Kapitel 1

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Riley hatte gar keine Lust auf Mathe-Nachhilfe, aber seine Eltern bestanden darauf. Jetzt, wo er in die Oberstufe gekommen war, tat er sich in seinem Hass-Fach noch viel schwerer als vorher. Auf die erste Mathematikschularbeit erreicht er gerade mal sechs von 24 Punkten. Irene Csizmadia , seine Nachhilfelehrerin, die seine Eltern für ihn besorgt hatten, war eine ungarische Mathematikprofessorin, die vor kurzem nach Österreich umgezogen war. Angeblich konnte sie aber perfekt Deutsch.

Sie konnte es tatsächlich. Irene Csizmadia begrüßte Riley in akzentfreiem Deutsch als er bei ihrer Wohnung ankam. Sie war Anfang Dreißig, hatte lange, rote Haare und dunkelbraune, beinahe schwarze, Augen. Frau Cszmadia lächelte Riley an und Riley erstarrte. Etwas an ihrem Lächeln war falsch. Das merkte er sofort. Obwohl er auf einmal Angst um sein Leben hatte, hielt ihn etwas zurück davon zu laufen. Etwas das er noch nie zu vor gefühlt hatte. Irene Csizmadia führte Riley ins Wohnzimmer. Plötzlich schupfte sie ihn und er fiel hin. Sein Kopf schlug an der Tischkante auf und der Junge schrie vor Schmerz. Aus seiner Wunde am Kopf rannte Blut und verfärbte manche Strähnen seiner blonden Haare rot. Die Frau lachte und nahm ihre Perücke vom Kopf. Ihre echten Haare waren rabenschwarz. Rileys blaue Augen waren vor Schreck geweitert. „Wer bist du?", fragte er voller Angst. „Mein Name ist Muriel Fellner.", sagte die Frau. Den Namen hatte Riley schon mal gehört. Seine große Schwester hatte ihm vor ein paar Jahren zu Halloween über Muriel Fellner erzählt. Riley wusste, dass Muriel Fellner seit ihrem siebenten Lebensjahr Jungen foltert und ermordet, die so aussahen wie er. Er wusste, dass Muriel Fellner im Alter von 13 Jahren verschwunden ist, nachdem die Polizei rausgefunden hatte wer sie wirklich war und er wusste auch, dass Muriel Fellner seit dem nie mehr gesehen wurde, aber dennoch fand man in ganz Europa verteilt Leichen, für dessen Morde sie verantwortlich gemacht wurde. Bald würde Riley selbst eine von ihnen sein. So oft hatte er sich vor Muriel Fellner gefürchtet, aber nie hatte er ernsthaft daran geglaubt sein Tod würde von ihr verursacht werden. Riley hatte sich öfters, vor allem nachts, ausgemalt wie es wäre Muriel Fellner persönlich zu treffen bevor sie einem das Herz herausschneidet. Doch es war jetzt ganz anders als er immer gedacht hatte. Außer Angst fühlte Riley etwas anders. Und es war viel stärker als alles was der Junge bis jetzt kannte.

Muriel tritt ihn mehrmals gegen die Rippen. Er krümmte sich und stöhnte vor Schmerzen. Dann schlug sie ihm ins Gesicht. Riley weinte und schrie während sie mit einem Stock auf ihn einprügelte. Riley war anders als alle anderen Opfer die sie je hatte. Das merkte Muriel. Er hatte zwar eindeutig große Schmerzen und fürchtete sich auch, aber er wehrte sich kein Stück gegen die Folter. Muriel wusste nicht genau was sie davon halten sollte. Sie wusste nicht ob sie das lieber mochte oder nicht. Eigentlich hatte sie es immer ganz lustig gefunden wie sich ihre Opfer wehrten, in der Hoffnung vielleicht doch nicht zu sterben. Aber Riley, der sein Schicksal annahm und sich einfach von ihr verprügeln lies, fand sie irgendwie süß. Seine blauen, schmerzerfüllten Augen schauten sie demütig an.Muriel zog Riley an den Haaren hoch und zerrte ihn zu einem Aquarium, das neben dem Esstisch stand. Der Junge konnte kaum gehen. Sie konnte sehen wie ihn jeder Schritt quälte. Am Aquarium angekommen drückte sie Rileys Kopf unter Wasser. Die Fische schwammen erschrocken wild umher. Riley wehrte sich die ersten paar Sekunden wieder nicht, doch dann begann er zu zappeln und versuchte seinen Kopf aus dem Wasser zu ziehen. Zuerst nur ein bisschen, aber dann immer mehr. Muriel ließ nicht locker. Erst als die Blasen auf der Wasseroberfläche verschwunden waren, zog sie seinen Kopf wieder hinaus. Aber nur kurz, dann drückte sie in wieder unter Wasser. Das alles wiederholte Muriel sechs oder sieben Mal.Das Wasser färbte sich, wegen Rileys Kopfwunde, ein bisschen rot. Nachdem Muriel mit der Folter aufhörte, war Riley so schwach, dass er umkippte. Er dachte Muriel würde jetzt ein Messer nehmen und ihm sein Herz aus der Brust schneiden, aber das tat sie nicht. Sie begann ihn auszuziehen. Als sie nämlich älter geworden war, hatte sie begonnen Gefallen daran zu finden mit ihren Opfern zu schlafen bevor sie ihnen das Herz herausschneidet. Das merkte jetzt auch Riley. Obwohl man sehen konnte, dass er es nicht besonders genoss, wehrte er sich auch diesmal wieder nicht. Muriel wunderte das. Mit Riley stimmte etwas nicht. Da war sie sich sicher. Er benahm sich komplett anders als alle ihre anderen Opfer. „Du bist irgendwie anders", sagte sie zu ihm, während sie mit ihm schlief. Er schaute sie erstaunt an. Sie hatte kein einziges Mal mit ihm geredet, seit sie begonnen hatte ihn zu foltern und er hätte auch nicht erwartet, dass sie es tut. Riley wusste nicht was er darauf antworten sollte, aber er hatte Angst sie würde ihm noch mehr weh tut, wenn er nichts sagt. „ Du bist auch anders als ich immer gedacht habe", meinte er deshalb schüchtern und es war sogar die Wahrheit. Riley fürchtete sich etwas Falsches gesagt zu haben, doch Muriel schien ihn nicht bestrafen zu wollen, wegen dem was er gesagt hatte, aber sie erwiderte auch nichts. Sie redete einfach nicht mehr mit Riley. Genau wie vorher.

Riley lag nackt am Boden und schwitze. Sein Herz schlug so schnell wie es noch nie geschlagen hatte. Doch bald würde es nicht mehr schlagen, denn Muriel war weggegangen um ein Messer zu holen. Riley hatte sie vorher angebunden, damit er nicht weglaufen kann. Aber das hatte er auch nicht vor. Als Muriel mit dem Messer zurückkam, konnte Riley vor Angst kaum noch atmen. Er war noch nicht bereit zu sterben. Er wollte noch leben. Das Messer in Muriels Hand war schwarz und scharf und es kam immer näher an Rileys Brust. Plötzlich begann der Junge verzweifelt zu schreien: „Bitte nicht! Ich will noch nicht sterben. Ich will lieber hier bleiben. Bei dir." Muriel schaute in die gequälten, blauen Augen. Sie fand sie unglaublich schön. Genauso wie den Rest von Rileys Körper. Und als das Messer seine Haut aufritzte und Riley einen Schrei voller Schmerzen und Angst ausstieß, merkte sie wie wunderschön auch seine Stimme war. Sie lag das Messer weg und sagte zu Riley: „Gut. Du wirst bei mir bleiben. Ich werde dich nicht töten, sondern dich behalten."

Muriel und RileyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt