Kapitel 5

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Matthew stand vor der Tür und ließ es über sich geschehen, dass ich ihn musterte. Er trug eine lockere dunkelblaue Jeans, ein weißes Markenshirt und weiße Markenschuhe. Außerdem hatte Matthew ein Lächeln auf dem Gesicht. Dieses Lächeln schien größer zu werden als ich wieder zu ihm hochblickte.

"Fertig?", grinste der Junge mich frech an. "Ich kann dir ein Bild von mir schenken. Das soll bekanntlich länger halten", sagte er sichtlich amüsiert, weshalb ich die Augen verdrehte. Das sagte nun wirklich jeder Junge. Wie klischeehaft.

"Dann schenk mir doch auch bitte einen Eimer. Immerhin werde ich mich jedes mal übergeben müssen, wenn ich dieses Bild erblicke", süffisant schaute ich zum Älteren. Dieser schaute kurz empört. Ziemlich schnell wurde aus dem empörten ein amüsierter Gesichtsausdruck . "Also Matthew, was willst du?", wiederholte ich meine Frage. Immerhin hatte er sie noch immer nicht beantwortet.

Matthew wollte gerade anfangen zu sprechen als Ryan ihn unwissend unterbrach.

"Chloe? Wer ist da?", rief mein fauler Bruder, der vermutlich immer noch auf der Couch saß.

"Dein Freund", rief ich ihm zu während ich eine Augenbraue in die Höhe zog. Auffordernd blickte ich Matthew in die Augen. Dieser schmunzelte bloß.

"Ich möchte mit dir ausgehen", grinste dieser. Ich runzelte meine Stirn. Ist das sein Ernst? Ich habe doch gestern bereits gesagt, dass ich das nicht möchte.

"Du möchtest was?", fragten mein Bruder und ich gleichzeitig. Seit wann stand er denn da? Kurz drehte ich mich um. Ryan hatte ebenfalls eine gerunzelte Stirn und stellte sich knapp neben mir. Nun gut, ich hatte ihm ja gesagt, dass sein Freund da war. Woher hätte ich denn wissen können, dass er zu mir wollte? Dann schaute ich wieder zu dem, leider echt attraktiven, Jungen.

"Ich möchte deine Schwester daten", wiederholte er sich ohne zu zögern. Ryan ging langsam auf ihn zu. Fast als wolle er bedrohlich wirken. Es sah nebenbei ziemlich lustig aus, da Matthew nicht nur etwas älter, sondern auch etwas größer wie Ryan war. Es waren zwar nur wenige Zentimeter, aber dass Ryan nun wirklich kein aggressiver Mensch war, trug zu meiner Belustigung bei. Ryan war der Letzte, der handgreiflich werden würde.

"Hatte ich nicht gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst?", sagte er langsam, aber klar und deutlich. Erneut verdrehte ich meine Augen. Irgendwie war es ja auch süß, doch ich verstand es nicht wirklich. So etwas tat er nie. Ryan war nie der mit dem großen Beschützerinstinkt. Früher hat es ihn nie interessiert. Also warum fing er jetzt damit an? Abgesehen davon, dass ich mich selbst darum kümmern konnte.

"Moment. Erstens Ryan, hast du da nichts zu melden", schmunzelnd legte ich meine Hand auf seine Schulter und hielt ihn etwas fest. Wirklich nie tat er auf großen Bruder. Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht verstanden. Wir waren diese typischen Geschwister, die sich gegenseitig auf die Nerven gingen und sich fertig machten, so gut sie konnten. Allerdings rissen wir uns etwa einmal im Monat zusammen und machten uns einen schönen Geschwistertag. Diesen störte Matthew übrigens. Ryan seufzte frustriert, blieb allerdings stehen.

"Und zweitens...Tut mir Leid, wenn das für dich anders rüber kam, aber das war bloß ein Kuss. Du solltest dir nicht zu viel darauf einbilden, Matthew. Ein Spiel, ein Kuss. Nicht mehr", fügte ich dann hinzu. Dabei gestikulierte ich etwas mit meinen Armen um es ihm deutlicher zu machen. Klar, es war ein guter Kuss. Allerdings hatte es nichts zu bedeuten. Ich möchte weder einen Jungen daten und mich an ihn binden, noch möchte ich abhängig von jemanden werden. Das ist wohl das Schlimmste, was passieren kann. Abhängig werden.

"Wie ich sehe hast du alles unter Kontrolle", grinste Ryan bevor er seinem Freund auf die Schulter klopfte und dann wieder in das Haus ging. Natürlich hatte ich das. Was erwartet er denn von mir? "Wir sehen uns, Matt", fügte er bloß hinzu.

Matthew erwiderte seine Verabschiedung bevor er sich wieder mir zu wandte. Grinsend kam er etwas näher und legte den Kopf schräg. Süß.
"Ich möchte bloß ein Date und nicht dich heiraten. Jedenfalls noch nicht", grinste er, weshalb ich amüsiert aufseufzte und den Kopf schüttelte. Idiot.

Süßer Idiot.

"Ich möchte bloß einen Tag mit meinem Bruder genießen. Tut mir Leid, aber ich habe kein Interesse", ich lächelte ihn entschuldigend an bevor ich einige Schritte ins Haus machte.

"Es muss ja auch nicht heute sein. Ich werde auf dich warten", grinste Matthew. "Irgendwann werde ich dich überzeugen", schmunzelte er und drehte sich um.

"Das bezweifle ich. Wie auch immer. Wir sehen uns, Matthew", schmunzelte ich und nickte ihm zu.

"Wir sehen uns, beauty", lächelte der Braunhaarige und fuhr sich durch seine weichen Haare. Gott, wie gerne ich dadurch fahren würde. Er nickte mir charmant zu und setzte seinen Motortadhelm auf bevor er sich auf dieses setzte. Ohne darauf zu warten, dass er los fährt, ging ich wieder in mein Haus. Ich hatte das Gefühl seinen Blick noch auf mir zu spüren, doch reagieren tat ich nicht mehr. Ich schloss die Tür und hörte noch das Motorrad wegfahren.

Beauty? Wirklich? Ich hoffte für ihn, dass er sich das schnell wieder aus seinem Kopf strich. Beauty...nein. Chloe. Chloe Avery Connor. Von meinem Zweitnamen wussten allerdings nur vier Leute. Meine Eltern, mein Bruder und die Frau, die mir meinen Personalausweis ausgestellt hatte. Das sollte auch so bleiben. Ich blieb lieber Chloe Connor. Die Tochter von Owen Connor. Mein Dad. Dad. Wie lange es wohl her ist, dass ich ihn gesehen habe? Bestimmt schon mehrere Monate. Ach, was. Ich hatte gelogen. Drei Monate und vier Tage. Sechsundneunzig Tage um genau zu sein. Naja, vielleicht habe ich sie gezählt. Und jetzt sollte ich ihn in wiedersehen? Ich wusste nicht, ob ich das konnte. Vermutlich nicht.

Im Wohnzimmer schmiss ich mich wieder auf die Couch zu meinem Bruder. Grinsend nahm ich zur Kenntnis, dass sein Film zu Ende war. So sehr es mich auch aufregte, dass er den Film nicht gestoppt, sondern weiter geschaut hatte, freute ich mich auf den folgenden Film. Step up. Mit Channing Tatum. Gott, ich liebe diesen Film! Ryan seufzte frustriert auf.

"Schon wieder?", beschwerte er sich, weshalb ich nur unschuldig grinsend mit meinen Schultern zuckte. Ich deutete auf eine andere DVD, die auf dem Tisch lag und grinste ihn nun etwas frecher an.

"Wenn dir halb nackte Stripper lieber sind", ich zuckte mit meinen Schultern und während Ryan sein Gesicht verzog. Dann schüttelte er seinen Kopf. Dachte ich mir.

"Dann hör auf dich zu beschweren, du Memme. Der Film ist total süß. Und schön. Ich liebe es, wie sie tanzen. Und Channing ist total hot. Jedenfalls in den Filmen. Ich versteh es nicht...vom Aussehen her ist er überhaupt nicht mein Typ. Dennoch finde ich ihn süß und hot", klärte ich meinen Bruder auf, der mit einem lila Kissen nach mir warf. Dieses traf mein Gesicht. Empört blickte ich zu ihm während er mit den Schultern zuckte.

"Möchtest du jetzt den Film schauen oder über irgendwelche Männer schwärmen? Für zweiteres stehe ich definitiv nicht zur Verfügung. Tut mir Leid, aber da musst du deine Freunde mit nerven", schmunzelte er. Ich warf ihm das Kissen zurück, welches er leider auffing. Gemein. Ich zog einen Schmollmund lehnte mich an das Ende der Couch. Damit hatte er seine Antwort. Er konzentrierte sich, wie ich, auf den Film.

"Du heulst nicht wirklich, weil der kleine Bruder gestorben ist...oder?", amüsiert schaute Ryan bei dieser Szene zu mir rüber. Mein Blick galt allerdings weiterhin dem Fernseher. Nein, ich weinte nicht. Ich hatte bloß Tränen in den Augen. Wie konnte er bloß so kalt bleiben? Das war tot traurig. Wortwörtlich.

Als Antwort schüttelte ich den Kopf. Doch mein großer Bruder machte sich weiterhin lustig über mich. Dann schaute ich warnend zu ihm. Ryan verstand es völlig falsch und sah das als Aufforderung laut loslachen zu dürfen. Oder er nahm mich einfach nicht ernst. Das würde er zurück bekommen. Irgendwann.

Irgendwann beruhigte er sich. Etwa eine Stunde strafte ich ihn mit Ignoranz. Davon bemerkte er es die erste halbe Stunde nicht einmal. Autsch. Nach der zweiten halben Stunde war wieder alles wie vorher. Ich genoss den restlichen Abend mit meinem Bruder. Wir hatten noch zwei weitere Filme geschaut bevor wir uns bettfertig gemacht haben und jeder in sein eigenes Zimmer verschwunden war.

*1373 Wörter*

Liebe auf die erste PflichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt