Kaffee unter Männern

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John schürte das Feuer, schloss die Ofenklappe und drehte sich dann um zu seiner Bauwagen-Küche. Sven streckte auf einem der Stühle seine langen Beine von sich und gähnte gemütlich. »Maler, ernsthaft, auf unseren Kaffee im Bauwagen hab ich mich den ganzen Tag gefreut!«

John stellte den Kaffeefilter auf die Kanne, zählte löffelweise Kaffeepulver ab und brühte seinen berühmten »Oma-Kaffee« auf. Sven schnupperte wohlig und grinste. »Ich gebe zu, den Kaffee mit dir im Salon zu nehmen, ist mir immer eine wahre Freude!«

John rappelte mit der randvollen Keksdose. »Wie hast du es geschafft, schon verbotene Kekse aus der Küche zu stehlen?«

Sven räkelte sich selbstzufrieden. »Nichts leichter als das! Als ich mich rein geschlichen habe, waren die Mädels wieder draußen mit ihrem perfekten Schneemann beschäftigt!«

John zog den Deckel von der Dose und schnupperte hingerissen. Sven reckte sich und schielte in die Dose. »Und welche sind jetzt die Mangos, auf die du so abfährst?«

John holte Becher aus dem Schrank und verbesserte: »Die Avocados. Außerdem heißen die Makronen.«

Sven nickte. »Also, die Kokosnussbommel hier!«

John ließ sich grinsend auf einen Stuhl fallen. »Das mag ich so an dir, du nennst die Dinge immer beim richtigen Namen.«

Sven lachte zufrieden und nahm sich eine Makrone. »Wenn Annika uns dabei erwischt, wie wir vorm Essen Kekse in uns rein stopfen, zieht sie wochenlang aus Rache keine Pantoffeln an!«

John räkelte sich träge. »Wir sind safe, Anna hütet ihre Kuchen im Ofen und lauert drauf, dass Steffis Date auftaucht!«

Sven seufzte amüsiert. »Ich finde, Steffi könnte sich ein neues Hobby suchen, diese Online-Dates führen doch regelmäßig in die Katastrophe.«

John stand wieder auf, goss noch ein wenig heißes Wasser auf den Kaffee und fragte so beiläufig wie möglich. »Wieso hast du deinen Bruder nicht einfach mitgebracht?«

Sven lachte. »Peer? Der ist immer noch ein klein wenig verschnupft!«

John holte die Milch aus dem Kühlschrank und schüttelte milde den Kopf. »Ein Hedlund, der verschnupft ist, weil eine Frau keine feste Zweierbeziehung will, Sachen gibt's!«

Sven grinste mitfühlend. »Na ja, wenn du immer nicht willst und dann willst du mal und dann will sie nicht, das kann einen Mann schon irre machen!«

John lachte, verteilte den Kaffee auf Becher und stellte sie auf den Tisch, dann murmelte er nachdenklich: »Dabei hat Peer nur eine Silbe!«

»Hä?« Sven biss in die nächste Makrone und sah ihn fragend an.

John setzte sich und schüttelte den Kopf. »Ach, nichts!«

Sven deutete in die Keksdose. »Hier, diese Avocados sind grandios, wenn ich die aufesse, ist das okay, oder?«

John sah in die Dose. »Das sind die Makronen!« Er fuhr sich müde über die Augen und murmelte resigniert: »Das ist die Geißel meines Lebens! Immer, wenn ich Hunger kriege, sind die Makronen alle.«

Sven stopfte sich den Mund voll und nuschelte: »Die sind ja auch nicht gegen Hunger, Maler! Erzähl mir jetzt lieber deinen Plan, wo und wie wir diesen Mutanten von einem Weihnachtsbaum aufstellen!«

John setzte sich auf und gab Sven einen Klaps auf die Finger, um eine der letzten Makronen zu retten. »Wir nehmen unten siebzig Zentimeter weg und spitzen mit Äxten den Stamm an, damit er in den Ständer passt. Jetzt lass das endlich!«

Sven wich leise murrend auf ein Vanillekipferl aus. »Siebzig Zentimeter! Bist du sicher, dass dann genug Baum übrig bleibt?«

John rollte mit den Augen. »Ich bin Maler. Augenmaß und Proportionen sind mein Job und dieser Baum ist siebzig Zentimeter zu lang für die Upkammer!«

Sven grinste breit. »Alter, ich bin Wikinger! Wir benutzen Äxte eigentlich, um Irland zu überfallen, nicht, um Bäumchen anzuspitzen!«

John stand auf, kniete sich vor sein Bett und fummelte mit ausgestrecktem Arm darunter herum. Sven gähnte zufrieden. »Falls du ein Versteck suchst, unter den Betten gucken wir immer zuerst!«

John musste lachen, dann zog er eine Axt hervor. »So, jetzt erklär mich noch mal genau, wie du Irland überfallen willst!«

Sven überlegte kurz. »Äh, ich hole meine großen Brüder, dann bilden wir einen Schildwall und ...«

John fummelte eine Säge unter dem Bett hervor und prüfte seelenruhig, ob das Sägeblatt scharf war. »Autsch! Ganz schön spitz, diese Zacken!«

Sven seufzte tief, dann stürzte er in einem Zug seinen Kaffee hinunter und stopfte noch einen Keks hinterher. »Also gut! Du hältst ihn fest, ich geb ihm den Rest!«

Während Sven wieder seine Wikingerhelm-Mütze überstülpte und liebevoll seine dicken blonden Wollzöpfe zurechtlegte, griff John das Werkzeug und rappelte sich auf. Als er noch einen Blick in die Keksdose warf, waren die Makronen verschwunden.

Drei Pfeffernüsse für SemmelbröselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt