Wild entschlossen schnappte ich mir meinen Rucksack und stürmte zu meinem Klassenzimmer. Leider hatten wir die erste Stunde nicht gemeinsam mit den Gryffindors Unterricht, sondern mit den Slytherins. Und auch auf den Gängen begegenete mir keiner der Zwillinge.
Erst nach der Schulstunde, von der ich kein Wort mitbekam, traf ich auf die beiden Weasleys, denn wir hatten zusammen Verteidigung gegen die dunklen Künste. Es war mein erklärtes Hassfach, denn... ich war total schlecht im Zaubern. Seit dieser Sache mit meinen Eltern hatte ich keinen vernünftigen Zauberspruch mehr geschafft und langsam bezweifelte ich, dass ich wirklich Magie besaß.
Ich erreichte das Klassenzimmer und stellte mich zu Fred, um ihn zu fragen. Sein Blick streifte mich kurz. "Moody ist noch nicht da", erklärte er kurz angebunden.
Damit warf er mich einen Moment aus der Bahn.
"Äh ja, ich weiß... Ist mir aber egal... Ich hab deinen Brief gesehen."
Der Rothaarige wirkte noch immer distanziert.
"Aha. Und, hast du schon die Aufgabe erfüllt?""Alsoooo... Darüber wollte ich mit dir reden..", begann ich zögerlich und kämpfte damit, all meinen Mut zu sammeln, um die Frage zu stellen, die mir auf der Seele brannte.
Doch bevor ich mich überwinden konnte, redete Fred einfach drauflos: "Nein, ich diskutiere nicht mit dir darüber. Du hast die Aufgabe zu erfüllen, egal wie viel Angst du hast! Denn darum geht es doch, du musst das endlich einmal überwinden!"
Ich nickte still, dann ballte ich meine Hände zu Fäusten."WillsdumitmirzumBallgehen?", stieß ich in einem Atemzug hervor.
Fred zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und für einen Moment verschwand die Kälte in seinen schönen Augen und wich der Belustigung.
"Was hast du gesagt?!"
Ich spürte, wie die Röte in meine Wangen kroch.
"Ich wollte dich fragen, ob du..."
Aber weiter kam ich nicht, denn Lee tauchte neben mir auf.
"Fay, ich habe dich überall gesucht. Ich wollte dich etwas fragen", begann er und noch ehe er weitersprach, ergriff mich eine schreckliche Vorahnung. Ich versuchte, es noch zu stoppen, doch es war zu spät.
"Willst du mit mir zum Ball gehen?", stellte er die unheilvolle Frage.
Ich schloss verzweifelt die Augen. Was jetzt? Lee war total nett und lieb, ich wollte ihn wirklich nicht verletzen, aber ich würde nicht mit ihm zum Ball gehen.
Ich öffnete den Mund, doch es entwich ihm kein Ton. Das nahm Lee offenbar nicht als verzweifeltes Ringen nach einer freundlichen Absage, sondern als freudige Sprachlosigkeit. Jedenfalls nahm er sanft meine Hand und zog mich zu sich. Er schaute mir tief in die Augen.
"Ich mag dich wirklich sehr gern, Fay", erklärte er und wollte mich küssen. Ich drehte schnell meinen Kopf zur Seite und er traf nur meine Wange. Dann entzog ich ihm meine Hand.Ich wirbelte zu Fred herum, um ihm alles zu erklären... Doch er war gegangen. Ich entdeckte seinen Haarschopf auf der anderen Seite des Ganges und neben ihm stand... Fleur Delacour. Er schien sich mit ihr zu unterhalten und sie warf lachend den Kopf in den Nacken. Und dieser glockenhelle Ton ihrer Stimme bohrte sich in mein Herz, wie ein Dolch, der wieder und wieder herumgedreht wurde. Lee folgte meinem Blick. "Ey, Freddy, mit wem gehst du zum Ball?!", brüllte der dunkelhäutige Gryffindor und Fred hob den Kopf. "Ach ja, richtig!", grinste er und... wandte sich an Fleur. "Mylady, wollt Ihr mir die Ehre erweisen, meine Begleitung für diesen Abend des Tanzes zu sein?" Die wunderschöne, blonde Französin warf gespielt überrascht ihr Haar in den Nacken und legte ihre Hand in Freds. "Liebend gern, Monsieur!"
Diese drei Worte waren wie Nadelstiche. Was hatte ich falsch gemacht?! Was passierte hier überhaupt? Wie konnte ich so ein Pech haben, dass genau im entscheidenden Moment Lee auftauchte und alles kaputt machte?! Ich hörte mich selbst sagen: "Ich gehe gern mit dir zum Ball." und ein halbherziges Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Lee freute sich zweifellos, er lachte lauthals und wirbelte mich herum. Ich tat, als wäre ich glücklich, doch mein trauriger Blick glitt zu Fred, der mit zusammengeressten Lippen zu uns schaute, bevor er sich wieder der perfekten Fleur Delacour zuwandte. Ich schluckte schwer und wollte gerade noch etwas zu Lee sagen, als Moody kam. Na endlich. Hätte er nicht früher auftauchen können?! Vielleicht wäre mir dann dieses ganze Theater erspart geblieben.
Ich löste mich von dem begeisterten Gryffindor und betrat das Klassenzimmer, wohlwissend, dass ich mich jetzt auf nichts weniger konzentrieren könnte, als auf den Unterricht.
"Er hat sie bestimmt nur gefragt, weil er dachte, dass du mit Lee hingehen willst!", versuchte Angelina mich aufzumuntern, doch mein Tränenfluss war nicht zu stoppen. "Und wieso hat er dann nicht mal meine Antwort abgewartet?! Ich scheine ihm völlig egal zu sien. Er hat nicht einmal in Betracht gezogen, dass ich ihn fragen könnte." Die Gryffindor schaute mich mitleidig an, was meine Verzweiflung irgendwie nur noch vergrößerte. "Ach Fay. Ich weiß es doch auch nicht. Komm her, Süße" Sie zog mich zu sich und umarmte mich. "Wenn er dich nicht möchte, dann verdient er dich auch nicht. Er ist ein Idiot, wenn er nichts für dich empfindet. Schlag ihn dir aus dem Kopf und verbringe einfach einen schönen Abend mit Lee. Wer weiß, vielleicht entwickelst du ja doch noch Gefühle für ihn. Und wenn nicht, dann bleibt ihr halt Freunde. Lass dich nicht unterkriegen." Ich lächelte sie an. "Danke! Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Du bist eine tolle Freundin!", erklärte ich ehrlich und sie strahlte freudig.
"Apropos gute Freundin! Ich bin ja eine scheiß Freundin! Mit wem gehst du überhaupt zum Ball?!" Sie kicherte. "George hat mich gefragt", erzählte sie und wurde bis über beide Ohren rot. Wie süß. Ich quietschte und hüpfte auf dem Bett auf und ab. "Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!!!", kreischte ich. "Wie süüüüüüß!" Meine Freundin prustete los. "Ey, die Spezialistin für Fangirlattacken bin ja immer noch ich hier!" Sofort verblasste meine Freude ein wenig. "Nun ja, ab jetzt wohl nicht mehr. Es hat sich "ausgefrayt"", murmelte ich traurig. Angelina schüttelte nur den Kopf. "Warts ab... Warte es nur ab."
Am nächsten Tag ging ich nicht zum Frühstück, denn wenn ich Fred sehen würde, müsste ich wahrscheinlich wieder losheulen. Außerdem hätte ich vermutlich eh nichts runtergekriegt. Denn heute war der letzte Tag. Morgen war die erste Aufgabe. Der Kampf gegen den Drachen. Vor der ganzen Schule. Und ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich das überleben sollte. Angelina versuchte mir beizustehen und gemeinsam suchten wir nach Zaubersprüchen, die ich dem Drachen entgegenschleudern konnte. Wir fanden einige, doch keinen einzigen davon bekam ich hin, als wir es übten. "Keine Sorge, Fay, morgen bei dem ganzen Adrenalin geht das wie von selbst!", versuchte die Gryffindor mich zu beruhigen, doch es wollte nicht so richtig funktionieren. Ich glaubte ihr nicht. Ich hatte heute den Unterricht geschwänzt und all meine Zeit für diese Zaubersprüche genutzt. Doch als ich am Abend zu Bett ging, konnte ich nichts und war völlig planlos.
Ich schlief nicht richtig. Mir war übel, mein Magen krampfte und ich war schweißgebadet. Wenn ich wenigstens Fred an meiner Seite gewusst hätte, wäre es mir schon besser gegangen. Doch nein, zwischen uns war die Stimmung so kalt wie Sibirien. Ich hatte mir einfach falsche Hoffnungen gemacht. Ich hatte mir eingebildet, dass zwischen Fred und mir mehr wäre als Freundschaft. Und morgen würde ich ganz allein einem Drachen gegenüber stehen. Ich zitterte. An Schlaf war nicht zu denken.
Ich stand auf und streifte mir eine große Jacke über mein Top und meine Shorts. Dann verließ ich den Schlafsaal. Ich ging an den einzigen Ort, wo ich jetzt sein wollte.
Nein, nicht die Bibliothek.
Der Raum der Wünsche war jetzt mein Ziel.
Ich kreierte einen kleinen Raum mit Kamin und einem riesigen, roten Sofa. Zitternd kuschelte ich mich mit einer dicken Decke in die weichen Polster und wartete. Worauf, das wusste ich selbst nicht. Darauf, dass diese Nacht endlich vorbei sein würde. Ich wartete darauf, dass das Warten ein Ende hatte. Denn diese Zeit vor dem Kampf war das Schrecklichste an dem Ganzen.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich wirbelte herum.Es war Fred. Langsam kam er zu mir und sank neben mich auf das Sofa. Und in dem Moment war der Bann gebrochen. Ich begann zu weinen.
Der rothaarige Gryffindor stellte keine Fragen. Er machte mir keine Vorwürfe, er versuchte nicht, mit mir zu reden. Er nahm mich nur in den Arm. Und so blieben wir die ganze Nacht lang sitzen, aneinandergekuschelt und still. Bis die Sonne aufging und den Tag der ersten Aufgabe ankündigte.
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In 4 Lektionen zum Erfolg- Eine Fred Weasley Fanfiction
FanfictionIch hatte Angst. Angst auszusprechen, was ich fühlte. Denn er fühlte nicht genauso, dessen war ich mir sicher. Er war viel zu gut für mich. "Sag mir endlich, was mit dir los ist. Bitte! Hat dir jemand etwas getan?" Seine Stimme wurde tiefer, sein...