Kapitel 2

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Als das letzte Schulklingeln für den heutigen Tag erklang, stand ich erleichtert auf. Luka tat es mir gleich und verabschiedete sich mit einer Umarmung.

"Ich kann dich heute leider nicht fahren. Ich fahre mit Ava direkt zu ihr und sie wohnt in einer ganz anderen Gegend", meinte er entschuldigend.

"Schon gut. Vielleicht ist Ryan noch da", wank ich lächelnd ab.

"Viel Spaß euch. Bestell liebe Grüße", rief ich ihm zu bevor er auf die Klassenräume der Jahrgang Jüngeren zu lief. Er hatte noch fröhlich genickt. Sie waren nun schon fast ein halbes Jahr zusammen und wirken dennoch noch frischverliebt. Total süß.

Kopfschüttelnd lief ich zu den Parkplätzen der Schule, wo die Jungs schon versammelt standen. Ich ließ meinen Blick über die Jungen schweifen.

"Suchst du jemanden, Chloe?", hörte ich eine Stimme in mein Ohr flüstern. Allein an der Gänsehaut, die sich auf meinem Körper bildete, wusste ich das Matthew es war. Doch ich verstand nicht, wie er so eine Wirkung auf mich hatte. Ich wollte es nicht verstehen.

Ich drehte mich um und schaute in seine niedlichen grauen Augen. Dabei nickte ich.

"Jedenfalls nicht dich, Matthew", brummte ich. Es macht mir Angst. Diese Wirkung machte mir Angst. Wie schaffte er das?

"Weißt du, ob Ryan noch da ist?", fragte ich schließlich und er hob fragend eine Augenbraue.

"Selbst wenn...warum sollte ich dir das sagen? Was bekomme ich dafür?", grinste er. Es hatte was auffordernes. In seinen Augen sah ich etwas aufglitzern, doch ich wusste nicht was es war. Ich konnte es nicht zuordnen.

"Einen Schlag, in dein ganz okay aussehendes Gesicht, weil ich den Weg nach Hause alleine laufen musste. Ryan wird das gerne für mich übernehmen", grinste ich ihn zuckersüß an bevor ich ihn auffordernd anschaute. Wobei, dass wohl nicht ganz so stimmte. Den Schlag würde ich übernehmen müssen.

"Nein, er ist schon los. Aber ich nehme dich mit", Matthew hatte ein ehrliches Lächeln auf dem Gesicht. Er sagte erst gar nichts zu meinem Kommentar, worüber ich echt froh war. Wäre schon etwas sehr unangenehm gewesen. Immerhin war das so etwas wie ein Kompliment. Ich zögerte, seufzte dann allerdings auf. Warum sollte ich dieses Angebot ablehnen? Besser als laufen, wäre das sowieso.

"Na gut", nickte ich zustimmend. Sein Grinsen schien größer zu werden. Er deutete mit einem Kopfnicken auf ein Motorrad. Er lief dorthin und wartete darauf, dass ich es ihm gleich tat. Tat ich dann auch.

Wortlos hielt er mir den Helm hin. Ich musterte ihn. Es war nichts besonderes. Er war bloß schwarz. Ich setzte mir ihn auf und er zwinkerte mir zu.
"Passt perfekt", grinste er und auch ich schmunzelte.

Er setzte sich dann auf sein Motorrad und ich tat es ihm zögernd gleich. Vorsichtig schlang ich meine Arme um seinen Bauch. Befestigte den allerdings als er den Motor startete.

"Wohin geht es?" fragte er und ich hörte sein schmunzeln aus diesem Satz.

"Ich hoffe, du weißt wo Ryan wohnt", antwortete ich bloß und er schien sofort zu verstehen. Ohne was zu erwidern fuhr er los. Die ganzen Blicke die auf uns hefteten, ignorierte ich gekonnt. Übung macht den Meister, schätze ich. Und auf dieser Schule übt man viel. Gerüchte sind innerhalb von 10 Minuten in der ganzen Schule verbreitet. Und da ist es egal, ob ein Nerd bloß ein paar Minuten zu spät kam, jemand Ärger bekam, weil er die Turnhallenwände angemalt oder eben in der Pause Matthew küsste und mit ihm das Schulgelände verließ. Auf einem Motorrad. Ich werde Montag mal wieder Thema Nummer eins sein. Wie toll.

Kurz schloss ich die Augen. Den Griff um Matthew hatte ich inzwischen gelockert. Ich genoss den Windzug, den ich an meinem Körper spürt. Zu gerne würde ich den Helm abnehmen und den Wind an meinen Ohren vorbei zischen lasse. Doch ich war ja nicht lebensmüde. Nicht wie Matthew, der ohne Helm fuhr und sich vermutlich schneller als erlaubt durch die Autos schlängelte. Nun gut. Er hatte wahrscheinlich nur einen Helm und den hatte er mir netterweise gegeben. Wie freundlich. Ich öffnete wieder meine Augen und sah dabei zu, wie wir an dem Leuten vorbei rasten. Ich konnte mir in Lächeln nicht verkneifen. Ich spürte das Gefühl von Freiheit und genoss es.

Leider ging die Fahrt schneller vorbei als ich hoffte. Ach Quatsch. Ich war froh endlich wieder hier zu sein. Die Fahrt war schön, keine Frage. Doch Zuhause ist es am besten. Als Matthew in der Einfahrt hielt, stieg ich ab und versteckte mein zufriedenes Grinsen. Das müsste er ja nicht wissen. Ich setzte den Helm an und hängte ihn an den Lenker. Ich wollte ohne was zu sagen  zur Haustür gehen, doch Matthew stieg ebenfalls ab und grinste mich frech an.

"Willst du dich nicht bedanken? Mich umarmen, küssen oder ins Haus einladen?", grinste er und ich drehte mich zu ihm um. Ich hob eine Augenbraue.

"Du solltest dir auf den Kuss nichts einbilden, Matthew. Danke fürs fahren. Wir sehen uns", grinste ich nun bevor ich meinen Schlüssel raussuchte und die Tür öffnete. Dabei schüttelte ich meinen Kopf. Matthew hörte ich erst wegfahren als ich die Tür seufzend schloss. Als hätte er kontrollieren wollen, ob ich hier auch wirklich wohnte.

Überrascht ging ich zwei Schritte zurück als Ryan mit verschränkten Armen vor mir stand.

"Was sollte das heute? Was sollte der Kuss und warum lässt du dich von ihm nach Hause fahren?", brummte er wütend. Seine Augen sprühten schon Flammen. Ich sagte es ja - das Teilen war noch nie seine Stärke. Ich verdrehte die Augem. Er sollte ruhig sehen, dass es mich nervte. Das er mich nervte.

"Das war nichts. Wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt und ich musste ihn halt küssen. Kein großes Ding, also mach da jetz auch kein großes Ding raus", seufzte ich und wollte an ihm vorbei um die Treppe zu meinem Zimmer hochzugehen. Als eine Hand mein Handgelenk erfasste, zog ich diese sofort weg und funkelte Ryan wütend an. Ich hasste es gegen meinen Willen angefasst zu werden. Vor allem, wenn mein Gegenüber es aus Wut tat. Und das weiß er.

"Tut mir Leid", erwiderte er sofort. Ich nickte bloß und umfasste mein Handgelenk. Es tat weh. Nicht, weil er so fest zugedrückt hatte. Das hatte er nämlich nicht. Es war eher die Erinnerung, die es so schmerzen ließ.

"Fuck, Chloe! Das wollte ich nicht - wirklich. Es tut mir Leid", wiederholte er. Ich schaute zu ihm und kontrollierte meine Atmung. Ryan schaute mich an und ich sah in seinem Blick die Reue. Er wollte es wirklich nicht. Manchmal dachte er bloß nicht nach.

"Schon gut. Was ist?", fragte ich ruhig. Ich konnte ihm deswegen nicht böse sein. Er war mein Bruder. Ich schloss kurz meine Augen bevor ich meine Hand von meinem Handgelenk nahm und etwas beruhigter wieder zu ihm schaute. Sein Blick zeigte mir seine Erleichterung.

"Wieso hat er dich gefahren?", fügte er zögernd hinzu. Vermutlich Angst, dass ich sauer auf ihn wäre, weil er mich deswegen so angefasst hatte. Okay, vielleicht war ich es auch, allerdings würde ich ihn dafür nicht ignorieren.

"Luka ist zur seiner Freundin und du warst schon weg. Er hat mitbekommen, dass ich dich gesucht habe und hat mir angeboten mich nach Hause zu fahren. Kann ich jetzt gehen?", fragte ich und er nickte nach einigen Sekunden.

"Klar. Sorry", nickte Ryan bevor er in Richtung der Küche verschwand. Genervt ging ich die Treppen hoch und verschwand in meinem Zimmer.

*1228 Wörter*

Liebe auf die erste PflichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt