4. Knappe Antworten und eine grosse Idee

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Ungeduldig trommelte ich mit meinen Fingerspitzen auf dem Buchrücken herum. Zum Glück hatte ich diesen dicken Liebesschnulzen mitgenommen.
Als hätte mein Unterbewusstsein schon gewusst, dass Max nicht pünktlich kommen wird.
Obwohl, wirklich auf den Inhalt des Buches konnte ich mich auch nicht konzentrieren. Meine Gedanken wanderten ständig zu Max.

Würde er auf meinen Deal eingehen? Ich hatte mir gestern Abend noch lange den Kopf darüber zerbrochen, was genau für Fragen ich ihm stellen wollte. Ich wollte mehr über ihn erfahren, bevor ich ihm einfach mein, oder besser gesagt Andrew's Geld in die Tasche schob. Ein wenig Antworten auf mein Fragen konnte ich doch als Gegenleistung erwarten?

„Scheint ja sehr interessant zu sein, was du da liest."

Erschrocken fuhr ich hoch und glotzte für eine Millisekunde wie gelähmt in Max' Gesicht. Dann räusperte ich mich und liess das peinliche Buch unauffällig hinter meinem Rücken verschwinden. Er musste ja nicht unbedingt wissen mit was ich mir so die Zeit vertrieb. Aber natürlich war Max das Buch aufgefallen.

„Was liest du?", fragte er und auf seinem Gesicht erschien ein zynisches Grinsen.

Ich ignorierte seine Frage und sagte stattdessen: "Du bist zu spät, es ist zwanzig nach acht."

Ich war wütend auf ihn. Wie konnte er mich so lange warten lassen? Er war doch derjenige der meine Hilfe brauchte!
Er konnte von Glück reden, dass ich auf ihn gewartet hatte.

„Ach komm schon, ich hab' verschlafen", brummte Max, doch ich warf ihm einen meiner finstersten Blick zu und das schien zu helfen.

„'tschuldigung", murmelte er sofort und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.

Neugierig musterte er mich und schien darauf zu warten, dass ich mit der Sprache rausrückte.
Aber das konnte er vergessen.

Ich liess ihn absichtlich zappeln.
Am liebsten hätte ich mein Buch wieder vorgeholt und genüsslich eine Seite gelesen.
Aber das erschien mir dann doch ein wenig zu drastisch.

Stattdessen liess ich meinen Blick betont langsam durch den Raum schweifen.

Dreimal.

„Und? Hilfst du mir jetzt?", fragte Max, der die Spannung nicht mehr aushielt.
Mein Blick blieb schliesslich an ihm hängen. Besser gesagt an seinen chaotischen Haaren. Wie konnte eine so offensichtlich ungestylte Frisur nur so gut aussehen?
Mein Vater wäre beeindruckt.

Mein Blick wanderte schliesslich zu seinen Augen. Im hellen Morgenlicht wirkten sie ziemlich...braun und erinnerten mich noch mehr an einen Welpen. Einen echt gutaussehenden Welpen.

Okay Penny, hör sofort auf diesen Typen mit Hundebabys zu vergleichen.
Das ist echt abartig.

Ich räusperte mich schliesslich: „Okay Max, ich habe Bedingungen, wenn du sie erfüllst, werde ich dir vielleicht helfen."

„Vielleicht?", fragte Max misstrauisch.

„Genau."

„Na gut, dann nenn deine Bedingungen", forderte er mich auf und lehnte sich lässig in seinen Stuhl zurück.

„Also, hör zu. Erstens will ich deine Absichten wissen. Ich will wissen, warum ich dir Geld leihen soll. Zweitens will ich, dass du ab jetzt meine Fragen beantwortest und drittens, erst dann kann und werde ich entscheiden, ob ich dir helfen werde."

Ich gab mir Mühe die Sätze nicht so klingen zu lassen, als ob ich sie gestern Abend dreitausend Mal vor dem Spiegel geübt hätte.
Hab ich nämlich. Aber das musste Max ja nicht unbedingt wissen.

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