Nein, Harry

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Draco erwachte früher als die Anderen, was ihn sehr erleichterte. Er zog sich rasch an und machte sich fertig. Er nahm seine Tasche und verließ so schnell er nur konnte den Gemeinschaftsraum. Er hatte keinen Appetit, weswegen er nicht in die große Halle ging. Einige einzelne Schüler saßen schon am Essen. Immer wieder hörte er Sprüche, wie "Du bist nicht mehr wert, als ein Schlammblut." oder "So ekelhaft dieser Typ, der kann froh sein, dass er den Namen Malfoy trägt." Er ging direkt zu seinem Klassenzimmer, sie hatten Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Als Umbridge den Unterricht beginnen wollte, fragte Blaise: "Professor, darf ich den Platz wechseln?" Umbridge antwortete in ihrer pipsigen Stimme: "Warum Mister Zabini ?" Er sagte darauf: "Weil ich nicht neben einem Blutsveräter sitzen möchte." Umbridge nickte: "10 Punkte für Slytherin wegen vorbildhaftes Verhalten." Blaise setzte sich weg und Draco saß alleine. In der Hälfte des Unterrichts bekam Draco einen kleinen Papierkrannich. Er faltete den Brief auf und las:

'Es tut mir so leid, bitte lass es mich dir erklären. Heute nach dem Unterricht unter den Linden.H.P.

PS: Ich vermisse dich

PSS: Wirklich

PPSS: Bitte komm

PPSSS: Wirklich bitte'

Draco steckte den Zettel in seine Tasche. Er schrieb eine Antwort:

'Ich wünschte ich könnte, aber ich kann nicht.

Da gibt es bestimmt eine Menge zu erklären,aber ich bin taub für diese Worte.

Denn sie mögen den Grund für die Wunden mindern,aber geben keine Heilung undich will nicht, dass sie dir etwas tun,weil ich vermisse dich.

D.M.'

Der Krannich flog davon.So ging es die nächsten Wochen weiter."Morgen ist Valentinstag." sagte Ron, "Und ich habe keine Freundin, so wie Ginny."

"Och Ron" Hermine lachte, "So schnell wirst du auch niemanden finden." Sie wandte sich zu Harry, der traurig in das Feuer starrte , "Es tut mir leid, ich bin Schuld an allem. Kannst du mir verzeihen?"Harry schaute sie lange an, "Was? Das fällt dir jetzt ein? Ich kann dir verzeihen, wenn dir das was hilft. Aber es ist sowieso egal. Es ist nicht deine Schuld, sondern meine. Er hatte mich gebeten, im Schloss zu bleiben. Aber ich musste ihn ja überreden. Hermine, er redet nicht mehr mit mir. Ich sehe ihn auch nie bei den Mahlzeiten. Ich glaube, er isst nicht mehr. Er ist so dünn geworden. Seine Augen sind so kalt. Ich mach mir Sorgen." Harrys Stimme erstickte. Hermine nahm ihn in den Arm. Draußen tobte ein Sturm.

Der Sturm war vorbei, als Harry aufwachte. Es war wieder Samstag und Valentinstag. Harry zog seine Brille auf und schaute aus dem Fenster. Es war noch dunkel und sehr früh. Er zog sich an und verließ leise den Raum. Er hatte einen Plan. Er wartete vor dem Kerker, bis Draco kam. Er stellte sich ihm in den Weg. "Lass das, Potter." sagte Draco. Er schob sich an Harry vorbei, doch Harry hielt ihn am linken Unterarm fest. Dieser zuckte unter dem Druck und Dracos Gesicht verzog sich schmerzerfüllt, doch Harry ließ nicht los. "Lass los, bitte." flehte Draco, doch Harry ignorierte dies. Er schob den Ärmel von Dracos Pulli hoch. Er hatte alles erwartet, doch nicht das. An Dracos Unterarm waren zahlreiche Schnitte zu sehen. Einige waren blutverschmiert, andere waren verkrustet. Auch bestand Dracos Arm nur aus Haut und Knochen. Erschrocken schaute Harry ihm in die Augen. Draco fiel es schwer den Blickkontakt zu halten. Seine Augen waren sichtbar gerötet im Gegensatz zu den dunklen Schatten unter seinen Augen und seiner blassen Hautfarbe. Auch war in seinen Augen eine Leere zu sehen. "Ich lass erst los, wenn du mit mir redest." Draco nickte. Er hatte keine Wahl. So liefen sie den Korridor entlang in den dritten Stock. Sie fanden sich im Raum der Wünsche wieder. Er sah genauso aus, wie an ihrem ersten Treffen. Sie setzten sich auf das Sofa. Aus Harry sprudelten die Worte nur so heraus und er erklärte ihm, wie es sich in der Nacht nach ihrem Date zugetragen hatte. Er redete sich in Rage und die Tränen flossen nur so aus seinen Augen. Schließlich kam er ihm näher und küsste ihn. Draco saß regungslos daneben. Harry küsste seinen Hals entlang zum Nacken. "Nein, Harry." flüsterte Draco. Harry hörte sofort auf. "Aber hier sieht uns niemand. Hier sind wir sicher." Verzweiflung kroch in Harry hoch."Es ist nicht deine Schuld. Es war nie deine Schuld." Mit diesen Worten stand Draco auf und wollte gehen, doch plötzlich blieb er stehen und brach zusammen. Harry reagierte sofort und fing ihn auf, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte. Behutsam trug er ihn auf das Sofa und streichelte ihm durchs Haar, wobei er bitterlich weinte. "Ich liebe dich, Draco Malfoy." schluchzte er. Nach einigen Minuten kam Draco wieder zu Bewusstsein. Sein Kopf lag auf Harrys Schoß. Harry streichelte ihm immernoch durchs Haar. Er setzte sich auf, doch ihm wurde so schwindelig, dass er gleich wieder in die Kissen sank. Harry hielt ihm ein Sandwich hin, "Hier iss."

"Ich habe keinen Hunger.", krächzte Draco, doch sein Magen kurrte so laut, dass seine Lüge aufflog. "Hier iss." Harry hielt ihm das Essen mit Nachdruck hin. Draco griff dankbar die Nahrung. "Wann hast du das letzte mal etwas gegessen?" fragte Harry mit besorgter Stimme. "Danke." murmelte Draco, "Es tut mir wirklich leid, Harry. Aber Ich kann das nicht mehr, mit uns, mit mir." Er stand auf und ging. Seine Beine zitterten noch ein wenig, doch er konnte sich halten. Diesmal war es Harry, der alleine zurück blieb. Auch er verließ den Raum, denn was sollte er noch hier? Hier, wo alles begann und wohl auch alles enden sollte. Er ging den Korridor entlang. Überall waren Pärchen zu sehen, die knutschend in den Ecken standen. Harry bahnte sich seinen Weg nach unten. Im Innenhof angekommen, sah er in den Himmel, der sich in leuchtendes rot färbte, hinauf. Es waren nur einzelne Wolken zu sehen. Der Mond hebte sich deutlich ab und auch einige Sterne kamen zum Vorschein. Der Schnee glitzerte auf Hogwarts. Es war der perfekte Abend, für alle, die nicht Harry oder Draco waren. Plötzlich hörte er zwei Mädchen miteinader reden. Die eine trug einen Ravenclaw-schal, die andere einen gelben Umhang. Die Hufflepuff sagte, "Findest du wirklich, dass das notwendig war? Ich meine, warum sind alle darauf aus, ihm so zu schaden?" Die andere antwortete: "ich hab dir das doch schon hundertmal erklärt."

"Ja, ich weiß. Aber warum musste den das sein?" Sie zog einen Zettel aus ihrer Tasche. Harry, der dem Gespräch mit Interesse gefolgt hatte, sah ein Foto von Draco. Jedoch war er verzerrt und verunstaltet dargestellt. Harry wurde rot vor Zorn, das ging zu weit. Er eillte auf die beiden zu und riss dem Hufflepuff-Mädchen den Zettel aus der Hand, "Was bei Merlins Bart tut ihr da? Wisst ihr eigentlich wie schlimm es ihm geht? Er isst nicht, schläft nicht und meidet jeglichen Kontakt mit irgendwem. Nicht mal mit mir redet er." Die Ravenclaw drehte sich um, "Kann dir doch egal sein."

"ABER ICH LIEBE IHN!" schrie Harry, der ganze Innenhof konnte dies hören; "Nur weil ihr an euren veralteten Bildern festhaltet und homophobe Arschlöcher seid, müsst ihr doch nicht das Leben eines Anderen schaden. Ihr seid alle nicht besser als er, im Gegenteil er ist hundertfach besser als ihr." Doch niemand hatte Harry zugehört.

Dunkle Schatten werden uns findenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt