Gute Geistergeschichten, die auf subtilen Grusel statt auf rollende Köpfe setzen, sind rar. Findet ihr nicht auch?
Vielleicht geht es euch ja ähnlich wie mir und ihr langweilt euch ebenfalls zu Tode (- dieser Umstand ist wahrscheinlich der eigentliche Horror an der Splatterliteratur -), wenn literweise Blut spritzt, Extremitäten durch die Gegend fliegen und zu allem Überfluss auch noch irgendwelche schleimigen Monster den Protagonisten auf sehr plumpe Art und Weise nach dem Leben trachten.
Zu meinem Leidwesen habe ich festgestellt, dass ich in Sachen "Psycho-Horror" weniger hartgesotten bin, seit ich Kinder habe. Aber dennoch kann ich nicht leugnen, dass hier eine meiner eigentlichen und ursprünglichsten Domänen liegt. Die ersten Geschichten, die ich selbst ersonnen und meinem Publikum, damals bestehend aus einer Schar gleichaltriger Kindergartenfreunde, erzählt habe, waren solche, die uns alle (mich eingeschlossen) das Fürchten lehrten.
Und welche Jahreszeit, wenn nicht die dunkle, die nun mit dem November eingeläutet wurde, eignet sich besser, um dieses Faible für das Morbide wieder zu erwecken?
Zudem muss ich gestehen, dass mir der (Ex-)Schmelz ( - für Insider: Ja, am neuen Cover arbeite ich noch -) in Sachen Liebesroman eine solche Überdosis verpasst hat, dass ich in literarischer Hinsicht jetzt selbst dringend ein Kontrastprogramm benötige. Es verhält sich da wie mit der Schwarzwälder Kirschtorte, die ich für meinen Mann und mich zum Geburtstag gebacken habe: Da wir Geburtstage aus Prinzip nicht feiern und es folglich keine geladenen Gäste gab, mussten wir die Torte ganz alleine aufessen. Die ersten Stücke schmeckten noch himmlisch, aber spätestens das sechste Torteneck innerhalb von drei Tagen (die Kirschsahne hält sich nicht ewig im Kühlschrank), kam eher einer Strafe gleich. Und jetzt kann ich erstmal keine Torte mehr sehen. Weder Schwarzwälder, noch sonst irgendeine.
Die Idee für dieses Buch sprang mich heute ganz unvermittelt während einer längeren Autofahrt an. Auch der Titel war in fünf Minuten gefunden und das Cover soeben binnen einer Viertelstunde gebastelt. Allein das spricht schon dafür, dass dieser Tapetenwechsel gerade dringend nötig ist. Gehen wir also vom Raum mit dem rosaroten Herzchendekor hinüber in jenes andere Zimmer, in dessen dunklen Ecken mysteriöse Schatten lauern, wo der Putz von den Wänden bröckelt und der alte Schaukelstuhl sich scheinbar von allein knarzend vor- und zurückbewegt.
Dieser Aufenthalt im Spukzimmer ist für mich außerdem eine ideale Einstimmung auf "Am Anfang war Lila", das ja schon lange sehnsüchtig darauf wartet, endlich fortgesetzt zu werden. Doch solange ich den (Ex-)Schmelz noch nicht an den Mann oder selbst auf den Weg gebracht habe, kann ich nicht in meinen zweiten Mammutroman eintauchen. Wohl aber in die ein oder andere fiese, kleine Geschichte. Ebenso wie mein Gatte und ganz wie es sich für uns Skorpione gehört, huldige ich, neben meinem Hang zu Grusel und Nervenkitzel, dem schwarzen, bösen Humor.
Wer ähnliche Interessen sein Eigen nennt, sei nun herzlich eingeladen, mir zurück zu meinen dunklen Wurzeln zu folgen.
Der erste Streich folgt morgen.
Einen schönen Restabend und schlaft später gut! Heute habt ihr noch die Gelegenheit dazu. :)
(Ich selbst schlafe ohnehin nicht. Wisst ihr ja.)
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Wenn die Toten reden
ParanormaleHier ist drin, was draufsteht: Kleine, gemeine Geistergeschichten. Wobei ich das "kleine" wohl jetzt schon relativieren muss. Bereits meine erste Gruselmär besteht darauf, sich über mindestens drei Teile erstrecken zu dürfen. Im Vergleich zu dem, wa...