Ein Fremder in Polis

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Seit den Begebenheiten in Mount Weather waren beinahe drei Monate vergangen. Nachdem Clarke und Bellamy all diese Menschen im Berg verstrahlt hatten, war Sandrina einfach nicht in der Lage gewesen, mit ihren Leuten zurück nach Camp Jaha zu gehen. Sie war eine der Jugendlichen gewesen, die in Mount Weather gefangen gewesen waren. Sie war eine der wenigen Glücklichen, denen kein Knochenmark entnommen worden war, doch sie hatte dabei zusehen müssen, wie ihre Freunde dabei einer nach dem anderen getötet worden waren.

Clarke und Bellamy hatten ihr und vielen anderen das Leben gerettet, dennoch konnte sie ihnen nicht verzeihen, was sie den Menschen in Mount Weather angetan hatten. Die meisten von ihnen waren unschuldig gewesen. An diesem Tag waren alle gestorben, selbst die Kinder. Viele der Menschen dort hatte sie in ihrer Zeit im Berg kennen und mögen gelernt, Menschen, die gegen die Knochenmarkentnahme waren und geholfen hatten, sie und die anderen siebenundvierzig Jugendlichen vor Cage Wallace zu verstecken.

Doch da war auch noch eine andere Geschichte, die sie hörte, als sie sich auf dem Nachhauseweg befanden. Finn war tot – durch Clarkes Hand. Bellamy erzählte ihr davon. Er begann damit, wie sehr sich Finn verändert hatte, als er Clarke gesucht hatte. Bellamy sprach von dem Massaker im Dorf, und dass die Grounder ihn deshalb foltern und hinrichten hatten wollen. Clarke hatte ihn getötet, damit sie ihm das nicht hatten antun können. Sandrina wusste genau, dass sie Finn damit einen Gefallen getan hatte, doch das tröstete sie nur bedingt über den Tod einer ihrer besten Freunde hinweg.

Auf dem Weg zurück nach Camp Jaha, war sie schließlich immer weiter zurückgefallen. Die Stimmung war gedrückt, weshalb die anderen abgelenkt waren. Es fiel also nicht weiter auf, dass Sandrina schließlich nicht mehr bei ihnen war. Als sie es bemerkt hatten, war sie schon weit weg gewesen. Obwohl sich die Grounder vom Schlachtfeld zurückgezogen und einen Deal mit den Mountain Men gemacht hatten, hatte Sandrina schnell beschlossen, dass sie sich zu ihnen begeben wollte. Nach diesem Ereignis gab es starke Spannungen zwischen den Groundern und den Leuten von der Ark, doch davor fürchtete sich die Achtzehnjährige nicht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendlichen, den meisten, um genau zu sein, hatte sie im Unterricht auf der Ark immer aufgepasst. Sie wusste also, wie man sich orientierte, wie man Feuer machte, Waffen aus Holz und Stein herstellte, Fallen stellte, welche Pflanzen man essen durfte und welche nicht. Dieses Wissen nützte ihr, als sie sich zu den Groundern begab. Sie schaffte es sogar bis in die Hauptstadt Polis, ohne von den Groundern gefasst zu werden. Als sie jedoch in Polis war, fiel sie sehr schnell durch ihre fremdartige Kleidung, sowie ihre fehlenden Sprachkenntnisse auf.

Man fasste sie und brachte sie zu Lexa, dem Commander der Grounder. Als Sandrina ihr erklärte, dass sie nicht mehr bei den Sky People leben wollte und sich stattdessen lieber in Polis aufhalten würde, war Lexa kurz davor, sie wieder fortzuschicken. Lediglich mit dem Argument, dass sie hier mit ihren medizinischen Kenntnissen nützlich sein konnte, schaffte sie es, den Commander umzustimmen.

Dennoch stand sie ständig unter Beobachtung. Keiner vertraute ihr, sie war immer noch das Sky Girl. Sie wurde bespuckt, manchmal in den Dreck gestoßen und ständig wie eine Aussätzige behandelt. Sandrina war keine von ihnen, auch wenn sie nun ihre Kleidung trug, und das wurde ihr auch jeden Tag aufs Neue unter die Nase gerieben. Doch immerhin schaffte sie es, sich in diesen drei Monaten die Sprache der Grounder ziemlich gut anzueignen. Ein Akzent blieb jedoch bestehen.

Trotz all dieser Umstände hatte sie in Polis aber immerhin die Möglichkeit, verletzten und kranken Menschen zu helfen. Dies erfüllte sie mit Glück, wenn sie auch trotzdem nicht von ihnen akzeptiert wurde. Es würde mit Sicherheit einige Zeit dauern, bis sie sich ihren Respekt verdient hatte.

Im Grunde genommen verlief jeder ihrer Tage gleich. Dies sollte sich jedoch ändern. An einem Tag, an dem der Himmel wolkenverhangen war, befand sich Sandrina gerade im Thronsaal. Lexas Novizen hatten trainiert und einer von ihnen war dabei verletzt worden. Sandrinas Aufgabe war es, den Schnitt an dessen Oberschenkel zu nähen. Ihr blieb nicht verborgen, dass sich in Polis Unruhe ausbreitete, sogar bis in den Turm hinauf konnte sie die Rufe der Menschen hören.

Auf gegnerischen Seiten - Roan kom AzgedaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt