Eine leichte Brise erfasste mein Haar und wehte mir einzelne Locken ins Gesicht.
Ich verzerrte das Gesicht, als eine in mein Mund flog und ich mich verschluckte.
Ich hustete und wischte mir das nervige Zeug aus den Augen, doch das brachte nichts, denn der Wind zerrte schon wieder daran.Genervt band ich meine Haare kurzerhand zusammen und verschränkte frustriert die Arme vor der Brust. Max Blick fiel kurz auf mich und sogar aus dieser Entfernung konnte ich sehen, wie er grinste.
Dieser Idiot lachte mich gerade aus.
Ich streckte ihm beleidigt die Zunge heraus, was sein Grinsen natürlich nur verstärkte.
Ich sass auf dem Holzzaun der Koppel und beobachtete, wie Max in der Nähe der Scheune mit Henry redete.
Über was sie redeten, wusste ich nicht genau, aber ich wollte ihnen Platz lassen, um ihre Angelegenheiten selbst zu klären.
Max war seit einigen Tagen wieder auf den Beinen und Henry war jeden einzelnen Tag der vergangenen Wochen mit selbst gebackenem Kuchen vorbeigekommen.
Mir schien es, als ob er sich so indirekt bei Max entschuldigen wollte. Und Max ging auch einen Schritt auf ihn zu. Beide schienen ihre Freundschaft vermisst zu haben.Max konnte vergeben, aber mir war auch klar, dass er die ganze Sache mit Isabelle nicht einfach so schnell vergessen würde.
Auch ich hatte angefangen Henry zu mögen. Natürlich würde ich seine Arschloch-Seite niemals vergessen, jedoch hatte er es echt geschafft, mich mit seinem verdammt leckeren Kuchen zu bestechen.
Und er war witzig, manchmal erinnerte er mich wahnsinnig an Luis.Mit Gavin und Ewan wollte er nichts mehr zu tun haben, dass hatte er uns jedenfalls erzählt.
„Penny! Max! Seid ihr so weit?", hörte ich jetzt meine Mutter rufen und ich blickte zum Haus hinter mir.
Mom schaute aus dem offenen Küchenfenster und winkte mir energisch zu.„Jahaaa! Komme gleich!", brüllte ich zurück und wandte mich wieder den Jungs zu, die in diesem Moment bei mir ankamen.
„Tschüsch Wuschelkopf! Werde dich echt vermissen", sagte Henry neckend und drückte mich direkt in eine starke Umarmung.
„Hör auf mich so zu nennen, du Karotte!", lachte ich und wuschelte ihm kurz über seine rötlichen Haare.
„Nein ehrlich, komm bald wieder!", murmelte er und drückte mich noch mehr.
„Okay, reicht dann aber auch", hörte ich Max angepisste Stimme und etwas unsanft schupste er Henry von mir weg.
„Dich werd ich auch vermissen, Dude", sagte Henry beschwichtigend und Max klopfte seinem Kumpel auf die Schultern.
„Wir sehen uns ja bald wieder!"
~
Keuchend hievte ich meinen übertrieben schweren Koffer die Treppe runter und wäre beinahe ausgerutscht, hätte Will mir die Last nicht abgenommen.
„Ich mach das schon", erklärte er bereitwillig und trug meine Koffer aus dem Haus.
Erschöpft strich ich meine Handflächen an den Hosenbeinen ab. In der Küche hörte ich meine Mutter mit Fiona reden. Max Stiefmutter machte gerade eine Bemerkung über Will und dann brachen die Frauen in schallendes Gelächter aus. Die Beiden waren in den letzten zwei Wochen regelrechte Freundinnen geworden und man sah sie eigentlich nur noch zusammen.
Genau zwei Wochen waren vergangen, seit Max Unfall. Am Abend, an dem meine Eltern da waren, hatten wir einiges besprochen.
Mein Vater hatte erstaunlich gut auf mein Geständnis, dass ich bei Mom leben wollte, reagiert.
Ehrlich gesagt, wirkte er sogar erleichtert.
Ihm war nämlich aufgefallen, dass es mich innerlich zeriss, ständig wieder alles loszulassen. Nie irgendwo zu Hause zu sei.Zu dem hatte er weniger Zeit für mich und wollte nicht, dass ich unter seiner Arbeit litt. Er wollte mich aber so oft wie möglich in München besuchen kommen und sich dann immer extra einige Wochen zweit nur für mich nehmen.
Andrew musste, arbeitsbedingt natürlich, am nächsten Morgen wieder abreisen, meine Mom hingegen blieb.
Zuerst wollte sie nur einige Tage warten.
Daraus wurden dann zwei ganze Wochen.
Zwei der schönsten Wochen meines Lebens, um genauer zu sein. Meine Mutter hatte sich hier richtig eingelebt. Und mir ging es genauso.
Max ging es von Tag zu Tag besser und bald war er wieder richtig fit.Das Schönste aber war, dass ich ihn weiterhin sehen würde. Heute würden wir zwar zurück nach München gehen, aber unsere Häuser waren nur knappe 10 Minuten von einander entfernt.
Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass Max gleich mit uns nach Hause fuhr, um nicht wieder die Fähre nehmen zu müssen.
Zu Hause, es ist immer noch komisch für mich dieses Wort zu benutzen, würde es viel zu regeln geben. Ich würde mich erst einmal an mein neues Leben und alles gewöhnen müssen. Und auch Max hatte mit seiner Mutter noch einige Probleme zu bewältigen. Aber gemeinsam würden wir das schon schaffen, da war ich mir sicher!
„Penny! Ruf bitte Max, in fünf Minuten gehts los!", hörte ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche und ich machte mich gleich auf die Suche nach dem Besagten.
Max sass auf dem Zaun, wie ich vorhin, und blickte abwesend in die Ferne.
„Hey! Ist ganz schön kalt hier draussen", meinte ich und grinste, auf Grund meiner Wortwahl. Genau diesen Satz hatte ich zu Max gesagt, als wir uns das erste mal begegnet sind.
Auch er schien sich zu erinnern, denn mit verschmitztem Grinsen meinte er jetzt: „Geht so."„Schickst du mich heute auch wieder fort?", fragte ich spielerisch und setzte mich neben ihn auf die Holzlatte.
„Nur wenn du nervst, Perlen-Mädchen."
Ich kicherte und rutschte etwas näher zu Max, damit ich mich an ihn anlehnen konnte, um so das Gleichgewicht zu behalten.
„Obwohl, das tust du ja eigentlich immer", sagte er jetzt und ich wandte mich empört an ihn.
Ich überlegte eine schlagfertige Antwort, doch Max Blick liess mich stoppen. Intensiv musterte mich seine braunen Augen und im nächsten Moment spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Die schlagfertige Antwort konnte ich vergessen, denn mein Gehirn war wie leergefegt.
Ich versank in der Intensität des Kusses.
Langsam löste ich meine Finger vom Holzbalken und legte sie stattdessen um Max Nacken, um ihn noch näher an mich zu ziehen.Ich seufzte leise, als Max Hand mir eine äusserst widerspenstige Locke aus dem Gesicht strich.
In dem Moment verloren wir beide das Gleichgewicht und ich quietschte laut auf, als wir gleichzeitig und immer noch eng umschlungen, zu Seite kippten und direkt in einer Pfütze aus Kuhmist landeten.
Kichernd rappelte ich mich auf und musterte Max, der immer noch lachend auf dem Rücken lag.
Genau so und nicht anders stellte ich mir den perfekten ersten Kuss vor.
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Perlen
Teen FictionPenny hat überhaupt keine Lust ihren reichen Vater zu einer geschäftlichen Konferenz nach Schottland zu begleiten. Von einem Ort zum anderen reisen steht bei ihr auf der Tagesordnung und hat längst seinen Reiz verloren. Doch als Penny an Bord der Fä...