»Autsch!« Keno fluchte und steckte sich den geklemmten Finger in den Mund. »Scheiß Vorkriegsmöbel!«
Eugen packte den Tisch und drehte ihn vorsichtig auf die Seite. »Ich weiß genau, dass er durch die Tür passt! Früher haben wir für das Weihnachtsessen immer die Tische in die Upkammer gestellt!«
Steffi tauchte mit weißen Tischtüchern im Arm hinter den Männern auf. »Kann ich dann jetzt mit dem Decken anfangen?«
Keno stöhnte und bückte sich, um wieder mit anzufassen. »Auf drei!«
Eugen hob den Tisch an. Keno rollte mit den Augen. »Ich hab noch nicht mal angefangen zu zählen!«
Hinter Steffi wurde die Haustür aufgezogen. Ein eisiger Windstoß wehte durch den Flur und brachte Schneeflocken mit. Erst tauchte die Spitze des Christbaums auf, dann Sven. »Platz, Platz, Platz, das Ding ist schwer!«
Keno stöhnte: »Wieso habt ihr denn das Netz schon abgemacht, ihr Deppen!«
Hinter Sven jammerte John. »Schwer, schwer, schwer!«
Steffi flüsterte Keno misstrauisch zu: »Wieso sagen die Baumlieferanten alles dreimal, hatten die zu viele Rumkugeln?«
Eugen rief entschlossen: »Drei!«, dann zog er den Tisch und Keno durch den Türrahmen und stieß einen Schreckensschrei aus. »Hier ist ja noch gar kein Platz!«
Sven und John stöhnten, dann ließ Sven den Baum sinken. John jammerte: »Bist du bescheuert? Wenn wir das Ding jetzt ablegen, kriegen wir das nie wieder hoch!«
Steffi drängte sich kurzerhand an Keno vorbei und fing an, die Sessel und Sofas in der Upkammer zu verschieben. »Wenn der Platz hier zum Tango tanzen reicht, dann reicht der ja wohl auch für zwei Esstische!«
Sven packte mit einem tiefen Seufzer den Baum wieder fester, dann fing er an, einen Tango zu summen und mit dem Hintern zu wackeln. John rollte mit den Augen. »Der Herr wackelt nicht mit dem Arsch wie eine besoffene Ente!«
Sven kicherte. »So, wie du führst, kann ich einfach nicht anders!«
Anna wehte mit einem Stapel Teller in den Flur. »Schwer, schwer, schwer!«
John knurrte: »Wenn hier einer führt, dann ist das der Baum! Geht das heute noch mal weiter da vorne?«
Anna rief: »Tür frei bitte!«
Wie in einer Reithalle antwortete Steffi: »Tür ist frei!«
Anna und Sven segelten gleichzeitig los, aber John hielt von hinten den Baum fest. »Jetzt lass doch erst mal die Dame mit den schweren Tellern vorbei!«
Anna nickte grimmig. »Wird auch Zeit, dass den Nordmann mal jemand erzieht!«
John schob sich einen piksenden Tannenzweig aus dem Gesicht und knurrte: »Vergiss es!«
Anna klemmte ihre Teller fester vor den Bauch und lief kichernd los. Sven drehte sich zu John um und knurrte: »Wenn ihr hier gerade irgendein versautes Vorspiel treibt, lasst mich da raus! Ein echter Nordmann nagelt nicht!«
Anna prustete aus der Upkammer: »Der nadelt nicht, du dämlicher Wikinger!«
John drückte die Zweige des Baumes zur Seite, um den Fußboden sehen zu können. »Hier liegen aber schon überall Nadeln!«
Sven rief entrüstet: »Die hab ich nicht verloren!«
John petzte laut: »Der Nordmann nadelt!«
Aus der Upkammer kam ein: »Und John frisst heimlich Spekulatius!«, dann grunzte Sven entschlossen und lief einfach los. »Scheiße, das Biest ist falsch rum! So kommen wir nie im Leben durch die Tür, ohne die Äste abzubrechen!«
John holte gereizt tief Luft, dann kommandierte er: »Geradeaus!«
Sven lief los und wuchtete den Baum durch den Flur, bis John mit dem unteren Ende rückwärts durch die Tür konnte. »Ich bin Künstler, ich kann so nicht arbeiten!«
Steffi prustete los. »Willst du den Baum jetzt in Öl malen oder aufstellen?«
Die Männer rangierten mit dem sperrigen Baum ein paar Mal hin und her, dann hatten sie die vorgesehene Ecke erreicht, ohne größeren Schaden anzurichten. Sven seufzte resigniert. »Und wer hat jetzt an den Christbaumständer gedacht?«
Keno erklärte beruhigend: »Den sucht Lothar gerade auf dem Dachboden, das kann sich nur noch um Stunden handeln!«
Eugen legte gerührt die Hände ans Herz und seufzte stolz. »Er passt wirklich genau hier rein! Ich hab ihn perfekt ausgesucht, oder?«
John und Sven warfen sich nur einen Blick zu, dann entschieden sie sich zu nicken. Sven grinste. »Perfekt, Eugen! Das Teil ist wie für dieses Zimmer geschaffen!«
Lothar platzte in die Upkammer und verkündete stolz: »Endlich! Ich hab einen Ständer!«
Keno murmelte: »Wie alt ist der Kleine jetzt? Vierundzwanzig?«
Steffi kicherte. »Wenn er Annas Kuchen mit Piratenschweiß probiert, kriegt er auch noch Haare auf der Brust!«
Anna hob schnuppernd den Kopf, dann stürmte sie aus der Upkammer. »Der Kuchen!«
Eugen ließ sich selig lächelnd auf eins der Sofas fallen. »Ach, Kinder, langsam wird mir richtig weihnachtlich!«
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Drei Pfeffernüsse für Semmelbrösel
ChickLitWeihnachtsromantik ist eine kniffelige Sache, da kann viel schiefgehen. Besonders bei John, Anna und Sven, die eine abenteuerliche Dreiecksbeziehung führen. Trotzdem wollen die drei Weihnachten feiern wie jedes andere Liebespaar auch - nur eben zu d...