Du wolltest reden?

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Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, war es noch dunkel. Er setzte sich seine Brille auf und schaute aus dem Fenster. Alles war von Schnee bedeckt, sodass Hogwarts im unschuligen weiß darlag. Harry zog sich an und ging mit seinen Sachen aus dem Gemeinschaftsraum heraus. Bis zum Frühstück hatte er noch ein wenig Zeit. Er legte seine Tasche an seinem Platz in der großen Halle ab und ging nach draußen. Der Innenhof lag einsam da. Er spazierte den Weg entlang, als er plötzlich jemanden dort stehen sah. Die Person war größer als er und hatte eine dünne Figur. Während sie sich zur Seite drehte, fiel Harry die blonden Strähnen unter der Kaputze des Umhanges auf. Es war "Malfoy", murmelte er. Draco drehte sich um und schaute erschrocken. Seine Augen waren von dem vielen Weinen noch immer gerötet: "Schon so früh wach, Potter ?" Er versuchte herausfordernd zu klingen, was ihm allerdings nicht so recht gelang. Harry merkte dies natürlich: "Scheint so, Malfoy." Er zögerte, "Ist alles gut bei dir?" "Das geht dich nichts an." sagte Draco leise."Wahrscheinlich hast du Recht. Aber wenn du jemaden zum Reden brauchst,"da fiel ihm der blonde Junge ins Wort. "Ich weiß jetzt, wie du dich fühlen musst. Es tut mir leid, dass ich dich damit aufgezogen habe, dass deine Eltern tot sind. Es muss schrecklich für dich gewesen sein. Es tut mir wirklich leid." Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen. "Sind deine Eltern gestorben ?" Harry war erschrocken, so etwas hatte er nicht erwartet, "und ich nehme deine Entschuldigung an, wenn dir das hilft." fügte er hinzu. Draco antwortete," Ja tut es, Danke. Nein, meine Eltern leben noch. Aber ich für meinen Vater nicht mehr. Er behandelt mich wie Luft, seitdem..." er zögerte kurz, sprach jedoch weiter," seitdem ich mich geoutet habe." "Geoutet?""Ich hab wohl nichts zu verlieren, ich bin schwul. Verdammt nochmal." Draco wandte sich ab, Harry blickte ihn lange an, bevor er sagte:" Hey, ist doch nicht schlimm. Ich glaube, dass ich Bi bin. Also sind wir wohl beide nicht normal." Draco schaute in Harrys Augen. Er erwiderte seinen Blick. Es waren intensive Sekunden, ehe Hermine und Ron kamen. "Harry, hier bist du." Hermine stand direkt neben ihm. "Malfoy" knurrte Ron. Hermine hatte sich bei Harry untergehackt und zog ihn mit in Richtung große Halle. Harry warf Draco einen entschuldigenden Blick zu, ehe er verschwunden war. Draco blieb alleine zurück.

Nachdem am nächsten Tag der Zaubertränke-Unterricht beendet war, packte Harry nicht wie sonst so schnell wie möglich seine Sache, sondern ließ sich so viel Zeit, dass er mit Draco gleich schnell fertig war. Draco verließ als Erster den Raum und Harry lief dicht hinter ihm. "Malfoy, warte!" rief Harry. Draco drehte sich um, "Was gibt's, Potter ?""Können wir reden?""Wie wäre es in einer halben Stunde? Dann könnte ich noch meine Tasche weg bringen und mir einen Schal holen. Oder ist es dringend ?" Dracos Stimme hallte sanft durch den leeren Korridor. Harry nickte, "Gut, in einer halben Stunde im dritten Stock ?" Draco nickte und ging. Harry drehte sich um und ging in die andere Richtung. Er beeilte sich in seinen Gemeinschaftsraum, der nur von Gryffindors wimmelte. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menschen und brachte seine Tasche in seinen Schlafsaal und zog die Uniform aus. Als er wieder nach unten kam, standen Ron und Hermine vor ihn. Harry versuchte vergebens an ihnen vorbei zu kommen. "Harry, warum gehst du uns aus dem Weg ?" fragte Hermine. Harry antwortete hastig. "Erzähl ich euch später." und nutze die Gelegenheit, als Neville sich an ihnen vorbei schmuggelte.Harry rannte in den dritten Stock. Draco stand bereits da, doch schien Harry nicht zu bemerken. Harry lächelte. Es fühlte sich richtig an. "Hey." sagte er, "Komm mit." Sie stellten sich gegenüber des Wandteppichs von Barnabas dem Bekloppten. "Schließ deine Augen." flüsterte Harry. Draco wirkte unentschlossen, "Kann ich dir denn vertrauen?" Harry erwiderte Dracos Lächeln, "Tu oder lass es." Nachdem Draco seine Augen geschlossen hatte, erschien eine Tür, wo eben noch eine weiße Wand war. "Komm!" Harry ging in den Raum und Draco folgte ihm. Der Raum war mit Lichterketten und Kerzen geschmückt. Zwei Sessel und ein Sofa standen vor einem Kamin, in dem ein Feuer loderte. Die Beiden setzten sich vor die Flammen. Es herrschte Stille, ehe Draco zu reden begann: "Du wolltest Reden?" Harry nickte: "Ich wollte mit dir über gestern sprechen. Warum hast du mir das gesagt?"Draco zögerte und in seinen Augen glitzerten Tränen, doch dieses Mal wandet er seinen Blick nicht ab. Er spürte all den Schmerz, doch auch das Kribbeln im Bauch. Pansy hatte ihm so oft gesagt, dass er einfach mit Potter sprechen solle. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. "Weißt du, warum ich dich all die Jahre geärgert habe ?"

Dunkle Schatten werden uns findenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt