Tücken des Rotweins

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Die aufgeschichteten Holzscheite fielen funkensprühend etwas in sich zusammen, noch immer konnte ich meine Augen nicht davon lösen. Meine Gedanken fuhren wirklich Karussell, ich sah das, was ich eben erzählt hatte genau vor mir. Fühlte mich wie das Kind von damals:missverstanden und allein.

 Fühlte mich wie das Kind von damals:missverstanden und allein

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Vielleicht trug der Alkohol hier auch den Rest dazu bei, obwohl ich mich momentan – trotz des Gedanken-Karussels - so klar im Kopf fühlte,wie seit dem Beginn des Abends nicht. So eine Weihnachtsfeier, konnte man doch nur so ertragen?!

Mein finsterer Gesichtsausdruck wurde von dem Schein des Feuers erhellt,dennoch bezweifelte ich, dass Moran in der Lage war mein Ausdruck vollkommen zu sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss ich die Augen, sah die entsetzten und verständnislosen Gesichter meiner Familie, ehe ich diese wegblinzelte.

„Das war die Wahrheit.", nur langsam drangen die Worte in mein Gehirn,als ob sie durch einen Filter laufen würden. Noch langsamer begann ich die Bedeutung der gesprochenen Worte des Colonels zu verstehen. Morans Stimme hatte einen merkwürdigen Tonfall angenommen, sie war nicht so ausdrucksstark wie sonst, aber sicherlich war ich nur durchmeine Vergangenheit gerade etwas mitgenommen. Gerade war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob der Mann neben mir überhaupt gesprochen hatte.

Langsam drehte ich deshalb den Kopf nach rechts, anscheinend hatte der Colonel tatsächlich das Wort an mich gerichtet, denn seine Augen blickten mich direkt an. Als sich unsere Blicke trafen, was ich doch vermeiden wollte, denn ich merkte, dass ich mein Selbst – die Darstellung von Jim Moriarty, die ich der Öffentlichkeit zeigte –noch nicht wiedergefunden hatte.

Zu wahrhaftig fühlten sich die Erinnerungen noch an und mir war bewusst, dass in diesem Moment mein Gesicht ein Spiegel meiner Seele war – wie ich diese Art von Menschlichkeit verabscheute.

Doch jetzt war es zu spät, die blau-grauen Augen des ehemaligen Soldaten und meine dunkelbraunen sahen zu einander.

Mir war nicht wohl bei der Sache.

Woher sollte ich auch wissen, dass mich die Erinnerungen an damals noch dermaßen aus dem Konzept brachten, so sehr, dass man es mir höchstwahrscheinlich anzusehen schien?

Niemand– absolut Niemand! Ohne Ausnahme – sollte den Jim sehen, der, den man verletzen kann und leider, war meine Vergangenheit ein wunder Punkt bei mir.

Aber auf der anderen Seite, war ich Sebastian Moran dies schuldig, also die Wahrheit, weshalb ich Weihnachten absolut nicht mochte – herrje,war das wieder eine verstrickte Angelegenheit.

Erst in dem Moment, wo sich auf dem Gesicht des Colonels ein ehrlich gemeintes Lächeln abzeichnete, fiel die Anspannung langsam von mir ab und ich fühlte mich, als könne ich endlich wieder frei atmen. -In diesem Sinne frei.

Aber nicht frei, irgendwo hinzusehen.

Stattdessen waren unsere Blicke aneinandergeheftet, lag bestimmt an meiner Geschichte, jeder wollte in den anderen etwas sehen, tiefer sehen,als nur die Oberfläche. - Oder aber, es war wirklich der Alkohol,der bis dahin schon in ausreichenden Mengen geflossen war und somit unsere Motorik stark beeinflusste.

Nicht jedes Weihnachtsfest ist gleichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt