1 - Kakashi

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»The strain of time tore us apart.
It's not what we want, but it's where we are.«
~ Hayley Warner, Closure


»Kakashi ...«

Seine Lippen waren so weich. Weicher als er sie sich vorgestellt hatte. Und sein Kuss schmeckte gut. Nach Leidenschaft, süßer Versuchung und nach Freiheit.

»Kakashi ...«

Noch einmal hörte er ihn seinen Namen sagen, leiser als zuvor, aber dieses Mal lag ein solches Verlangen darin, dass er fühlte, wie er eine Gänsehaut davon bekam. Er streckte seine Hand aus –

– und schreckte unsanft aus seinem Traum, als der Wecker die morgendliche Stille zerriss. Denn ja, das realisierte er jetzt, es war nur ein Traum gewesen. Doch er hatte sich so real angefühlt. So verdammt real. Er konnte den warmen Kuss noch förmlich auf seinen Lippen spüren.

Noch leicht benommen stieg Kakashi aus dem Bett und öffnete das Fenster, um gierig die frische Morgenluft einzuatmen. Sie streifte seine Haut und kühlte sein erhitztes Gemüt etwas ab.

Was hatte er da heute nur geträumt? So einen Traum hatte er lange nicht mehr gehabt. Kakashi träumte zwar jede Nacht, aber meistens waren es keine besonderen Träume und sie verblassten nach dem Aufwachen schnell zu einer fernen Erinnerung, die schon aus seinem Kopf verschwunden war, sobald er das Haus verließ.

Doch heute hatte er den Traum noch beim Frühstück glasklar vor Augen.

Nun – das stimmte nicht ganz. Denn er konnte sich zwar daran erinnern, was passiert war, aber nicht, wer seinen Namen geflüstert und ihn geküsst hatte. Es war dunkel gewesen in seinem Traum, nur das Mondlicht hatte zum Fenster herein geschienen und sie beide in ein wildes Wechselspiel von Licht und Schatten getaucht.

Als er sich auf den Weg zum Büro des Hokage machte, fragte er sich immer noch, wer der Mann gewesen war, bei dessen Worten sein Herz angefangen hatte schneller zu schlagen.

»Guten Morgen, Kakashi.«

Der Hokage begrüßte ihn freundlich und gut gelaunt, und Kakashi fühlte sich dadurch immer wieder an den Tag zurückversetzt, an dem ihn dieser Mann mit einem Lächeln und einer ausgestreckten Hand in sein Team aufgenommen hatte.

»Guten Morgen, Hokage-sama. Wie lautet die heutige Mission?«

Minato drehte sich mit einem herzlichen Lachen in seinem Stuhl um, stand auf und kam auf Kakashi zu. Doch im Gegensatz zu früher konnte Kakashi ihm nun in die Augen sehen, ohne den Kopf heben zu müssen.

»Förmlich wie immer.« Minato lachte erneut. »Ach, Kakashi.«

»Gibt es ein Problem, Hokage-sama?«

»Nein, überhaupt nicht.« Er trat ans Fenster und sah einige Augenblicke lang hinaus, bevor er hinzu fügte: »Ich finde es nur erstaunlich, dass du dich in all den Jahren kaum verändert hast.«

»Was meinen Sie?« Kakashi konnte beim besten Willen nicht sagen, worauf Minato hinaus wollte. Er war ein Mitglied der ANBU-Einheit. Das war definitiv ein Unterschied zu früher, würde er wagen zu behaupten.

»Lassen wir das. Ich habe eine sehr wichtige Mission für dich.«

Kakashi wartete geduldig, bis der Hokage sich wieder auf seinem Stuhl niedergelassen und einige Seiten an Missionsdokumenten bereit gelegt hatte. Als er das richtige Stück Papier gefunden hatte, hielt er es Kakashi hin. Dieser nahm es entgegen und las es sorgfältig.

»Stell dir für diese Mission ein eigenes Team zusammen. Ihr habt drei Tage dafür Zeit und die Mission beginnt übermorgen.«

»Danke, Hokage-sama.« Kakashi gab ihm das Dokument zurück und machte Anstalten, das Büro zu verlassen, als Minato ihn noch einmal ansprach.

If I Told YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt