Kapitel 1

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"Wahrheit oder Pflicht?", fragte mich mein bester Freund.
"Pflicht", ich erwiderte sein Grinsen. Luka kannte mich zu gut. Er wusste, dass ich Pflicht nehmen würde.
"Siehst du diese Jungengruppe dort hinten? Da bei dem Auto", Luka zeigte in die Freundesgruppe meines Bruders Ryan. Sie gehen auf unsere Schule allerdings war Luka der einzige, der von meiner Verwandschaft mit diesem Vollidioten wusste.
Ich nickte.
"Gut. Küss den deiner Meinung nach hübschesten aus dieser Gruppe", er lachte leise.
Idiot! Trotzdem nickte ich wieder.

Ich zögerte nicht lange und stellte mich vor den Jungen, der neben Ryan stand. Matthew hieß er. Glaube ich jedenfalls. Er hatte dunkelbraune Haare, die nebenbei echt zum durchwuscheln waren. Er hatte ungewöhnlich graue Augen mit welchen er mich musterte. Außerdem lächelte er und schaute mich fragend an. Er hatte süße Grübchen.
Während mich die ganze Gruppe verwirrt anschaute, entschuldigte ich mich bei dem Jungen vor mir.
"Sorry, für das was ich jetzt machen werde.."
Bevor der Junge reagieren konnte, legte ich meine Lippen auf seine. Als ich merkte, dass er den Kuss erwiderte und dabei grinste waren meine Gedanken wie weggefegt. Es war als würden kleine Blitze meine Haut entlang fegen. Als wäre ich elektrisiert. Selbst in meiner Magengegend kribbelte es. Hatte ich was falsches gegessen? Ganz falscher Moment um das los zu werden. Doch es war was anderes - ein schönes Kribbeln.

Matthew leckte an meiner Unterlippe. Ich erlaubte ihm den Einlass und ließ seine Zunge mit meiner kämpfen. Seine Hände hatte er an meine Taille gelegt und mich nah an sich rangezogen. Auch dort spürte ich dieses komische, aber schöne Kribbeln. Es war als hätte mein ganzer Körper eine Gänsehaut. Meine Arme wanderten zu seinem Hals. Gott, war es gut! Und dann roch er auch noch mehr als angenehm.

Plötzlich merkte ich wie zwei weitere Hände mich von ihm wegzogen.
"Was wird das hier, Chloe?", fragte mich eine wütende Stimme. Sehr, wütende Stimme.
"Eifersüchtig?", hörte ich einen der Jungs lachend fragen.
"Ach alles gut, kleiner", grinste ich meinen Bruder an. Immer wieder schön ihn mit sowas ärgern zu können. Er hasste es.
"Du bist nicht vergessen..Muss jetzt eh los", ich wuschelte durch seine Haare während er mich böse anfunkelte. Seine Haare waren sein Heiligtum. Der Grund warum er nun seine Hände selbst dadurch fuhr. Er hatte das Gefühl, dass er sie so richten könnte. Schwachsinn, sie sahen dennoch durcheinander aus. Ich verkniff mir ein Grinsen und schaute kurz zu Matthew, der mich leicht verwirrt anschaute. Als hätte er es auch gespürt. Doch vermutlich war er eher darüber verwirrt, dass ich ihn so überfallen hatte. Verständlich.
Ich drehte mich um und ging zurück zu meiner Clique. Dabei ignorierte ich die ganzen Blicke der 'Badboys'.

Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll, dass er den Kuss erwidert hatte. Auf der einen Seite passt das zu seinem 'Fuckboy' Image und auf der anderen Seite war es echt verdammt gut.

"Was war denn bitte das?", fragte Lisa mehr als überrascht.
"Meine Pflicht", antworte ich schulterzuckend.
Ich drehte die leere Flasche. Nebenbei trank ich einen Schluck meines Bieres.

[...]

Nachdem die Pause mit einem Klingeln beendet wurde, standen wir genervt auf. Seit dem Kuss hatte ich ständig das Gefühl, dass die Freunde meines Bruders uns musterten. Vor allem Matthew schien mich aufmerksam beobachtet zu haben. Verständlich, wenn ihr mich fragt. Das ihn jemand küsst ist ja nichts ungewöhnliches. Aber, dass das nicht auf einer Party passiert ist. Das ist ungewöhnlich.

Luka grinste mich an und deutete hinter mich. Fragend drehte ich mich um und sah Matthew auf mich zukommen. Ich drehte mich wieder zu Luka, doch der zuckte nur grinsend mit den Schultern.

"Wir sehen uns später!", grinste er bevor er den anderen lachend in den Unterricht folgte. Verräter! Dann hörte ich auch schon die Schritte von Mathew näher kommen. Ich war kurzzeitig überfordert. Was sollte ich machen? Hinter meinen Freunden her oder auf Matthew warten?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Ich spürte sein Atem an meinen Hals. Mein Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen. Verdammt. Aber warum kommt er mir auch so nah?

"Chloe richtig?", fing er dann an zu reden. Ich hörte sein Grinsen raus. Er bemerkte wohl meine Gänsehaut. Dieser Idiot! Ich drehte mich zu ihm und hob fragend eine Augenbraue. Eine der wenigen Dinge die ich konnte. Beeindruckend, Chloe. Wirklich beeindruckend. Als ich bemerkte, dass ich immernoch nicht geantwortet hatte, nickte ich zögerlich.

"Matthew richtig?", fragte ich dann ebenfalls und musterte sein Gesicht. Seine süßen grauen Augen strahlten Neugierde aus. Er nickte ebenfalls. Sein Grinsen verschwand nicht. Er deutete mit seinem Kopf in Richtung des Gebäudes und schaute mich fragend an. Ich nickte bloß  und lief neben ihm zum Schulgebäude. Was wollte er denn jetzt? Matthew steckte seine Hände in seine Hosentasche.

"Ist Ryan dein Freund?", platzte plötzlich aus ihm heraus. Verwirrt schaute ich ihn an und konnte mir das Lachen jedoch nicht verkneifen.
"Nein", lachte ich.
"Allein deswegen hätte ich dich nicht geküsst. Wie kommst du darauf?", amüsiert schaute ich zu dem heißen Jungen neben mir. Dieser fuhr sich grinsend durch die Haare. Er wirkte erleichtert. Was ist mit diesem Typen los?

"Seine Reaktion deutete etwas darauf hin. Und er hatte mir gerade gedroht, ich solle dich ja nicht mehr ansprechen. Sonst sei ich so gut wie tot", schmunzelnd schaute er zu mir. Er öffnete die Tür des Gebäudes und hielt sie mir offen. Like a Gentleman. Wer's glaubt. Schleimer. Trotzdem trat ich mit einem dankenden Nicken ein.

Überrascht schaute ich ihn an. Das hätte ich von Ryan nicht erwartet. Irgendwie süß. Aber auch unnötig. Es ist ja immernoch meine Entscheidung. Erst dann dachte ich über etwas anderes nach. Trotz der Drohung hat Matthew mich angesprochen. Er musste meinen Blick richtig gedeutet haben und zuckte mit den Schultern.

"Ich wollte dir die Entscheidung lassen", meinte er amüsiert. Welche Entscheidung? Dieser Typ verwirrte mich. Doch bevor ich ihn das fragen konnte, fing er wieder zu sprechen an.
"Ich muss jetzt in meinen Unterricht", sprach er. Anschließend zwinkerte er mir zu, bevor er sich umdrehte und um die nächste Ecke verschwand. Was war das bitte? Mein Herz hatte angefangen schneller zu schlagen. Dämliches Mädchenherz.

Nachdem ich einige Minuten auf den leeren Platz vor mir geschaut hatte, schluckte ich. Das darf doch nicht wahr sein! Ein dämlicher Kuss und schon spielte mein Verstand verrückt. Na gut, es war ein verdammt guter dämlicher Kuss.

Ich riss mich dann ebenfalls zusammen und kam verspätet in meinem Unterricht an. Luka grinste mich wissend an. Dafür bekam er erstmal einen leichten Schlag mit dem Ellbogen in die Seite, nachdem ich mich neben ihn setzte. Es schien ihm jedoch nichts auszumachen, er grinste immernoch.

"Du Otto! Warum hast du das gemacht?", brummte ich genervt.

"Ach, du hast es doch genossen. Versuch erst gar nicht das zu verleugnen", lachte er leise und ich tötete Luka mit Blicken.

"Tat ich nicht. Ryan wird mich auch erst mal anmeckern, dass ich mich von seinen Freunden fern halten soll. Teilen war ja noch nie seine Stärke", murmelte ich meinem besten Freund zu, dessen Grinsen scheinbar größer wurde.

"Gut zu wissen, dass du Matthew schon teilen willst", flüsterte Luka grinsend in mein Ohr. geschockt sah ich ihn an.
"Du blöder Lauch! So war das gar nicht gemeint", knurrte ich beleidigt.

Die Lehrerin unterbrach unsere Disskusion.
"Könnten Sie beide bitte aufhören meinen Unterricht zu stören?", streng sah sie uns an und wir nickten bloß.

Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll, dass sie uns unterbrach. Auf der einen Seite konnte ich mich nicht rechtfertigen, auf der anderen Seite, aber auch nicht noch tiefer in die Kacke geraten.

*1265 Wörter*

Liebe auf die erste PflichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt