, was mein Leben für immer verändern würde."

HoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt