Kapitel 27

1.7K 119 39
                                    

Sofort folgte ich dem etwas älteren Mann, der uns in sein Büro zitierte; doch ich ließ mich nicht unterkriegen. Ich reckte tapfer das Kinn hervor und ging mit selbstbewusstem Schritt schließlich voran. Skylar tat es mir gleich, so als könne sie nichts aufhalten und ihr arrogantes Gesicht hätte ich am liebsten zerkratzt. Allerdings musste ich mich etwas bremsen. So ein Schülerstreich konnte bei uns Wölfen ziemlich böse enden. Deswegen beherrschte ich mich, obwohl meine Wölfin innerlich fast am Durchdrehen war. Sie wollte diesem Miststück die Kehle herausreißen. Ich beruhigte sie aber immer und immer wieder. Definitiv passte ihr das auf keinen Fall.

Die ganzen Schüler im Saal starrten uns natürlich an, doch ich versuchte den Blicken auszuweichen und die ganzen Leute zu verdrängen. Ich folgte weiterhin dem Direktor in den langen Gang. Nach einem kurzen Moment kamen wir auch schon im Zimmer bei ihm an. »Setzt euch!«, sprach er ernst. Ich tat sofort, was er von mir verlangte und nahm auf einem Stuhl vor ihm Platz, wobei Skylar einfach stehen blieb, die Arme trotzig vor ihrer nicht vorhandenen Brust verschränkte und mit ihrem Fuß genervt auf den Boden tippte. Gott, dieses Miststück. Das elende Geräusch ging allerdings zum Glück nicht nur mir auf den Sack.

»Wenn ich sage, ihr sollt euch setzen, dann meine ich auch dich damit!« und seine Augen bohrten sich in die grünen katzenhaften der Blondine. Der Mann schien sich von ihr nicht einschüchtern zu lassen. Ich war mir aus diesem Grund sicher, dass sie im Rang weiter unten stand. Andererseits war sie sich tatsächlich sicher, dass Noah sie eines Tages an seiner Seite als Anführerin haben würde. Zumindest war ihr aufmüpfiges Verhalten nicht nur mir vorbestimmt. Sie schien zu jedem so zu sein. Einfach nur widerlich. Sie glaubte wirklich etwas Besseres zu sein.

»Wird's bald?« Sie hob die perfekt gezupften Brauen in die Höhe und sah ihn herablassend an. »Ich tanze nicht nach ihrer Pfeife. Ich weiß nicht einmal, was ich hier soll. Dieses Ding da hat mich mit Essen beworfen. Schmeißen sie dieses Etwas hier sofort raus. Los! Sie soll verschwinden. Auf der Stelle!«, sprach sie arrogant. »Wen ich hier von der Schule verweise, ist immerhin noch meine Sache. Du hast nicht das Recht dazu so etwas zu verlangen«, gab er hart zurück und ich bemerkte, wie sich sein kompletter Körper anspannte. Sein Hemd straffte sich enorm über seine geblähte Brust. Auf jeden Fall war er sehr beherrscht. Das musste man ihm lassen. »Ich lasse mir von dir doch nichts sagen.«

»Sie soll sich einfach nur von hier wieder verpissen. Mehr will ich doch gar nicht«, sagte sie nun weinerlich. Wie auf Knopfdruck änderte sich ihre Stimmung komplett und ich verdrehte genervt die Augen. Das war gespielt. Sie drückte auf die Tränendrüse, um das zu bekommen was sie wollte? Der Direktor glaubte ihr doch nicht etwa, oder? »Du hast mir ein Bein gestellt. Wegen dir sehe ich so aus wie jetzt.« Mit diesen Worten sprang ich von meinem Stuhl auf. Ich lasse mich doch nicht als Schuldige abstempeln. Ich war ja wohl die Letzte die Streit suchte, sondern bloß ihre Ruhe haben wollte. Mein Leben war genug im Eimer. Da brauchte ich nicht noch dieses Miststück.

»Was kann ich denn dafür, wenn du zu blöd zum Laufen bist«, antwortete sie mir unschuldig. Kurz zog sich meine Wölfin an die Oberfläche, die sauer lautstark aufknurrte. Ich wollte das eigentlich überhaupt nicht, aber ich konnte mir so etwas nicht bieten lassen. Wenn ich jetzt einknicke, wird sie mich nie in Ruhe lassen. Bei diesem Geräusch riss Skylar sofort die Lider nach oben, taumelte einen Schritt zurück, fing sich dann aber schnell wieder. »Du hast dich ja nicht mal unter Kontrolle«, lachte sie prompt aufmüpfig und wandte sich an unseren Direktor: »Sehen sie das? Haben sie das gesehen? Sie hat sich nicht unter Kontrolle. Sie gehört verwiesen. Nicht nur aus dieser Schule, sondern aus der Stadt!«

Ich wusste, dass meine Augen extrem unnatürlich aufleuchteten, aber das ließ ich mich nicht bieten. Zumindest nicht alles. Ich wollte sie eigentlich ignorieren, doch wie sollte das möglich sein, wenn man so zu mir war? »Wie alt bist du, dass du diesen Kindergarten veranstaltest? Ich habe dir nie etwas getan!«, äußerte ich mich wütend. Dieses Weib kannte mich nicht, hatte mich zuvor noch nie gesehen, und auch die Sache mit Noah wusste sie nicht. Was zum Teufel machte sie da? Was gab ihr das Recht mich so zu behandeln?

Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt