Kapitel 10

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"Meine Güte, du hast es tatsächlich getan", sagte Eurus und klang höchst erstaunt, während Amy entsetzt die Leiche des Direktors anstarrte.
"Gut gemacht, du hast seine Frau gerettet."

Doch Amy hatte keine Augen für Max' Mom, im Gegenteil, sie konnte den Blick einfach nicht von seinem Dad abwenden.

Die braunen Augen des Direktors starrten leblos in die Luft, sein linker Arm und sein rechter Fuß hatten sich unschön verbogen, da er gefallen war, als Amy abgedrückt hatte.

Das Mädchen sah ausdruckslos zu, wie ihr Dad zu dem toten Mann ging und ihm vorsichtig die Augen schloss, bevor er wieder aufstand und sich seiner Tochter mit einem undefinierbaren Blick zuwandte.

Amy ließ den Blick durch den Raum schweifen, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Das klang jetzt vielleicht falsch, denn eigentlich sollte sie in Panik davonrennen, aber sie fühlte nichts, rein gar nichts.

John, der etwas weiter links neben ihr stand, atmete tief ein und aus und sah Amy mitleidig an.

Das Mädchen wandte den Blick zu ihrem Onkel, der sie entsetzt anstarrte.
Mycroft stützte sich mit den Händen an der Wand ab. Amy glaubte, so etwas wie Angst in seinen Augen zu sehen.
Hatte ihr Onkel etwa Angst vor... vor ihr?

Amy sah wieder zu der Leiche zurück und da knickten ihre Beine, die sich wie Wackelpudding anfühlten, ein.

Was hatte sie getan?

Ihr Dad konnte sie gerade noch so auffangen, bevor sie auf den Boden geknallt wäre.

"Es ist alles gut, hörst du, Amy?", sagte Sherlock und strich dem Mädchen eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn, während sie sich krampfhaft an seinen Armen festhielt.

"War es wirklich nötig?", hörte Amy ihren Onkel rufen und sie schloss die Augen.
Am liebsten wollte sie sie gar nicht mehr aufmachen.

Die Stimme des Mädchens zitterte, als sie sprach.
"Ich hab ihn umgebracht."

Amy's Dad gab keine Antwort sondern umarmte sie einfach nur so fest er konnte.
Für John und Mycroft war es seltsam, Sherlock dabei zu beobachten, wie er jemanden umarmte.

"Sie haben was Sie wollten!", rief John laut und sein Blick glitt wieder zu Eurus.
"Lassen Sie die Frau gehen!"

"Du kriegst das wieder hin", flüßterte ihr Dad leiße, während er Amy beim aufstehen half.
Die Finger seiner Tochter krallten sich ziehmlich fest in seinen Arm und noch fester, als sie die Leiche des Direktors erblickte.
Dem Mädchen wurde augenblicklich schlecht.

"Sieh ihn nicht an", verlangte Sherlock energisch, nahm Amy's Wangen zwischen seine Hände und drehte den Kopf so, dass sie nur ihn ansehen konnte.
"Sieh ihn nicht an."

"Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich gehen lassen soll", erwiderte Eurus nachdenklich und legte den Kopf schief.
Amy's Magen zog sich daraufhin schmerzhaft zusammen, es war als ob eine eisige Hand ihn erfassen und zudrücken würde.

"Nein, Eurus bleib fair!", rief Amy's Onkel Mycroft, genau in dem Moment, als ein Schuss ertönte.

Das Mädchen blickte stur ihren Dad an, ohne zu Blinzeln, damit sie nicht das sehen musste, was Eurus gerade getan hatte.

Sherlock hingegen sah kurz nach oben, so als ob er ein Stoßgebet gen Himmel schickte, bevor er seine Tochter erneut in den Arm nahm.

"Wenn du aus diesem Raum hinausgehst", sagte er "Sieh ihn nicht an."

"Max ist jetzt ein Waise", flüßterte Amy mit zitternder Stimme.
"Ich weiß", erwiderte ihr Dad.
"Es tut mir so Leid."

"War es wirklich nötig, sie zu töten?", hörte Amy John aufgebracht brüllen.

"Und er weiß es noch gar nicht. Es ist meine Schuld."

Amy sah zur Seite, genau in dem Moment, als sich eine Geheimtür in dem Raum öffnete.

"Ach und Sherlock", meinte Eurus und Amy's Dad drehte sich widerwillig zu dem Fernseher um.
Er legte dem Mädchen sanft eine Hand auf die Schulter.

"Nimm die Pistole mit. Wenn ich dir sage, dass du sie benutzen sollst - und das werde ich - dann erinnere dich daran, was du gerade erlebt hast."

"Und wenn ich die Pistole nicht will?", wollte Sherlock wissen, ohne den Blick von seiner verrückten Schwester abzuwenden.

"Oh, die kannst du als eine Art Gnade betrachten", entgegnete Amy's Tante.

"Für wen?"

"Für dich. Sollte noch jemand dran glauben müssen, willst du es dann mit bloßen Händen erledigen? Das würde kostbare Zeit verschwenden."

Amy wandte den Blick zur Seite und blickte zu John hinüber, der für einen kurzen Moment irgendwie traurig ausgesehen hatte.

"Am besten steckst du sie ein", sprach er.

Sherlock trat vor und nahm die Waffe in die Hand.
Sie fühlte sich eißig kalt und schwer in seiner Hand an, obwohl sie vor kurzem erst benutzt wurde.

"Es ist nur eine Patrone drin", bemerkte er, als der Detektiv die Waffe prüfte.

"Du wirst auch nur eine brauchen", erwiderte Eurus mit einem boshaften Lächeln.
"Aber die brauchst du garantiert."

Als Amy ihrem Dad aus dem Raum folgte, ging ihr die Leiche des Direktors nicht mehr aus dem Kopf.

Das Bild hatte sich eingebrannt und würde wohl auf ewig in ihrem Gedächtnis bleiben.

....

So, und mit diesem Kapitel sehen wir uns demnächst wieder, ich wünsche euch noch einen schönen Mittwoch. 👋🏻😊

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 04, 2020 ⏰

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The last Problem - Amy HolmesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt