Y a n a r a
Laut Einstein gibt es bekanntlich zwei Dinge, die unendlich sind. Das Universum und die menschliche Dummheit. Wobei er sich beim Ersten nicht sicher war.
Ich stimmte dieser Theorie gerade vollkommen zu. Man bedenke, dass ich schon zum dritten Mal zu spät kam. Denn egal wie angestrengt ich versuchte mir den Lageplan zu merken, jedes mal, wenn ich ihn rausholte, las ich ihn zuerst auf dem Kopf.
So war es auch diesmal ziemlich peinlich, als ich fünf Minuten später, an die Tür klopfte.
Die anderen beiden Kurse verliefen nicht so gut, doch gerade schien ich Glück zu haben. Ein freundliches 'Herein' erklang von innen und ich schwang die schwere Holztür auf.Zweiundzwanzig Augenpaare waren sofort auf mich gerichtet und starrten mich erwartungsvoll an. Ich erwiederte sie nur nervös auf der Unterlippe kauend.
Augenblicklich wurde mir mulmig zumute, doch erneut unterbrach die freundliche Stimme von vorhin meinen Unbehagen.
Ich drehte mich zur Mitte des Saales, wo mir eine kleine pummelige Dame mittleren Alters entgegenlächelte.
»Hallo Liebes, ich hoffe du hattest einen angenehmen Morgen. Setz dich einfach irgendwo hin«, sagte sie gut gelaunt.
Ich konnte nur überrascht und erleichtert aufatmen, endlich mal etwas Gutes heute.»Vielen Dank«, murmelte ich also leise.
Ich schaute mich erneut um und erblickte das perfekte Plätzchen. Es war nicht zu weit vorne, nicht zu weit hinten und doch direkt am Fenster. Zufrieden lächelnd schlenderte ich zum Stuhl und machte es mir darauf bequem. Derweil sprach die nette Dame schon weiter. Anscheinend war ich rechtzeitig gekommen, denn sie stellte sich vor. Zum Glück, sonst müsste ich sie in meinen Gedanken ständig nette Dame nennen.»So liebe Schüler, mein Name ist Professor Mailen McReed und ich freue mich auf das neue Schuljahr mit den Erstsemestern«, erzählte sie.
Ein paar verdrehten daraufhin die Augen, andere konnten es nicht erwarten, loszulegen. Genau so wie ich.𖣔
Erleichtert begutachtete ich die zahlreichen Backwaren vor mir. Der Duft, der sich in dem ganzen Café ausgebreitet hatte, war wie eine Brise neues Glück und verschaffte mir ein Gefühl der Ruhe.
In der Vitrine waren die verschiedensten Kalorienbomben aufgestapelt, doch mein Blick konnte sich einfach nicht von den Zuckerschnecken lösen. Also bestellte ich kurzerhand eine davon und dazu einen Kaffee.Der erste Tag in der Uni war nicht einmal schlecht verlaufen. Die meisten waren freundlich zueinander und auch die Lehrer schienen gut gelaunt. Es war beinahe gruselig, wie alles in meinem Leben sich plötzlich zum Guten wendete. Meinen Eltern ging es besser denn je, mein Motorrad glänzte am Straßenrand und ich konnte mich einfach nicht beschweren. Und doch beschlich mich das Gafühl, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war.
Genau in diesem Moment, als ich bereits an einem Tisch am Fenster saß, ging die Tür auf und ließ die kalte Luft rein. Die Glocke über der Tür gab ein fröhliches Klingeln von sich, aber ich hatte alles ausgeblendet. Denn die Person, die gerade eingetreten war, ließ mich stocken.
Noch nie, in meinem bisher kurzen Leben, war mir ein solcher Mann unter die Augen getreten. Da stand er, eine Lederjacke locker um die Schulter gehangen, und eine Ray-Ban auf der Nase, durch die zwei pechschwarze Augen lugten.
Das erschreckende war, dass er genau in meine Richtung schaute. Er nagelte meinen Blick fest, was mich nervös schlucken ließ. Es war schon längst still geworden im Cafè und alle musterten den hübschen Fremdling.Ich senkte den Blick. Ich konnte seinen Augen einfach nicht standhalten. Ich hoffte einfach, dass er nur kurz meinen Blick erwidert hatte.
Aber ich spürte seinen Blick immer noch auf mir.
Mein Herz fing aus unerklärlichen Gründen an zu flattern und langsam schlich sich ein vollkommen absurder Gedanke in meinen Kopf. Ich war schon einmal so jemandem wie ihn begegnet, doch es war Jahre her. Und trotzdem brannte sich dieser Gedanke wie ein nerviger Ohrwurm in mein Gehirn.
Konnte es wirklich sein...»Hey«
Was zum...
Verwirrt schaute ich auf. Da stand tatsächlich der Typ, der alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er sich angeschlichen hatte. Seine dunklen, fast schwarzen Augen, musterten mich interessiert. So einen Mist aber auch.»Ist hier noch frei?», erklang wieder diese unglaublich schöne Stimme und er deutete auf den freien Stuhl mir gegenüber.
Ich war wie gelähmt. Also brachte ich nichts anderes zustande, als ein Nicken. Mein Mund war unglaublich trocken geworden.
Lächerlich, schoss es mir durch den Kopf. Ich kannte ihn doch nicht mal.
Der Fremdling schmunzelte über meine Gesprächigkeit, aber nahm schließlich Platz. Er fuhr sich währenddessen durch seine braunen Locken und ich bemerkte, dass ich ihn erneut anstarrte.
Sorry, aber was soll ich machen? Er ist schließlich ein-
»Also...Wie fange ich am besten an«, unterbrach er jäh meine Gedanken,
»Ich bin Floyd«Floyd? Noch nie gehört.
Wieder nur ein zögerliches Nicken meinerseits. Kannten wir uns?
Ich wollte aber nicht unhöflich sein und räusperte mich.
»Hi«, brachte ich schließlich heraus. Ich traute meiner Stimme nicht, und ich denke es lag nicht nur an seiner göttlichen Schönheit. Welch Ironie.
Es war diese machtvolle Aura, und gerade weil ich ihn nicht kannte, konnte ich ihn nicht sehr gut einschätzen.Ich knetete unwohl meine Hände und wartete gespannt auf sein Anliegen. Dabei fiel mein Blick auf die Zuckerschnecke vor mir und ich musste ein Seufzen unterdrücken. Konnte dieser Floyd nicht warten?
Nach ein paar Sekunden peinliches Schweigen, schien er meinen Unbehagen zu spüren und verschränkte letztendlich die Arme auf dem Tisch. Mein Blick viel sofort auf sein Bizeps, aber ich versuchte so unauffällig wie möglich draufzuschauen.Ich bin so single...
»Es tut mir leid, dass ich dich einfach so anspreche, wir kennen uns schließlich nicht...aber ich würde dir gerne etwas wichtiges mitteilen«
Er brauchte nicht weitersprechen. Dieser Blick sagte alles.
Und ich hatte gehofft, es verdrängen zu können. Wenigstens ein paar Monate noch.
Das Übernatürliche.
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𝔾𝕠𝕕'𝕤 ℙ𝕝𝕒𝕟
FantasyLaufend ● _________________________ Textausschnitt: »Sie waren die Sklaven der Dunkelheit, aber sie waren menschlicher als Engel es je sein konnten. Sie kannten mehr Schmerz und mehr Leid als jeder Engel zusammen. Wir lebten in Harmonie, abgeschotte...