Du willst in der Mitte stehen und dass alle Augen auf dich gerichtet sind, aber so einfach geht das nicht.
Du bist nicht sonderlich spannend. Irgendwie musst du also auf dich aufmerksam machen, aber so einfach geht das nicht.
Du versuchst mit Empörung und Skandal über Wasser zu bleiben, weil du es brauchst. Du brauchst dieses einzigartige Gefühl Teil von etwas zu sein, gar die Spitze des Eisbergs, aber so einfach ist das nicht.
Du bist die, die die viel zu schrill ist. Du bist die die viel zu laut ist. Du bist die, die um jeden Preis auffallen muss.
Du bist aufmerksamkeitsgeil.
Du brauchst diesen Rausch. Du blamierst dich bewusst, weil seltsame Blicke ist ja besser als gar keine Beachtung. Aber so einfach ist das alles nicht.
Du verbiegst dich und bist dir selbst nicht mehr treu.
Du findest dich ja selbst zum Einschlafen langweilig.
Du bist die Person im Raum, die dich nur akzeptiert, wenn du merkst, dass die anderen dich ein wenig weniger ablehnen.
Du machst dich in aller Stille runter, brauchst einfach mal ein wenig Ruhe und Frieden und spielst doch immer die Extrovertierte.
Du lässt deinen exzentrischen Launen alle Freiheiten, lässt sie an anderen aus, weil dann müssen sie dich ja bemerken und man soll ja nicht immer alles in sich hinein fressen und du bist nun mal so und du möchtest dich ja nicht verbiegen und...
Du hast für alles eine Ausrede, bloß du glaubst dir selbst nicht mehr vor lauter Ausreden.
Du schreibst diese anklagenden Zeilen, weil du leider mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurdest und dich scheiße fühlst. Nein. Du fühlst dich nicht scheiße, weil dem so ist, sondern wegen diesen Zeilen, aber sich scheiße fühlen ist ja besser als nichts fühlen, oder?
Du suchst Aufmerksamkeit und Ausreden für dich selbst, predigst von einer besseren Welt.
Du bist ja ach so ... und doch so ... nichts.
Du machst es schon wieder. Du rechtfertigst alles damit du im Mittelpunkt dieses Textes stehst.
Du bist ein Junkie. Nein nicht nur für Drogen, die bringen wenn überhaupt nur den halben Kick den du durch die Aufmerksamkeit bekommst.Und dennoch gehen sie dir nicht aus dem Kopf. Du dachtest, du hast diese „Phase" überwunden, in der du dich zudröhnst mit Alkohol und Schmerzmitteln, weil drauf sein ist ja voll cool, auch wenn du mit 15 oder 16 schon schlau genug sein solltest, den Scheiß zu lassen. Heute bist du älter, gut 20 Jahre alt, solltest es spätestens jetzt besser wissen, wenn schon damals nicht, weil da war man ja jung und dumm. Trotzdem denkst du ständig daran zurück. Du machst kein Unterschied zwischen dem Rausch der Euphorie und dem Rausch der Drogen. Du hast es letztens aus Versehen wieder ausprobiert und wolltest damit sofort wieder aufhören, aber so einfach geht das nicht.
Du machst deinen Körper kaputt.
Du zitterst während du diese Zeilen niederschreibst, weil sie die Wahrheit über dich preisgeben. Dennoch posaunst du gern herum, dass du doch perfekt bist. Du bist nicht perfekt. Du bist weit entfernt davon und nur weil du für alles eine geistlose Antwort parat hast, ändert sich daran auch nicht.
Du willst schlagfertig sein, hübsch und gebildet wirken, du willst geheimnisvoll rüber kommen und everyone's Darling verkörpern, du willst schlang sein, aber nicht zu schlang, also so genau richtig schlang, so wie es die anderen perfekten Mädchen und Frauen sind, du willst witzig sein, aber so einfach ist das nicht.
Du willst diejenige sein, die anderen einfach nicht mehr antwortet auf ihre Nachrichten und die tausend Typen am Start hat.
Du willst die Auswahl haben und nicht nur die letzte Wahl sein.
Du willst im Scheinwerferlicht der ganzen Welt stehen.
Doch so bist du nicht.
Du bist anders, aber ob das so gut ist, weiß ich auch nicht.
Du fragst dich, ob was mit dir nicht richtig läuft, also so psychisch und so, weil dann hast du ja eine Ausrede so zu sein wie du bist. Du bist krank also darfst du das.
Du gefällst dir nicht, also warum solltest du dann mir gefallen?
Du bist mir suspekt.
Du bist mir fremd.
Du bist mir zu schrill und zu laut, zu sehr wie sie sind und doch noch viel überzogener. Du bist mir zu... aufgesetzt.
Du bist ich, doch ich erkenn' dich einfach nicht.
Und ob das jetzt gut getan hat, dass alles raus zu lassen? Nein... Aber wenigstens habe ich damit eure Aufmerksamkeit gewonnen.
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Gedichte und Gedanken
PoetryIn diesem "Buch" möchte ich meine eigenen Gedichte und Gedanken festhalten und mit euch teilen.