Küchengeplauder

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Selbst die langen verschachtelten Gänge des alten Gulfhofs kamen Steffi irgendwie festlich vor, seit ihr Vermieter Eugen an jeder Stelle, an die sich ein Schleifchen knoten ließ, rote Schleifchen und duftende Tannenzweige angebracht hatte.

Steffi lächelte wehmütig. Letztes Jahr zu Weihnachten hatte sie noch ihre eigene Wohnung dekoriert und dann heulend allein über dem Weihnachtsbraten gesessen, weil ihr Mann mal wieder nicht nach Hause kam. Dieses Jahr feierte sie mit den besten Freunden der Welt und hatte mal wieder ein Blind-Date kurzerhand zum Essen eingeladen. Sie lachte leise. Carsten. Versicherungsvertreter. Das konnte ja wieder ein schöner Flop werden.

Aber gute Männer waren auf dem flachen Land schwer zu finden. Sie kicherte. Wahrscheinlich war sie auch von ihren Mitbewohnern zu verwöhnt. Sie betrat die Küche und lief fast gegen Eugen, der heute wohl schon zum zehnten Mal aus der Speisekammer kam und kritisch den Kopf schüttelte. »Ich hoffe wirklich, dass die selbstgebackenen Christstollen genug Zeit hatten zum Durchziehen!«

Das WG-Küken Lothar stand in der großen Bauernküche des Kluntjehauses mit einem dampfenden Teebecher in der Hand am Fenster und wärmte sich an der Heizung. Mit unschuldiger Miene fragte er: »Glaubst du wirklich, dass wir genug eingekauft haben? Wir könnten einschneien! Und dann die Feiertage!«

Eugen wurde blass. »Denkst du, wir sollten zur Sicherheit schnell noch mal los? Ein paar Stunden haben die Läden noch geöffnet!«

Steffi warf Lothar einen strengen Blick zu und tätschelte den überfürsorglichen Eugen beruhigend. »Entspann dich, Eugen! Lothar will dich nur ärgern! Wir haben eine Woche lang jeden Tag eingekauft und jeden Tag für zwanzig Personen! In der Speisekammer sind die Regale so voll, dass wir doch schon Stapel auf dem Boden angelegt haben!«

Lothar nickte eifrig. »Die Mäuse sollen ja schließlich auch was haben!«

Steffi lachte ihn nur aus, holte den riesigen kaltgestellten Mürbeteig aus dem Kühlschrank und zupfte die Folie ab, um prüfend den Finger hineinzustecken. »Nun, ich denke, wir können den Patienten operieren!«

Lothar rieb sich die Hände und sprang zum Tisch. »Endlich echte Männerarbeit!«

Steffi grinste. »Gutes Stichwort! Du kannst mal den Tisch abschrubben und die Ausstechförmchen noch mal abspülen!«

Lothar zog zwar ein langes Gesicht, machte sich aber an die Arbeit, um in der Nähe des Keksteigs zu bleiben. Eugen ließ sich auf einen Stuhl sinken und zählte stumm etwas an den Fingern ab. Steffi grinste still in sich hinein. Für Eugen war das erste Weihnachtsfest mit seinen Mietern eine echte Herausforderung. Er blickte auf und sah Steffi verwirrt an. »Haben wir genug Klopapier im Haus?«

Steffi seufzte tief und fing einfach mal an, außerhalb der berühmten ostfriesischen Teezeit für Eugen eine frische Kanne Tee zu kochen, er brauchte dringend eine standesgemäße Stärkung. »Eugen, wir haben auf alle Bäder und WCs ungefähr vierzig Rollen verteilt und in drei Tagen haben die Läden wieder auf!«

Eugen atmete angespannt tief durch. »Hätten wir vielleicht noch die leerstehenden Gästezimmer herrichten sollen? Man weiß ja nie, wer noch reinschneit!«

Lothar kicherte. »Irgendeine Ex vom Maler wird schon noch auftauchen!«

Steffi bekreuzigte sich dramatisch und stöhnte: »Bloß nicht!«

Lothar wischte die letzten Frühstückskrümel von dem großen alten Holztisch und fing an, ihn übertrieben schnaufend zu putzen. »Ich find's cool, dass Sven extra für den einen Tag herkommt! Hättet ihr gedacht, dass Anna mal friedlich mit ihren zwei Männern Weihnachten feiern kann?«

Drei Pfeffernüsse für SemmelbröselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt