5. nur ein kleiner Brief

284 27 2
                                    

Vielen Dank für insgesamt 100 Leser. Es macht mir großen Spaß diese Geschichte zu schreiben und ich freue mich, wenn es jemand da draußen liest.

Lys saß aufrecht in ihrem Bett. Durch die dichten grauen Wolken versuchten die ersten Sonnenstrahlen kläglich Licht in den Schlafsaal zu werfen.

Sie warf einen flüchtigen Blick auf den kleinen leuchtenden Muggelwecker der auf einem der hohen Bücherstapel auf Lillys Nachttisch drohnte.

Es war sechs Uhr morgens. Noch zwei Stunden bis zum Quidichauswahlspiel. Zu Sirius Ärger bestand James darauf, dass alle Teammitglieder pünktlich auf dem Feld standen.

Sirius hatte den letzten Tag durcheeg geschimpft, sein erstes Wochenende im neuen Schuljahr nicht mal ausschlafen zu können. Doch als James damit drohte sich einen anderen Jäger zu suchen wenn er nicht sofort leise sein würde, gab er am Ende doch noch klein bei.

Lys wickelte gedankenverloren eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. Sie überlegte, wie sie die zwei Stunden bis zum Training nutzen konnte.

Im Schlafsaal standen fünf große Himmelbetten mit langen roten Vorhängen, die von fünf genauso großen Schränken umringt waren. Die Schränke waren mit Plakaten von Bands und Quidditchmanschaften und sämtlichen Fotos so zugepflastert, dass kaum noch ein Stück von dem zerschrammten dunkelbraunen Holz zu sehen war. Der Boden war mit vielen bunten Flickenteppichen bedeckt.

Neben Lys Bett, um das Bücher, Umhänge und Schuhe verteilt lagen, stand das von Lilly. Es war umgeben von ordentlich gestapelten Büchern und Pergamentrollen. Lys wunderte sich wie man schon zu beginn des Schuljahres so viele Bücher gelesen haben konnte. Zwischen Lillys und Melanies Bett stand ein riesiger Schminktisch, der Melanies großer Schatz war.

Lys erinnerte sich noch gut daran wie Amanda in den Krankenflügel musste, nachdem sie sich an Melanies Schminkzeug bedient hatte.

Amanda und Lara, Amandas beste Freundin, denen das vierte und fünfte Bett im Raum gehörte redeten seit dem nicht mehr mit Melanie und weil Lilly und Lys mit ihr unter einer Decke steckten wurden sie auch jeden Tag mit einem eiskaltem Blick bestraft.

Lys schob mehrerer Schokofroschpapiere zur Seite um ihren Zauberstab vom Nachttisch kramen zu können. Sie musste an den mahnenden Blick denken, den Lilly der Unordnug auf ihrem Nachttisch und um ihn herum zugeworfen hatte. Jedoch wusste Lilly, dass sie ihre beste Freundin nicht umstimmen konnte und beließ sie es dabei. Bei dem Gedanken wie gut sie und Lilly sich doch kannten, breitet sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus.

Sie murmelte leise "Lumos" und schlich bis zu ihrem großen schokobraunen Schrank, den sie endlich fertig eingeräumt hatte.

In einen warmen Pulli gekuschelt und mit den Hausaufgaben unterm Arm verzog sie sich in den leeren Gemeinschaftsraum.

Kurz hatte sie überlegt, ob sie Lilly und Melanie wecken sollte. Aber sie wusste wie sehr die beiden es hassten, wenn sie so früh am Wochenende geweckt wurden.

Lys hatte gewusst, dass das sechste Schuljahr schwer werden würde, immerhin hatte sie nur noch zwei Jahre bis zu ihren UTZ. Jedoch hätte sie nicht gedacht, dass sie schon nach der ersten Woche nicht mehr mit den Hausaufgaben hinterher kam. Eine kleine Schonfrist hätten die Lehrer schon geben können.

Sie war gerade in einen Aufsatz über Mondsteine vertieft, den sie bis Montag vertig haben musste, als eine Eule, mit einem Brief, vor ihr auf dem Tisch landete.

Sie wusste sofort, dass der Brief von ihrer Mutter war. Niemand außer ihr würde einen Brief so extravagant falten und versiegeln, wie nur die vornehmen Reinblüterfamilien es tun. Manche alte Gewohnheiten würde ihre Mutter niemmals ablegen.

Geschickt brach sie das Siegel und entfaltete den Brief so schnell, dass die Eule ihr einen verwunderten Blick zu warf. Lys fiel auf, dass der Brief vor dem Frühstück, der gewöhnlichen Zeit für Post, kam.

"Pass auf dich auf. Ich liebe dich mein Schatz. Kuss. Verbrenne den Brief!"

Lys drehte den Brief um. Das konnte doch nicht alles sein was ihre Mutter schrieb. Doch die Rückseite war leer. Lys las die wenigen Worte ihrer Mutter mehrmals hintereinander durch, bis sie ihn auswending konnte. Ihr fiel auf, dass sich die sonst so fein verzierte Schrift ihrer Mutter verändert hatte. Der Brief sah aus als wäre er in großer Eile geschrieben worden.

Lys stand auf auf und wollte grade den Brief in dem Kamin verbrennen, der den Griffindorgemeinschaftsraum in ein warmes Licht tauchte, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Früher als sie kleiner war hatte ihr Vater immer Zettel mit Bilder von ihr mit einem Zauber belegt, der ihre Zeichnung so lange verbarg bis sie ins Feuer gehalten wurde. Lys war sich sicher, dass ihre Mutter genau diesen Zauber verwendet hatte und die Anweisung ihn zu verbrennen ein Hinweis darauf war.

Erleichtert stellte sie fest, dass sie sich nicht girrt hatte. Statt in den hellen Flammen zu verkohlen, bildete sich auf der Rückseite die bekannte Schrift ihrer Mutter. Vorsichtig zog sie den Brief aus den zischenden Flammen.

"Lys, ich hoffe so sehr, dass du die Rückseite des Biefes enttschlüsseln konntest. Seit der vergangenen Woche hat sich viel verändert. Ich neheme an, dass du in Hogwarts nicht viel davon mitbekommen hast. (nicht mal wenn du den Tagespropheten aufmerksam verfolgst, denn auch der steht inzwischen unter seinem Einfluss.) Ja, du kannst es dir warscheinlich denken,ich meine Du-weisst-schon-wen. Seine Todesser werden immer gefährlicher. Die Anzahl an Anschläge auf Muggelstämmige und Blutsverräter nimmt immer mehr zu. Aber ich werde nicht warten bis sie vor der Tür stehen um mich zu töten. Ich muss weg. Raus aus diesem Haus. Das heisst nicht,dass ich mich verstecken will und klein beigeben. Ich werde einen Weg finden, Widerstand zu leisten. Dorea und Charlus sind weiterhin bei den Auroren und auch ich überlege, ob ich mich ihnen anschließen soll. Ich will aber nicht, dass du dir Sorgen machst. Mir geht es gut. Ich bin froh, meinem Leben einen Sinn zugeben. Ich werde kämpfen. Das hätte dein Vater auch getan. Er hätte gekämpft und ich werde es auch tun. Ich bin nicht sicher, wie lang ich noch lebe. Es ist gefährlich Widerstand zu leisten, aber wenn es keiner tut, werden wir auch alle sterben.
Deswegen muss ich dir eines sagen: Du bist ein wunderbarer Mensch, eine gute Freundin und die besste Tochter die man sich wünschen kann. Ich war immer in meiner Trauer versunken und konnte dir nie wirklich Zuflucht geben und es tut mir leid. Es tut mir so sehr leid, Laura. Aber trozdem du viel alleine schaffen mussstest und oft nur auf dich gestellt warst bist du so ein fröhlicher Mensch geworden, der jeden zum lachen bringen kann. Du warst lange Zeit der einzige Grund mein Leben weiter zu leben. Ich weiss, dass ich nichts sagen kann, was mein Verhalten rechtfertigt. Aber ich möchte, dass du weisst, dass ich dich liebe, dass ich stolz auf dich bin und dass ich dich vermisse. Genieß die Zeit in Hogwarts, aber bitte tu mir einen Gefallen: Pass auf dich auf. Vorallem pass auf was du sagst in diesen Zeiten können die falschen Worte zu den falschen Leute dein Ende bedeuten."

Trotzdem sich Lys riesige Sorgen um ihre Mutter machte, musst sie lächeln. Das war wieder ihre Mutter. Nicht mehr in sich zusammen gefallen und schwach, sonder selbstbewusst, stark und sie selbst. Lys konnte sich gut vorstellen, wie sie ihr einst so schön glänzendes, dunkelblonden Locken, die Lys von ihr geerbt hatte, wieder offen über die Schultern fallen ließ. Wie sie sich wieder schminkte. Wie sie wieder Schmuck und ihre wunderschönen Umhänge trug, anstatt den ganzen Tag im Schlafanzug zu verbringen.

Lys beschloss schon mal hinunter zum Quiditchstadion zu gehen, da sie noch ein bisschen Zeit für sich haben wollte bevor sie in einer halben Stunde auf de Anderen traf. Sie legte ihre Bücher und den halbfertigen Aufsatz zurück in den Schlafsaal, stellte zufrieden fest, dass alle noch schliefen, zog ihren rot-goldenen Trainigsumhang an, schulterte ihren Besen und verließ den Schlafraum.

"Willst du ne' neue Bestzeit aufstellen? oder bist du vor nem Drache auf der Flucht?" Lys wurde aus ihren Gedanken gerissen, sie hatte gar nicht bemerkt wie die Zeit vergangen war. "Im Gegensatz zu euch habe ich mich schon mal aufgewärmt." rief sie James entgegen während sie zu einer eleganten Landung neben ihm ansetzte.

Laura und die RumtreiberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt