Y a n a r a
Ein Licht durchbrach die Dunkelheit, in der ich mich befand und lichtete den dichten Nebel.
Ein Wald, der einst stolz bewachsen zu sein schien, war nun verkohlt wiedergekehrt. Baumstämme und Zweige, unendliche Blätter waren kaum wiederzuerkennen. Kein einziges Geräusch war zu vernehmen, alles verlassen und verwüstet. Meine Beine trugen mich tiefer und tiefer hinein. Ich fing an zu rennen, wollte all dem entkommen, doch bewegte mich kein Stück fort.War das alles real?
Diese Frage stellte ich mir auch Wochen nach diesem Traum. Bekam ich einen Einblick in die Zerstörung von Erdwelt? War dies die Zukunft? Grenzenlose Zerstörungswut auf alles Leben im Infernum und überall dieser schwüle Nebel, der die Welt wie eine dichte Wolldecke umhüllte und versuchte, alles zu vertuschen.
Doch die Wahrheit kannte nun jeder. Irgendwas ging in diesen Welten vor sich, etwas Großes steht bevor. Es war erst die Ruhe vor dem Sturm...𖣔
Ein weiterer Tag in der Uni stand bevor. Allein.
Floyd war nach dieser magischen Wanderung einfach wie vom Erdboden verschluckt. Es störte mich aber nicht so viel, ich wusste bereits, er würde zurückkommen, wenn er was brauchte. Und währenddessen gab ich mich der friedlichen Ruhe hin und begann zu lernen. Die Wochen waren wie im Flug vergangen und wie jeden Tag hatte ich Lust, etwas neues zu lernen. Wenn man etwas findet, worin man sich interessiert, sollte man daran festhalten und daran arbeiten, besser zu werden.Meine Hausaufgaben bestanden meistens aus Projekten für Einzimmerwohnungen oder Skizzenerstellungen. Es war schon manchmal ziemlich kompliziert, doch auch da musste ich durch.
Alles in einem war meine Zeit viel zu begrenzt, um mir den Kopf über unser "Problem" zu zerbrechen.Ein dumpfes Geräusch, als wäre jemand gestolpert, ließ mich aufhorchen, aber erschreckt war ich keineswegs.
»Klopf klopf«
Eine belustigte Frauenstimme drang kurz darauf durch die andere Seite meiner Zimmertür.
Sofort musste ich die Augen verdrehen. Aber ich war darauf vorbereitet. »Wer ist da?«
»Deine persönliche Köchin, eure Hoheit«, trällerte es zurück. Ich fühlte schon wie meine Wangen anfingen wehzutun, weil ich so breit grinste und fast wär ich auch in Gelächter ausgebrochen aber ich hielt mich zurück. Besser ich sagte ihr nicht, das man eine Hoheit nicht duzen darf.
»Eintritt gewährt«, näselte ich mit übertrieben hoher Stimme.Sofort öffnete sich die Zimmertür und meine Mutter lugte hinein. Kaum dass ich ihr Gesicht sah, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und viel zurück in meine Kissen, die Hände auf dem Bauch, während ich spürte, wie ich fast keine Luft bekam vor Lachen. Als ob wir das einstudiert hätten!
Ein Teller erschien in meinem Blickfeld und später betrat auch der Rest meiner Mutter das Zimmer.
Mit einem Fuß schloss sie die Tür hinter sich und balancierte den Teller voller selbst gebackener Schokoladenkekse auf mein Bett, wo ich meine Lehrbücher ausgebreitet hatte.Kaum war ein Keks in meiner Reichweite wurde er unwiderruflich und endgültig von mir vernichtet. Ich konnte mir einen genüsslichen Laut nicht unterdrücken, als ich in das herzhaft warme Gebäck biss.
Meine Mutter setzte sich neben mich und griff ebenfalls nach einem Keks.
»Und was machst du so?«, wollte sie wissen und lugte auf den Haufen ungeordneter Blätter.
»Lernen. Du so?« Ich liebte dieses lockere Verhältnis zwischen uns und ich konnte behaupten, dass meine Mutter meine beste Freundin war. Sie steht immer hinter mir und unterstützte mich wo immer ich auch Hilfe brauchte. Klar gab es den ein oder anderen Streit zwischen uns, aber meine Entschuldigungskuchen waren einfach legendär.»Dein Vater zerbricht sich den Kopf über den neuen Fernseher« Sie verdrehte belustigt die Augen. »Mal ist er zu klein, mal ist er zu kompliziert und da war sogar einer, dein Vater wollte ihn am liebsten aus dem Fenster schmeißen«
Ich musste kichern bei der Vorstellung von meinem Vater, wie er sich die Haare raufend nicht entscheiden konnte. Seid ein paar Monaten verfolgte er schon den verrückten Plan, das Wohnzimmer komplett umzugestalten. Wer weiß, was ihn da geritten hatte. Auf jeden Fall schien er erst jetzt damit anzufangen.
»Was ist denn mit dem Weihnachtsbaum?«, fragte ich nuschelnd und nahm mir einen zweiten Keks.Es war mittlerweile November und während alle noch arbeiteten, fing unsere Familie schon mit den Weihnachtsvorbereitungen an. Das war einfach Tradition. Ein echter, zwei Meter großer Weihnachtsbaum krönte jedes Weihnachten unser Wohnzimmer für mindestens drei Monate. Wenn ich mich recht entsinne gab es sogar ein Jahr, da war er noch bis Ostern im Haus. Aber das war eine andere Geschichte.
»Dein Onkel kommt morgen. Genau das wollte ich dir noch sagen«, nickte sie zustimmend und wackelte dann mit den Augenbrauen. Ach ja, mein Onkel. Der Holzfäller wie aus den Märchen. Es würde mich nicht wundern, käme er morgen mit einem karrierten Hemd und eine dieser Mützen mit den Ohrenklappen.
Ich grunzte belustigt. Das wärs.Die Kekse nahmen langsam ihr Ende und als auch der letzte Krümel vernichtet wurde, lehnten wir uns beide zurück. Meine Bücher hatte ich allesamt einfach auf den Boden gefegt.
Jetzt, wenn alles ruhig war und ich nichts zu tun, kamen auch alle verdrängten Gefühle in mir hoch. Verzweiflung. Wut. Verständnislosigkeit.
Die Gedanken legten sich wie ein trüber dunkler Schleier über meine Sinne.»Sag mal« -ich musste es mir einfach von der Seele reden- »Was wäre, wenn ich jemanden getroffen hätte?«
Sofort wurde meine Mutter hellhörig und setzte sich gespannt im Bett auf. »Ein Junge?« Ich wusste, diese Frage würde kommen. »Wir haben dich bereits über Verhü-«
»Nein! Also ja, aber...«, viel ich ihr ins Wort. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. »Er ist...also« Mir fehlten irgendwie die Worte, aber es war schon zu spät, noch irgend etwas zu leugnen, also entschied ich mich für die kurze schmerzlose Variante.
»Er ist ein Dämon«
Noch nie war ich mir bei etwas so unsicher, es in Gegenwart meiner Mutter zu erwähnen.
Außer vielleicht, als ich zum ersten Mal meine Periode bekam...bruh.Ein paar Sekunden war es still. Das kam wohl ziemlich unerwartet. Ich biss mir auf die Lippe und schaute sie gespannt an. Sie hatte sich mittlerweile wieder hingelegt und ihr Gesicht war zur Decke gerichtet.
Aber dann schaute sie mich an.
»Okay« Okay?!
»Okay?« Ich war verwirrt.Ich wusste ja bereits, dass meine Eltern mit dem Übernatürlichen vertraut waren. Aber so eine Reaktion war mir neu, denn wir schwiegen oft einfach darüber. Wenn es mal zur Sprache kam, dann lediglich über Zühre und den Hexenstaub. Ehrlich gesagt machten sie immer ein Geheimnis über meine Herkunft und in welchem Zusammenhang ich ihnen in den Schoß gefallen war. Aber ich brannte auch nicht darauf, es zu wissen. Ich liebte meine Eltern. Sie waren immer für mich da, haben mich gelehrt zu lieben und zu leben wie ein Mensch. Ein Mensch, der dankbar dafür ist, dass er jemanden hatte, egal wie aussichtslos die Situation schien.
»Ja«, sie schaute mich an, »Aber du musst ihn mir vorstellen. Ich bin noch nie einem...Dämon begegnet, deswegen entschuldige die Skepsis, die ich ihm entgegenbringen werde«
Verblüfft starrte ich sie ein paar Sekunden lang an, unfähig was zu sagen.»Na wenn das so ist...« Mir fehlten einfach die Worte.
Sie schaffte es, mich immer wieder zu überraschen. Aber auch wenn sie es nicht direkt sagte, hatte sie recht; man sollte die Dinge von den Guten Seiten betrachten.Auch wenn es zurzeit einfach schier unmöglich war.
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𝔾𝕠𝕕'𝕤 ℙ𝕝𝕒𝕟
FantasiaLaufend ● _________________________ Textausschnitt: »Sie waren die Sklaven der Dunkelheit, aber sie waren menschlicher als Engel es je sein konnten. Sie kannten mehr Schmerz und mehr Leid als jeder Engel zusammen. Wir lebten in Harmonie, abgeschotte...