Rileys Körper war voll mit blauen Flecken und blutenden Wunden. Alles tat ihm weh. Muriel hatte ihm aufgetragen mit seinem zerfetzten Gewand das Blut vom Boden aufzuwischen. Dadurch wurden seine Schmerzen nicht gerade weniger. Außerdem floss aus der Wunde an seiner Brust immer neues Blut, das er dann aufwischen konnte. Muriel war in inzwischen in der Küche und machte essen, denn es war schon spät. Draußen war es bereits dunkel. Die Nachhilfe, wegen der Riley eigentlich gekommen war, sollte nur von vier bis fünf Uhr dauern. Seine Eltern würden in schon vermissen und in spätestens 24 Stunden würden sie ihn bei der Polizei als Vermisst melden. Riley fragte sich ob die Polizei ihn jemals finden würde. Er überlegte einfach schnell zur Wohnungstür zu laufen und dann zu verschwinden, aber dafür müsste er an der Küche vorbei. Außerdem war Riley verletzt. Und wenn er ehrlich war, war er sich nicht mal ganz sicher, ob er überhaupt weglaufen wollte.
Muriel gab dem erstaunten Riley auch eine Portion von den Nudeln, die sie gekocht hatte. Keiner von beiden sprach während dem essen. Riley hatte zu sehr Angst etwas zu sagen und Muriel hat nicht das Bedürfnis mit ihm zu reden. Sie wollte ihn einfach nur betrachten. Er war einfach der hübscheste Junge den sie je gesehen hatte. Riley bemerkte ihre Blicke und lächelte sie schüchtern an. Nach dem Essen blutete Rileys Wunde noch immer. Muriel führte Riley ins Schlafzimmer und sagte ihm er solle sich ins Bett legen. Er tat was sie ihm befahl und sie ging sie weg. Nach einer Weile kam sie mit einem Erste-Hilfe-Koffer zurück. Zuerst desinfizierte sie die Wunde, dann begann sie sie zuzunähen. Riley biss die Lippen zusammen. Es tat ihm höllisch weh, aber er wollte vor Muriel nicht schwach wirken. Der Junge wunderte sich wieso Muriel überhaupt Wunden nähen konnte. Soweit er wusste konnten das nur Chirurgen. Schließlich brachte er all seinen Mut zusammen und fragte sie wieso sie es konnte. Sie antwortete, während sie nähte, sie hätte einmal die Identität einer Medizinstudentin gestohlen und dann erzählte sie ihm wie sie regelmäßig Frauen , die gerade in ein anders Land gezogen sind und die deswegen niemand kennt, umbringt und dann deren Identität annimmt. „Ich hab nicht gewusst, dass du auch Frauen tötest", meinte Riley, der jetzt wieder mehr Angst vor Muriel bekommen hatte, schüchtern. Muriel erklärte ihm, dass sie auch Frauen tötet wenn es ihr einen Vorteil brächte. Aber foltern würde sie nur junge Männer. Denn nur bei jungen Männern würde ihr das Foltern und Ermorden Spaß machen. Riley zitterte. Er erwartete jetzt fast, dass die Nadel, mit der Muriel seine Wunde zunähte, im nächsten Moment tief in sein Herz gestochen werden würde. Um sich vor dieser grauenhaften Vorstellung und auch vor den Schmerzen abzulenken schaute er sich im Zimmer um. Auf einmal sah er im Erste-Hilfe-Koffer eine kleine Flasche Lidocain. Von seiner Mutter wusste er, dass das ein Lokalbetäubungsmittel ist. Muriel folgte seinem Blick. „Tut mir leid. Ich hab das vorher wirklich nicht gesehen", sagte sie. Sie schaute ihn voller Mitleid an, darum glaubte er ihr. Dann beugte sie sich zu ihm herunter und küsste ihn. Riley musste zugeben, dass ihm dieser Kuss gefiel, auch wenn er nicht wusste warum. „Ruh dich jetzt aus", sagte Muriel mit sanfter Stimme während sie ihm durchs Haar strich. Sie fesselte sein linkes Handgelenk mit Handschellen an ihr Bett. Rileys blaue Augen schauten sie traurig an. „Du musst das nicht machen. Ich werde ganz bestimmt nicht weglaufen", sagte er zu ihr. Sie meinte sie wäre sich noch nicht ganz sicher ob sie ihm vertrauen könnte. Dann schaltete sie das Licht aus und ging aus dem Zimmer. Riley macht die Augen zu. Obwohl sein Kopf voller Gedanken war, schlief er sofort ein.
Nach ein paar Stunden ging auch Muriel ins Bett. Vorher hatte sie sich abgeschminkt und jetzt sah sie ganz anders aus. Nachdem Riley aufgewacht war, weil Muriel das Licht eingeschalten hatte, fiel ihm das sofort auf. Sie sah jetzt viel jünger und unschuldiger aus. Sie erklärte Riley, der sie verwirrt anschaute, dass sie so in Wirklichkeit aussieht und zeigte ihm ein Foto von einer rothaarigen Frau, die genau so aussah wie Muriel vorher. „Das ist die echte Irene Csizmadia. Ich schminke mich jeden Tag so dass ich aussehe wie sie und setze die rote Perücke auf, damit niemand merkt wer ich wirklich bin", sagte sie zu ihm. Riley fand, dass sich Muriel echt gut schminken konnte, denn in sie sah eigentlich ganz anders aus als Irene Csizmadia. Muriel legte sich ins Bett und kuschelte sich an Riley. Es tat ihm ein bisschen weh, denn sein Körper war immer noch übersät mit Verletzungen. Diesmal konnte Riley, der immer noch ans Bett gefesselt war, nicht gleich einschlafen. Denn wer kann schon gut einschlafen wenn ihn eine Serienmörderin im Arm hält?
Als Muriel in der Früh aufwachte, schlief Riley noch. Es war auch erst acht Uhr. Muriel musste früh aufstehen, denn sie musste zur Uni und vorher musste sie sich noch so herrichten, dass sie wie Irene Csizmadia aussieht. Sie beobachtete Riley, wie er im Bett lag und schlief. Er war nackt und halb in die Decke eingewickelt. Seine blonden Haare waren ganz zerzaust und seine vollen Lippen waren leicht geöffnet. Muriel wusste von der E-Mail, die seine Eltern ihr wegen der Nachhilfe geschickt hatten, dass er 14 Jahre alt war, doch sie würde gerne mehr über ihn wissen. Weil sie Angst hatte den hübschen Jungen zu verlieren, holte sie noch drei weiter Handschellen, um ihn auch an der rechten Hand und an beiden Füßen ans Bett anzubinden. So konnte er auf keinen Fall weglaufen. Sie küsste ihn am ganzen Körper, während sie ihn fesselte. Riley schlief so fest, dass er dabei nicht aufwachte.
Muriel mochte Irene Csizmadias Arbeit nicht besonders. Es war für sie nicht so einfach eine Vorlesung über Mathematik zu halten, denn sie hatte nicht einmal die Schule abgeschlossen. Aber Muriel war ganz besonders schlau. Noch nie ist es irgendjemanden aufgefallen, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Trotzdem wechselte sie öfters die Identität, weil jemand sie wegen unzivilisiertem Verhalten anzeigte, oder weil ihr einfach fad wurde. Aber das Interessante an Irene Csizmadias Arbeit waren die attraktiven, blonden Studenten. Nur weil Muriel jetzt Riley hatte, hieß das nicht, dass sie mit dem Foltern und Morden von hübschen, jungen Männern aufhören wollte. Ohne das konnte sie sich ihr Leben nämlich gar nicht vorstellen. Während Muriel die Vorlesung hielt und sich nebenbei überlegte welchen von den hübschen Studenten sie zu ihrem nächsten Opfer machen wollte, wachte Riley auf. Er konnte sich wegen den Fesseln kein Stück bewegen und das machte ihm Angst. Außerdem wusste er nicht wann Muriel zurückkommen würde, oder ob sie überhaupt wiederkommen würde. Und er hatte Hunger und Durst. Beides wurde mit der Zeit immer schlimmer. Sein Mund fühlte sich immer trockener an. Wegen den vielen Tränen, die er weinte, hatte er das Gefühl nur noch schneller zu vertrocknen. Riley dachte er würde jeden Moment verdursten und er wünschte sich einen angenehmeren Tod zu sterben.
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Muriel und Riley
Short StoryRiley verliebt sich in Muriel. Und das obwohl sie eine Serienmörderin ist, die ihn nicht gerade gut behandelt. Riley zerbricht immer mehr an den schrecklichen Dingen, die er tut weil Muriel sie von ihm verlangt.