Kapitel 4

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Der Gedanke, dass der Drache ihr nur helfen wollte und sie nicht töten wollte, kam ihr nicht in den Sinn. Irgendetwas musste diese Bestie doch im Sinn haben! Oder wurde sie vielleicht kontrolliert? Ihr Bruder erzählte vor kurzem davon, dass es eine Spezies gäbe, die man mit ihrem eigenen Gift kontrolliert werden könnte. Aber das schien ihr unwahrscheinlich; Wenn ihr Bruder es noch nicht geschafft hat, dann hat es noch niemand geschafft. Niemand war ein besserer Drachentöter als ihr Bruder, er schaffte immerhin was noch niemandem glückte: Er tötete einen Nachtschatten!

Nach fast zwei Tagen in dieser Höhle machte sich der Wassermangel bei ihr sehr deutlich bemerkbar; Ihr Mund war ganz trocken, sie hatte Kopfschmerzen, ihre Lippen waren ganz rissig, ihr war Schwindelig und Übel. Sie konnte sich schon lange nicht mehr konzentrieren und da das Feuer, welches ihr vorher Wärme spendete, vor wenigen Stunden ausging, war ihr ganz kalt. Die Kälte kroch ihren Körper langsam hoch und sie wusste, dass wenn sie einschlafen würde, sie nie wieder aufwachen würde. Sie versuchte, dem Drang nach Schlaf zu widerstehen. Nach und nach verlor sie jedoch den Kampf und sie hatte das Gefühl, dass ihre Augenlider, Arme und Beine immer schwerer wurden. Ihr kam der Gedanke, wie es ihrem Bruder wohl geht. Sie dachte an ihn und seine Lehrstunden, was er ihr alles beibrachte und was sie gemeinsam erlebten, wie er ihr von seinem großen Erfolg einen Nachtschatten zu töten erzählte und wie sie sich verabschiedeten, als er vor wenigen Tagen aufbrach. All diese Erinnerungen prasselten auf sie ein und sie begann zu weinen. Sie weinte einige Minuten und weinte sich in den Schlaf.

Als sie aufwachte, fühlte sie eine gewisse Wärme, die sie durchflutete. War sie tot? Warum war es dann so warm? Sie starb ja immerhin keinen ehrenvollen Kriegerstod und müsste somit im kalten Helheim und nicht im wundervollen Walhalla landen? Als sie dann ihre Augen öffnete, sah sie immer noch nur schwarz. Sie fühlte mit ihrer Hand den Boden ab und merkte, dass er auch warm war, außerdem fühlte er sich nicht so rau zu an, wie der Steinboden der Höhle in der sie die letzten zwei Tage war. Der Boden fühlte sich bekannt an, als hätte sie so etwas  schon einmal gefühlt. 

Amalie die DrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt