Kapitel 6

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„Warst du das?", fragte Riley am nächsten Tag seine Freundin. Er war gerade dabei die Zeitung zu lesen. In einem Artikel ging es um den Mord an Viktor Redl. Ein Radfahrer hatte seine Leiche gestern Abend gefunden. Muriel tat so als wüsste sie nicht was er meint. Der Junge zeigte ihr den Artikel. „Wie kommst du darauf, dass ich das war?", fragte sie scheinheilig. Riley zeigte auf den Abschnitt wo steht, dass die Polizei Muriel als Täterin vermutete. Sie grinste. „Du hast recht. Das war ich." Riley fand das gar nicht lustig. „Wieso?", wollte er wissen. „Wieso nicht?", gab Muriel zurück. Eine Weile lang sagte keiner von Beiden etwas. „Hast du auch mit ihm geschlafen?", fragte Riley schließlich zögerlich. „Natürlich!" Jetzt rannte der Junge weinend aus dem Zimmer. Es machte ihn so traurig, dass Muriel ihn betrogen hatte. Außerdem fühlte er sich schlecht, weil er das schlimmer fand als die Tatsache, dass Muriel den armen Viktor Redl ermordet hatte. Paul kam zu ihm um ihn zu trösten. Riley weinte in sein flauschiges Fell hinein bis es ganz nass war. Er war wirklich froh, dass er Paul hatte. Er war immer für ihn da wenn es ihm schlecht ging.

 Nach einer Weile kam auch Muriel um den Jungen zu trösten. „Ich liebe nur dich", sagte sie liebevoll. „Ich weiß", meinte Riley. „Du hättest den armen Viktor nicht umgebracht wenn du ihn lieben würdest." „Wieso bist du dann so traurig?", wollte die Frau wissen. „Wieso?", wiederholte Riley aufgebracht. Langsam stieg die Wut in ihm hoch. „Weil meine Freundin einfach so zum Spaß einen unschuldigen Studenten ermordet hat. Ich weiß überhaupt nicht wieso ich mich in dich verliebt habe. Du bist ein Psychopath. Du wolltest auch mich umbringen. Du hast mich gefoltert, vergewaltigt und entführt. Und ich bin so dumm und verliebe mich in dich. Ich will wieder nach Hause zu meiner Familie." Der Junge schnappte sich seinen Welpen und rannte zur Haustür. „Ich werde dafür sorgen, dass du bis zu deinem Tod eingesperrt wirst", rief er Muriel noch zu. Muriel war für ein paar Sekunden unfähig sich zu bewegen. Ihr Puls und ihr Atem beschleunigten sich und ihr wurde schwindlig. Ihre Wut war so groß, dass sie gar nicht klar denken konnte. Dann rannte sie auf den Jungen los. Die riesige Menge an Adrenalin in ihrem Blut machte sie unglaublich schnell und als sie Riley, der es noch nicht bis zur Haustür geschafft hatte, erreichte, hob sie ihn schreiend hoch und schleuderte ihn gegen die Wand. Muriel war zart und nicht größer als 160 Zentimeter, doch das Adrenalin machte ihren Körper kräftig genug um den hübschen Jungen, der größer und schwerer war als sie, aufzuheben und von sich wegzuschleudern. Muriels Hände zitterten und ihr Atem war jetzt so schnell wie ihr Puls es ist, wenn sie ihren Bus schon an der Halstestelle stehen sieht und sie auf ihn zu rennt, in der Hoffnung ihn noch zu erwischen. Muriel, die immer noch schrie, nahm den ersten Gegenstand den sie ergreifen konnte, es war eine Katzenskulptur aus Stein, und schlug damit auf Riley ein. Sie wusste, dass er sterben würde wenn sie ihn zu lange schlägt und das wollte sie nicht. Sie hatte sich doch entschlossen ihn zu behalten und ihn zu besitzen gefiel ihr. Es machte ihr Leben spannender und abwechslungsreicher und lustiger und sie selbst machte es glücklicher. Also versuchte Muriel gegen ihre Wut anzukämpfen und aufzuhören ihn mit der Katzenskulptur zu schlagen. Es war schwierig für sie. Sehr schwierig. Aber schließlich schaffte sie es die Skulptur fallen zu lassen und ihren Körper so weit unter Kontrolle zu haben um nicht über Riley herzufallen. Es war für sie sehr anstrengend und schmerzvoll. Ihr ganzer Körper zitterte, ihr Puls raste, ihr Atem ging schnell und flach, ihr war schwindlig und schlecht und sie glaubte sich jeden Moment übergeben zu müssen. Schreiend und würgend lag sie auf dem Boden und hoffte darauf, dass ihre Wut aufhörte. Sie hatte Angst ihre Adern würden platzen oder ihr Herz würde zerreißen. Nach ein paar Minuten einspannte sie sich langsam. Sie hörte auf zu schreien und ihr war nicht mehr schlecht. Ihr Puls und ihr Atem gingen langsamer und ihr war auch nicht mehr so schwindlig. Dafür tat ihr jetzt der Hals weh.

Riley war bewusstlos. Aber er lebte noch. Muriel hatte seinen Puls gespürt als sie einen Finger auf seine Schlagader legte. Sie war sehr erleichtert. Wenn Riley tot wäre, wäre es fast so schlimm, als wenn er es geschafft hätte wegzulaufen. Nur mit dem Unterschied, dass er als Toter nicht bei Polizei petzen hätte können. Aber so oder so hätte er Muriel verlassen. Die Frau zerrte den Jungen ins Badezimmer um ihn zu verarzten. Dort war ihr ganzes Erste-Hilfe-Set und das Blut kann man dort auch leicht von den Fließen aufwischen. Muriel zog Riley seine mit Blut befleckte Kleidung aus und warf sie in die Badewanne. Mit einem Blick auf seine Wunden stellte sie fest, dass er nicht in Lebensgefahr schwebte. Er hatte nur ein paar gebrochene Knochen und wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung. Die Wunde an seinem Kopf war nicht besonders schlimm und alle seine Reflexe funktionierten auch so wie sie sollten, also sollte ihn auch das nicht umbringen. Bevor Muriel begann sich um seine Wunden zu kümmern, fesselte sie den bewusstlosen Jungen noch an das Abwasserrohr. Sie wollte um jeden Preis verhindern, dass er noch einmal versucht wegzulaufen, auch wenn es jetzt nicht danach aussah. So wie er da lag sah Riley einfach unglaublich unschuldig und schön aus. Muriel gab ihm einen Kuss auf seine Wange und auf seine leicht aufgesprungen Lippen, die nach Blut schmeckten. Muriel liebte den Geschmack von Blut. Langsam kam Riley wieder zu sich. Er machte seine schönen blauen Augen auf und schaute Muriel damit an. Die Frau gab ihm gleich noch einen Kuss, doch dann viel ihr ein wie wütend er sie gemacht hatte. Das machte sie wieder wütend, wenn auch nicht so sehr wie vorher, und sie schlug ihm ins Gesicht. Riley begann zu weinen und versuchte seinen Kopf mit seinen Armen zu schützen. „Es tut mir leid. Bitte tu mir nicht mehr weh. Ich werde nie wieder versuchen wegzulaufen", sagte er. „Du musst aber auch brav sein, damit ich dir nicht mehr wehtue", erwiderte seine Freundin. „Seit du deinen Hund hast bist du irgendwie ungezogener. Vielleicht war es ein Fehler ihn dir zu schenken". Der Junge schüttelte bestürzt den Kopf und sagte, „ Nein, es war kein Fehler. Ich werde mich bemühen braver zu werden. Versprochen." Er gab der Frau einen Kuss. Muriel lächelte. „ Hoffen wir mal, dass du braver wirst. Aber wenn nicht kommt der Hund weg." Riley fand, dass Paul nichts mit seinem Benehmen zu tun hatte und das sagte er Muriel auch. Ihr Lächeln verschwand augenblicklich. „ Siehst du! Du bist so frech und wiedersprichst mir. Der Hund hat wirklich einen schlechten Einfluss auf dich", herrschte sie ihn scharf an, sodass der hübsche Junge zusammenzuckte.

Muriel und RileyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt