Kapitel 4

28 4 0
                                    

Matthew stand tatsächlich die ganze Zeit neben mir und hatte auf das Taxi gewartet. Ohne was zu sagen hatte er auf die Straße geschaut und die Autos beobachtet. Oder gezählt. Es war eine angenehme Stille und nicht einmal hatte er versucht ein Gespräch aufzubauen, worüber ich echt dankbar war. Vielleicht hatte er es endlich verstanden.

Um 04:00Uhr lag ich in meinem Bett. Solange hatte ich es dort ausgehalten? Respekt. Luka hatte sich gemeldet und gesagt, dass er mit zu Ava ist. Ich hatte Ryan geschrieben, dass ich Zuhause bin. Seine Antwort war die, dass gegen 05:00Uhr einige Zimmer weiter lautes Stöhnen ertönte. Uff...danke dafür. Ich vergrub meinen Kopf unter mein Kissen und stöhnte genervt auf. Irgendwann stürme ich das Zimmer und scheuche eines der Weiber raus. Wollte er nicht zu ihr gehen? Arsch.

Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Wie konnten manche innerhalb von einer Minute einschlafen? Ich brauchte mindestens fünf Minuten. Wie ich das hasste. Ryan war so ein Mensch. Wenn er müde ist und schlafen möchte dann tat er das auf Komando. Unfair

[...]

Samstag morgen. Mal wieder. Müde schlug ich die Decke zur Seite. Seit 30 Minuten bin ich wach und versuche wieder einzuschlafen, doch ohne Erfolg. Gequält kletterte ich aus meinem Bett. Ich öffnete mein Fenster um durchzulüften und schlug dann meine Bettdecke zurück. Mit meinen Schlafsachen, die übrigens aus einer grauen Jogginghose und einem schwarzen Sport-BH bestanden, verließ ich mein Zimmer und ging in die Küche.

Wie viel ich dafür geben könnte Pancakes, Pfannkuchen, Speck oder anderes zum Frühstück zu machen. Doch ich war eine Niete. Kochen war noch nie meine Stärke. Die von Ryan leider auch nicht. Also schnappte ich mir Nougat Bits und tat sie in eine kleine Schüssel. Dann schüttelte ich die Milch rüber und tunkte die Bits mit dem Löffel in die Nährflüssigkeit.

"We-wer bist du?", fragte mich eine künstliche Schönheit. Abgehoben musterte ich sie. Sie trug ein Shirt von Ryan. Wie er es hasste seine Kleidungsstücke zu teilen. Wenigstens hatte sie einen BH darunter an. Und ich hoffe auch eine Unterhose. Das konnte ich zum Glück nicht sehen. Sie war so klein, dass das Shirt bis zu ihren Knien ging.

"Die Freundin von Ryan", meinte ich schulterzuckend. Und wieder mal muss ich dafür sorgen, dass sie nicht mitaß. Das war jedes mal so. Jedes mal bin ich die Arschkuh, die die Weiber verjagen muss. Danke, Ryan. Danke.

"Wie-aber was?", stotterte sie und schaute mich geschockt an. Als wäre ich die gestörte. Ich und gestört? Pff. Da musste sie etwas verwechseln. Ich bin super normal und denke nichtmal an gestörte Sachen. Gestört ist ein Fremdwort für mich.

"Wir stehen auf Dreiecksbeziehungen und wir suchen gerade die dritte Person", meinte ich gleichgültig und zuckte mit meinen Schultern. Ich nahm mir 3 der Bits auf den Löffel und kippte die Milch wieder in die Schüssel. Ich hasse Milch. Schon immer.

"Oh mein Gott! Ihr seid ja krank", kreischte sie geschockt und ich kann mir gut vorstellen, wie ihr Kiefer fast den Boden berührte. Sie ist die, die gestört ist. Wie kann man morgens schon so rumkreischen?

"Schrei doch nicht so", brummte ich und nahm einen weiteren Löffel. Als ich wieder zu ihr hoch schaute, stand sie immernoch an der selben Stelle. Dann drehte sie sich um und rannte hoch. Mit ihrer Kleidung in der Hand zog sie ihre Schuhe an und wollte aus der Haustür verschwinden.

"Mein Shirt!", brummte ein müder Ryan, der die Küche betrat. Er kam zu mir und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Dann machte er sich ein Toast mit Käse. Ich hasse Käse. Dann ging er zur Kaffeemaschine und machte sich einen Kaffee. Ich hasse Kaffee. Geschockt musterte das Mädel nun Ryan.

"Was?!", quischte sie geschockt und ich verdrehte die Augen. Wie schwer kann man von Begriff sein? Dummheit tut weh.

"Gib mir mein Shirt!", knurrte er nun und drehte sich zu ihr. Er streckte seine Hand in ihre Richtung und schaute kühl in ihre Augen. Entsetzt schaute sie ihn an und wollte protestieren. Tat sie dann nicht. Besser so, süße.

Sie drehte sich um und zog sich sein Shirt aus. Schnell zog sie sich ihre Jacke an. Zeitgleich schauten Ryan und ich uns an und verdrehten die Augen. Aus diesem Fakt musste ich kurz schmunzeln, was er mir gleich tat. Als hätte er das gestern nicht gesehen.  Sie drückte es ihm in die Hand bevor sie aus dem Haus flüchtete. Endlich.

"Ähm, Chloe?", fragte mich Ryan zögerlich. Ich schüttelte gerade die Milch in den Abfluss. Ich stellte die Schüssel und den Löffel in die Spülmaschine bevor ich mich aufrichtete. Ich setzte mich auf die Theke und legte den Kopf schief.

"Ich habe Montag um 09:00Uhr ein Termin bei Dad. Kommst du mit?", fragte er zögerlich und ich zuckte kaum merklich zusammen. Doch Ryan bemerkte es.

"Wir haben Schule", murmelte ich und sprang von der Theke. Ich wollte raus gehen, doch Ryan stellte sich in die Tür. Ziemlich gemein, wenn man mich mal fragt. Er ist etwas breiter gebaut und etwas größer. Wie soll ich denn jetzt durch die Tür gehen?

"Du kannst nicht immer vor deinen Problemen weglaufen. Komm mit mir, bitte. Ich lass dich nicht alleine und wenn du immer noch gehen willst, dann gehen wir. Versprochen", fast schon bettelnd schaute er mich an. Ich verzog mein Gesicht. Muss er das so direkt sagen? Kann er das nicht irgendwie verpacken und Metaphern oder sowas benutzen? Arsch.

"Okay, ich komme mit. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich es dort lange aushalte", murmelte ich und er legte glücklich seine Arme um mich. Zog mich in eine Umarmung. Lächelnd legte auch ich meine Arme um ihn.

"Okay, reicht. Zu viel Freundlichkeit", ich drückte ihn von mir weg. Lachend fuhr er sich durch die Haare. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich wusste, dass es ihm viel bedeutete, auch wenn er das nicht zugeben würde. Es war eben Rayn, der der für alles zu stolz ist.

"Filmemarathon?", Ryan legte den Kopf schief und schaute mich fragend an.  Zustimend nickte ich. Grinsend holte er den Popcorn Mais und schmiss ihn in die Mikrowelle. Währenddessen holte ich eine große Schüssel raus und stellte sie neben die Mikrowelle. Dann lief ich ins Wohnzimmer. Im Schrank unter dem Fernseher verstauten wir unsere ganzen Film DVDs. Ich holte alle raus und schmiss mich auf die Couch. Wir werden jetzt abwechselnd immer einen Film aussuchen und in dieser Reihe die Filme schauen. Der Gewinner von Schere, Stein, Papier darf immer anfangen. Und wenn wir keine Lust mehr haben wird nur noch der Film angeschaut und die restlichen DVDs alle in den Schrank geräumt. So läuft es bei uns immer ab. Nach einigen Minuten warf auch Ryan sich auf die andere Seite der Couch. Im Schneidersitz suchte ich dann mit ihm die Filme raus. Wie in alten Zeiten.

Gegen Nachmittag bestellten wir Pizza. Ich habe mir eine Thunfischpizza geholt während Ryan sich eine Hawaiipizza geholt hatte. Wie immer. Wir stoppten bloß, wenn einer mal ins Bad musste. Den ganzen Tag lagen wir zusammen auf der Couch und genossen die Nähe des anderen. Ab und zu gaben wir Kommentar zu den Filmen, die uns zum Lachen brachten.

Verwundert stellten wir uns einem Blickduell als es klingelte. Als es nun zum vierten mal klingelte, stand ich stöhnend auf. Siegessicher grinste mein Bruder mich an. Wer klingelt denn 4 mal anstatt endlich zu gehen?

Genervt öffnete ich die Tür. Die Person vor mir unterstützte das ganze bloß. Was machte er hier? Kann er mir nicht wenigstens diesen einen Tag mit meinem Bruder lassen?

"Was willst du hier, Matthew?"

*1272 Wörter*

Liebe auf die erste PflichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt