Nach etwa einer Stunde klingelte es an unserer Tür. Inzwischen ging es mir wieder besser. Ich hatte lautstark Musik gehört und mich dazu in mein Zimmer eingeschlossen. Dort hatte ich dann etwas getanzt. Wie lächerlich es sich auch anhören mag...es hatte mir geholfen. Es half mir jedes mal. Das Tanzen ließ mich in eine andere Welt gleiten. Eine Welt in der man seine Gefühle anders ausdrückt. Jeder Tanz hat eine Geschichte. Die Geschichte des Tänzers, doch viele verstanden es nicht. Ich drückte so den Schmerz aus, den ich fühlte. Es half mir für den Augenblick damit umzugehen.
"Hey", lächelte ich meinen besten Freund an als ich die Tür öffnete. Ich trat etwas zur Seite damit Luka eintreten konnte. Dabei hielt ich die Tür mit meiner rechten Hand fest. Luka kam schmunzelnd rein. Er zog sich seine schwarzen Turnschuhe aus und stellte sie zu unseren anderen Schuhen. Eine Jacke trug er nicht. Bloß seinen schwarzen Hoodie. Luka kam auf mich zu und umarmte mich. Ich erwiderte sie und umklammerte ihn etwas, ließ allerdings ziemlich schnell wieder locker. Er sollte nicht merken, dass etwas war.
"Hey, Arschkuh", grinste er frech als er sich löste. Sofort verdrehte ich die Augen. Was ein Idiot. Ava soll ihm mal etwas Benehmen beibringen. Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und streckte ihm zeitgleich die Zunge raus.
"Gott, wie alt bist du?". Plötzlich stand Ryan neben mir, weshalb ich mich etwas erschrocken hatte. Mürrisch hob ich eine Augenbraue.
"Siebzehn. Solltest du das als mein Bruder nicht wissen? Ich bin echt enttäuscht von dir, Ryan", ich schüttelte seufzend den Kopf. Zeitgleich schlug Luka belustigt mit ihm ein. Alles Idioten hier.
"Wie auch immer. Ich treffe mich mit meinen Kollegen. Bau keinen Mist", antwortete er. Wobei es nun wirklich keine Antwort war.
"Bau du lieber keinen Mist. Ich passe schon auf", erwiderte ich und schaute ihn ernst an. Ryan hingegen ignorierte meine Aussage. Er zog sich ziemlich schnell seine Schuhe an bevor er erneut mit Luka einschlug und mir bloß zu nickte. Danke, großer Bruder. Hab dich auch lieb. Hinter ihm schloss ich die Haustür bevor ich mich Luka zu wandte. Verwirrt stellte ich fest, dass er überhaupt nicht mehr hier stand. Ich lief also in den erst besten Raum, wo ich ihn auch fand.
Er saß im Wohnzimmer auf der Couch und verband sein Handy gerade mit dem Fernseher. Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf und setzte mich ans andere Ende der Couch. Luka startete die Musik und mal wieder war es erleichternd, dass wir den selben Musikgeschmack hatten. Mit der Musik im Hintergrund fingen wir an uns zu unterhalten. Ich liebte es, wenn wir das taten. Einfach entspannen und unsere gemeinsame Zeit genießen.
"Kennst du noch Josie?", amüsiert blickte Luka zu mir. Ich runzelte meine Stirn. Der Name sagte mir etwas. Ich überlegte etwas bevor ich meinen Kopf etwas schief legte. Mir fiel eine Josie ein, war allerdings nicht sicher, ob wir die selbe meinten.
"Das Nachbarsmädchen von früher? Die immer den Sand vom Boden gegessen hat? Die, die ich so gehasst hatte?", ich verzog kurz mein Gesicht, musste allerdings etwas lachen als ich daran dachte. Luka und ich waren schon viele Jahre befreundet. Im Kindergarten waren wir wohl so etwas wie Feinde - angeblich. Mein Dad hatte mir das erzählt, doch ich konnte nicht wirklich glauben, dass man in dem Alter schon Feinde sein konnte. Jedenfalls hatten wir uns in unserer Grundschule angefreundet. Zum Glück gab es in unserer Gegend bloß diese eine Grundschule. Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls.
"Sie war sechs, lass sie doch Sand essen. Du warst zu diesem Zeitpunkt etwa neun und hast Joseph seine Brille geklaut bloß, weil er deinen Ball hatte und hast in alle möglichen Dinge gebissen. Außerdem hasst du jeden", schmunzelte er und ich musste lachen. Doch das war nicht das Lachen eines Engels. Nein, es hörte sich an als wäre ich ein sterbenes Meerschweinchen, wie Luka immer zu sagen pflegte.
Joseph war ein älterer Herr, der in der Gegend wohnte. Als ich jünger war, spielte ich mit Luka immer Fußball auf der Straße. Irgendwann hatte Joseph genug von dem kindlichen Geschreihe und klaute uns den Ball. Mein neun jähriges Ich lief also auf den Älteren zu und riss ihm nach langem diskutieren die Brille aus seiner Hand. Um ihm zu zeigen, dass es mir nicht gefiel, wie er mit mir um ging, rannte ich also mit seiner Brille zu mir nach Hause. Joseph wusste, wo ich wohnte und kam deswegen nur wenige Minuten nach mir an. Als es klingelte öffnete mein Dad die Tür. Joseph hatte ihm die Situation geschildert und mich aufgefordert ihm seine teure Brille herzugeben. Doch ich war damals schon ein Sturkopf. Brille gegen Ball. Das war meine einzige Antwort. Für diese Forderung hatte ich dann allerdings zwei ganze Wochen Hausarrest. Ziemlich unfair.
"Ich hasse überhaupt nicht jeden!", brummte ich dann beleidigt. "Ich bin nur nicht so naiv und vertraue allen", schmollte ich und verschränkte meine Arme.
"Ach und nur, weil du ihnen nicht vertraust schlägst du sie mit Sandkastenschaufeln?", amüsiert hob er eine Augenbraue. Von wegen. Ich war vielleicht nicht das netteste Kind, doch das hatte ich bestimmt nicht getan. Hoffte ich.
"Sagt der, der in der Schule Lampen mit seinem Schuh, Türe mit seinem Ball zerstört hat und ziemlich oft in die Stiefel seiner Mom gepinkelt hat", fügte ich nun lachend hinzu. Er soll bloß nicht so tun als wäre er der brave Sohn gewesen. Inzwischen verstand ich, weshalb unsere Eltern früher nicht wollten, dass wir weiterhin Kontakt miteinander hatten. Wir waren wohl nicht so ein tolles Duo gewesen.
"Wenigstens habe ich nicht mit Stühlen die Lehrerin bedroht! Oder mit Steinen auf jemanden geworfen. So nebenbei übrigens getroffen. Ich merke erst jetzt, was du doch für ein aggressives Kind warst", belustigt schaute Luka zu mir während ich mit einem Kissen nach ihm warf. Entsetzt riss er seine Augen auf als würde er schon wieder sagen.
"Der Typ hat dich geärgert. Ich wollte bloß meinen Freund beschützen", schmollte ich. Zum Glück war dem Jungen außer einer Schramme nichts passiert. Doch ich wollte mir gar nicht vostellen, wie er sich wohl gefühlt hatte. Immerhin hatte er an seinem Hinterkopf geblutet und vermutlich auch Schmerzen gehabt.
"Wie auch immer", grinste er. "Jedenfalls war Josie heute in der Schule. Sie ist wohl wieder zu ihrer Mutter gezogen. Sie hat mich allerdings ignoriert als würde sie mich nicht kennen", erzählte er dann.
"Kein Wunder", erneut musste ich lachen. "Sie ist quasi wegen dir umgezogen", lachte ich. Die Fünfzehn jährige ist nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrem Vater umgezogen. Wir vermuteten, dass der Korb von Luka dazu beigetragen hatte. Das war etwa ein Jahr her. Luka hatte sie mit der Begründung, dass sie drei Jahre jünger war, abgewiesen.
"Reine Spekulation", schmunzelte er. "Sie sieht aber echt heiß aus. Krass, was sich in einem Jahr verändern kann", grinste er. Ich verzog mein Gesicht. Josie und heiß? Ich werde wohl immer das kleine Nachbarsmädchen im Kopf behalten.
"Wie schade, dass du vergeben bist", erwiderte ich ironisch und er seufzte frustriert auf. Sofort schaute ich warnend zu ihm, doch er schmunzelte bloß. Er wollte mich bloß ärgern. Besser so. Er und Ava waren total süß zusammen. Er sollte sein Glück bloß nicht auf die Probe stellen. Das Mädchen war es wert.
Seine Beziehung war zum Glück nie ein Problem. Er hatte immernoch Zeit für mich und seine Freundin akzeptierte, dass wir uns sehr Nahe standen. Wir hatten allerdings auch schon echt viel miteinander durchgemacht. Er war immer für mich da. Dennoch wusste er nichts von meinem Vater. Ich ließ ihn nicht für mich da sein, was er mir in Zukunft bestimmt vorwerfen würde. Doch ich konnte nicht.
*1275 Wörter*
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Liebe auf die erste Pflicht
أدب المراهقينChloe Connor küsst auf Grund eines Spiels Matthew White. Dieser zeigt seit diesem Augenblick Interesse an der Schwester seines Kumpels. Er bittet Chloe mehrmals um ein Date, doch sie sagt ihm ab. Matthew hat nicht vor aufzugeben. Genauso wie Chloe...