Kapitel 3

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Als Muriel nach Hause kam, hörte sie Riley verzweifelt nach ihr schreien. Er hätte gehört wie sie die Tür aufsperrte und wollte, dass sie ihm Wasser bringt und vom Bett los bindet. Bevor sie zu ihm ging, fütterte sie noch die Fische und schaute kurz auf ihr Handy (oder bessergesagt auf Irene Csizmadias Handy). Erst dann machte sie sich gemütlich auf den Weg ins Schlafzimmer. Sie fand Rileys verzweifelte Schreie nämlich ziemlich süß. Nachdem Muriel ihn befreit hatte, nahm er sie sofort in den Arm. Er war so froh, dass sie gekommen war. Sie küsste ihn und entschuldigte sich dafür ihn an Armen und Beinen ans Bett gefesselt zu haben. „Ich habe es doch nur gemachte weil ich dich so gern habe und Angst gehabt habe, dass du sonst wegläufst", erklärte sie ihm. „Davor musst du wirklich keine Angst haben. Ich habe dich nämlich auch gern", meinte Riley mit einem schüchternen Lächeln. Er wusste selbst nicht wieso er eine Serienmörderin, die ihn umbringen wollte, gern hatte. Er wusste nur dass es so war.

Riley trank fünf Gläser Wasser innerhalb von ein paar Sekunden. So durstig war er. Weil sein Magen nun so voll mit Wasser war, tat ihm danach der Bauch weh. Essen konnte er deswegen nicht sofort, obwohl er eigentlich sehr hungrig war. Er hatte schon um die 20 Stunden nichts mehr gegessen und ihm war deshalb leicht schwindelig. Muriel und Riley mussten sich auf einen Besuch von der Polizei vorbereiten. Das letze Mal als seine Eltern Riley gesehen hatten, war nämlich bevor er zur Mathematiknachhilfe gegangen war. Natürlich würde die Polizei deswegen als erstes zu Muriels Wohnung gehen, um nach Hinweisen für das Verschwinden des Jungen zu suchen. Muriel befahl Riley ihr zu helfen alle Spuren, die darauf hinweisen, dass er hier ist, zu vernichten. Sie entsorgten seine zerrissene und blutverschmierte Kleidung und zerstörten sein Handy, welches Muriel ihm weggenommen hatte, nachdem sie ihn geschupft und er sich am Kopf verletzt hatte. Sie wechselten sogar das Wasser im Aquarium aus, weil Riley dort ein bisschen hinein geblutet hatte. Jetzt musste nur noch Riley selbst versteckt werden. Muriel schickte ihn in die Abstellkammer. Dort sollte er so lange bleiben bis die Polizei gekommen und wieder gegangen war. Sie wollte ihn wieder fesseln damit er nicht weglaufen oder noch schlimmer zu Polizei hinlaufen konnte. Es gefiel ihm gar nicht schon wieder gefesselt zu werden und er flehte Muriel an es nicht zu tun. Doch sie wollte nicht hören. Egal wie sehr er ihr versprach sich zu verstecken solange die Polizei da sein würde und wie sehr er ihr zu beweisen versuchte, dass er sie auch wirklich gern hatte und nicht beabsichtigen würde sie zu verlassen. Rileys klägliches Flehen und Jammern fand Muriel zuerst noch süß, aber dann ging es ihr auf die Nerven und sie wurde wütend und schlug ihn ins Gesicht. Der Junge schrie erschrocken und voller Schmerz auf und fiel auf den Boden. Er war enttäuscht und verwirrt. Er hatte gedacht Muriel würde ihn gern haben. Die Frau fesselte ihn an ein an der Wand festgenageltes Regal und band ihm ein Tuch fest um den Mund, damit er nicht schreien konnte wenn die Polizei da sein würde. Dann ging sie wieder ins Wohnzimmer und ließ den weinenden Jungen allein in der dunklen Abstellkammer.

Als Muriel sich wieder beruhigt hatte, ging sie aber wieder zu ihm. Sie brachte ihm sogar Essen mit, denn sie wusste wie hungrig er war. Muriel nahm ihm das Tuch vom Mund, damit er essen konnte, und streichelte sanft seine Wange. Während er aß erklärte sie ihm wie leid es ihr tun würde ihn wieder gefesselt zu haben und sie versprach ihn sofort wieder los zu binden sobald die Polizei weg war. Riley war einverstanden und Muriel lächelte ihn an. Sie lehnte sich zu ihm nach vorne und küsste ihn. Aber diesmal küssten sie ihn lange und sie schlang ihre Arme um seinen Körper. Sie hörte erst auf ihn zu küssen, als es an der Tür läutete. Dann band Muriel ihm wieder den Mund zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich liebe dich, mein Schatz."

Wie sie schon erwartet hatte stand die Polizei vor der Tür. Muriel tat überrascht um keinen Verdacht zu wecken. Die Politzisten stellten sich vor. Eine von ihnen war Inspektor Steiner und der andere war ein junger Kollege von ihr namens Mario Reischl. Mario Reischl gefiel Muriel. Er war ein blonder Mann Anfang zwanzig mit blauen Augen. Inspektor Steiner erklärte Muriel wieso sie gekommen waren und zeigt ihr ein Foto von Riley. Das Foto war richtig gut getroffen, fand Muriel. „Der Junge war hier. Ich hab ihm Nachhilfe gegeben und nach einer Stunde ist er wieder gegangen, so wie ich es mit seinen Eltern ausgemacht habe", log sie. Die Politzisten glaubten ihr. Inspektor Steiner fragte sie, ob ihr an Riley irgendetwas aufgefallen wäre, oder ob er etwas gesagt hätte, das sein Verschwinden erklären könnte. Muriel schüttelte den Kopf. Sie war eine gute Lügnerin und die Politzisten glaubten ihr wieder. Inspektor Steiner hatte zwar schon Muriel Fellner im Verdacht etwas mit Rileys Verschwinden zu tun zu haben, doch sie wusste nicht, dass die Serienmörderin, die sie schon seit über 15 Jahren zu schnappen versuchte, dieselbe Frau ist mit der sie sich gerade unterhalten hatten. Muriel ahnte was die Polizistin dachte und als sie wieder gegangen war musste sie laut lachen. Sie wusste ganz genau, dass Inspektor Steiner schon seit Jahren versucht sie zu verhaften.

Wie versprochen befreite Muriel Riley gleich dem die Politzisten wieder weg waren. Riley hatte eigentlich vorgehabt dem Gespräch zu lauschen, aber Muriels letzte Worte zu ihm hatten ihn so verwirrt, dass er es ganz vergessen hatte. Während sie ihn entfesselte, starrte er seine Entführerin an, und wusste nicht was er denken sollte. Dann ging er ihr wie hypnotisiert hinterher ins Wohnzimmer. Muriel schlug vor Kartenspiele zu spielen. Der verwirrte Riley machte einfach was sie wollte, ohne überhaupt zu merken was er tat. Nach einer Weile aber legte sich seine Verwirrtheit und er vergaß sogar, dass es seine Entführerin, die ihn gestern noch umbringen wollte, war mit der er Karten spielte. Muriel und Riley lachten zusammen und machten Witze. Alles war ganz normal. So als würde Riley mit einem von seinen Freunden spielen. Gegen Abend wurde Riley kalt, weil er noch immer nichts an hatte. Muriel gab ihm eine warme Decke und machte ihm einen heißen Kakao. Sie versprach dem Jungen ihm morgen neue Kleidung zu kaufen, damit er etwas zum Anziehen hatte. Riley dachte sich jetzt sicher zu sein, dass Muriel ihn wirklich liebte. Er dachte sie würde niemals etwas tun, das ihn verletzen würde.

Muriel und RileyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt