19 - Kakashi

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»Your touch is contagious.
You know what I need tonight.«
~ Eli Lieb, Young Love

Kakashi konnte kaum glauben, dass er den Mut gefunden hatte, die Worte wirklich laut auszusprechen. Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, aber die Belohnung war es wert gewesen: Obitos Lippen auf seinen, seine Hände auf seiner nackten Haut, die ein angenehmes Prickeln hinterließen, wo immer sie ihn berührten.

Seine eigenen Hände glitten unter Obitos Shirt und schließlich zog er es ihm über den Kopf, wobei er es fast nicht ertrug, den Kuss zu unterbrechen. Das Kleidungsstück landete irgendwo hinter ihnen auf dem Boden, aber keiner von beiden schien davon Notiz zu nehmen. Sie sanken hinab aufs Bett. Kakashi lag nun auf Obito, und dessen warme Haut fühlte sich unendlich gut an. Doch er wollte noch mehr. Das hier reichte ihm noch nicht. Aber war es für seinen Freund auch in Ordnung?

»Bist du sicher, dass –« Weiter kam Kakashi nicht, denn Obito presste eine Hand auf seinen Po, mit der anderen griff er in seinen Nacken und zog ihn so eng an sich, dass ihre Zähne klappernd aufeinandertrafen. Doch das störte Kakashi nicht im Geringsten. Im Gegenteil – ein angenehmer Schauer jagte ihm durch den ganzen Körper und er stöhnte auf.

»Ich will dich auch, Kakashi«, murmelte Obito gegen Kakashis Lippen, und jetzt gab es kein Halten mehr.

Das helle Mondlicht schien zum Fenster herein und tauchte die beiden in ein wildes Wechselspiel aus Licht und Schatten, während ihre Körper sich miteinander bewegten und keinen Zentimeter Platz zwischen sich ließen. Nur ab und zu war ein leises Stöhnen zu hören, ein gemurmelter Name, ein Keuchen. Der Mond wanderte am Nachthimmel entlang, doch das bemerkte keiner der beiden Männer, während sie damit beschäftigt waren, jeden Zentimeter des anderen zu erkunden und dabei mal stürmisch, mal zärtlich waren.

Kurz bevor Kakashi die Augen zufielen, als es schon weit nach Mitternacht war, hörte er Obito leise seinen Namen murmeln.

»Kakashi ...«



Das Sonnenlicht kitzelte Kakashis Wange, als er die Augen aufschlug. Oder waren es Obitos verwuschelte Haare gewesen, dessen Kopf auf Kakashis Brust lag und der leise schnarchte?

Es fühlte sich wunderbar an, Obito so nah bei sich zu haben, die Arme um seinen nackten, warmen Körper gelegt, und den Moment einfach nur zu genießen.

Die Erinnerung an letzte Nacht kehrte in Kakashis Bewusstsein zurück, und sofort breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Es kam ihm noch vor wie ein Traum, aber der ruhig schlafende Mann, der halb auf ihm lag, bewies ihm, dass es keiner war, was seine Mundwinkel noch weiter nach oben wandern ließ.

Eine ganze Weile lag er still da und lauschte Obitos ruhigem Atem, doch schließlich musste sich Kakashi doch bewegen, weil einer seiner Arme zu kribbeln begann. Langsam regte sich Obito auf ihm und blickte ihn dann verschlafen an.

»Guten Morgen«, flüsterte Kakashi und drückte Obito einen Kuss auf den Kopf.

»M-Morgen«, murmelte dieser und gähnte herzhaft. Dann wand er sich vorsichtig aus Kakashis Armen, um sich aufzusetzen und sich zu strecken.

Einige Augenblicke lang waren nur die zwitschernden Vögel zu hören, die ihre morgendlichen Lieder anstimmten oder fortsetzten, und das Rascheln der Bettdecke, als Obito sich zurück in die Kissen sinken ließ und Kakashi auf einen Arm gestützt ansah.

»Wie geht es dir?«, fragte Obito, und Kakashi wusste, worauf er hinaus wollte.

»Es ging mir nie besser«, antwortete er lächelnd, aber er musste doch zugeben, dass sein Körper leicht schmerzte. Hoffentlich konnte er sich später normal bewegen, ohne dass Obito Verdacht schöpfte. Notfalls würde er es auf seine Missionsverletzungen schieben.

»Lügner«, flüsterte Obito, doch seine Mundwinkel zuckten dabei und seine Stimme war sanft. Kakashi spürte Obitos warme Hand an seiner Wange entlangstreichen und fand sich dann in einem Guten-Morgen-Kuss wieder, den er gerne noch länger ausgekostet hätte, wenn Obito nicht ein paar Sekunden später aus dem Bett geklettert wäre, etwas von Badezimmer murmelnd. Kakashi sah seinen hübschen Po, der genau auf Augenhöhe war, aus dem Zimmer wackeln und konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Oh, wie gerne würde er die Zeit zurückspulen, um die vorangegangene Nacht noch einmal zu erleben.

Er war sich jedoch ziemlich sicher, dass dies nicht die letzte ihrer Art bleiben würde, stand dann ebenfalls auf und begann aus dem Kleiderchaos am Boden seine eigenen herauszufischen.



Eine halbe Stunde später saßen sie im Wohnzimmer auf dem Sofa, eng aneinander gekuschelt, und genossen die friedlichen Morgenstunden. Sie sprachen nicht viel, sondern kosteten einfach nur die Nähe des anderen vollkommen aus. Erst als Sumiye Uchiha irgendwann auftauchte und ihnen einen guten Morgen wünschte, lösten sie sich voneinander und bereiteten zusammen das Frühstück vor.

»Habt ihr gut geschlafen?« Sumiyes Frage war völlig normal, und doch spürte Kakashi, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Hoffentlich verdeckte seine Maske den Großteil davon.

Schnell wandte er den Blick ab und sah nach unten.

»J-Ja«, hörte er Obito da stammeln. Ihm schien es genauso zu gehen wie ihm.

»Na dann ist es ja gut. Ich ebenfalls.« In Sumiyes Stimme schwang Belustigung mit, doch sie ging nicht näher auf das Thema ein, sondern sagte, dass sie für heute Nachmittag Minato zum Tee eingeladen hatte.

Kakashi fielen prompt die Stäbchen aus der Hand, als er das hörte, und er sah Sumiye überrascht an.

»Du hast was?!«, rief Obito leicht hysterisch und seine Augen weiteten sich, als Kakashi sich ihm zuwandte.

»Darf man denn etwa nicht den Hokage zum Tee einladen?« Obitos Oma klang eingeschnappt, aber ihr Grinsen verriet sie. »Ich dachte, ihr würdet euch freuen, da ihr früher ja ein Team wart. Ich habe ihn vor ein paar Tagen in der Stadt getroffen und ihn mit seiner Familie zu uns eingeladen. Er hat sich sehr gefreut und wollte sich bei seinem Besuch nach deinem Befinden erkundigen, Kakashi-kun.«

Obito und er sahen sich einen Moment lang an und Kakashi konnte sehen, dass dieser ebenfalls nicht wusste, was er davon halten sollte.

Doch Obito wusste auch nicht, was in jenem Moment in Kakashis Kopf vorging.

Es fühlte sich an, als würde ein großer Felsen einen Hang hinab direkt auf Kakashi zu rollen und ihn jeden Moment unter sich begraben.

Wenn sie zusammen mit Minato sprachen, könnte es durchaus passieren, dass das Thema zur Sprache kam.

Nein. Kakashi war sogar ziemlich sicher, dass das passieren würde.

Und wenn Obito herausfand, was er damals getan hatte ...

Wollte er dann Kakashi noch an seiner Seite haben?

If I Told YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt