- Kapitel 3 -

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Alison Baker, Briannas Tante, war 18 Jahre alt und frisch verheiratet. Ihr Ehemann, Bernhard Humphrey, war ein aufstrebender Banker der Mittelklasse. Vor kurzen sind sie in das Haus gezogen um eine Familie zu gründen.
Im Haus roch es noch nach Farbe und das Parkett glänzte kratzerlos. Brianna schritt auf und ab denn sie konnte nicht sitzen. Ihre Gedanken schweiften unruhig umher.
Den ganzen restlichen Tag über ist sie rastlos durch das Haus marschiert, hat auf dem Sofa gesessen, ist wieder aufgestanden, hat gegrübelt und die Zeitung durchgeschaut.
Ihre Theorien reichten von Blutfehden bis zu Auftragskiller.

Plötzlich wurde ein Schlüssel umgedreht, die Türklinke langsam runtergedrückt. Eine durchnässte Tante Alison, mit bis zum Rand gefüllten Taschen und Regenschirm stand im Türrahmen. Draußen hatte es wieder angefangen zu schütten. Tante Alison blieb wie angewurzelt stehen und starrte Brianna an. Diese hielt in ihrer Bewegung inne und sah zurück, ebenfalls völlig in Panik.
Alison schluckte.
"Brianna, was machst du hier?" Ihre Stimme klang ungewöhnlich hoch.
Brianna zögerte nicht lange, sprintete zur Tür, vorbei an den Körben und schlug sie mit einem lauten "Rums" zu.
"Komm weg von der Tür!" Energisch zog sie Tante Alison am Handgelenk ins Wohnzimmer und schloss die Gardinen.
Dann platzte es aus ihr raus:"Was verschweigt ihr mir?!"
Brianna hatte nicht vergessen, dass ihr Onkel gewusst hatte, dass so etwas passiert. Und wieso reagierte ihre Tante so erschrocken nur weil sie Brianna sah?
"Nun,..", Alison hatte sich zur Beruhigung einen Tee gemacht und nippte daran mit zittrigen Fingern.
"Das..", sie wog ihre Worte vorsichtig ab "muss dir Gilbert sagen."
"Es tut mir wirklich Leid!", fügte sie hinzu als sie den beleidigten Gesichtsausdruck ihres Gegenübers sah.
"Aber mir würdest du es sowieso nicht glauben."
Sofort war Brianna Feuer und Flamme.
"Ich werde dir zuhören."
Doch ihr Blick verriet Brianna, dass sie es ihr nicht erzählen würde.
"Alison bitte, ich wurde gerade von einem Fremden verfolgt! Ich habe das Recht es zu erfahren!"
Alison hatte sich etwas gefasst und sah sie aus grünen Augen an.
"Ich werde so schnell wie möglich deinen Onkel informieren." Sie klingelte an einem Glöckchen und ein Butler erschien. Er verbeugte sich kurz und fragte: "Was kann ich für Sie tun Madame?"
"Überbringen Sie dies Mr. Gilberts.", antwortete Tante Alison während sie hastig etwas auf einen Zettel kitzelte. Brianna wollte sich rüber beugen um zu sehen was sie schrieb aber da packte Alison den Zettel in einen Briefumschlag. Sie blickte Brianna mahnend an und übergab Mr. John den Brief. "Und nehmen Sie den Hinterausgang.
Wir werden beobachtet."

Es war spät am Abend als Bernhard und Mr. Gilberts eintrafen. Die Sonne war hinter den Sturmwolken untergegangen. Mit ihnen war ein Fremder.
Die Tür wurde aufgeschlagen und frische Abendluft drang ins Haus. Die drei Männer traten ein.
Mr. Gilberts bedachte Brianna mit einem besorgten Blick und begann auf Alison einzureden.
Brianna musterte den Fremden. Er war hoch gewachsen und hatte einen langen dunklen Mantel an und einen grimmigen Ausdruck im Gesicht. Besonders alt schätzte sie ihn nicht ein.
"Das ist Mr. Collins, ein Freund der Familie.", stellte Gilbert ihn vor. Mr. Collins verbeugte sich leicht in ihre Richtung. "Er wird uns helfen hier raus zu kommen.", fügte er hinzu. Hier raus zu kommen?
"Woraus?", erwiderte Brianna.
"Aus London.", lautete die knappe Antwort.
"Aus London.", murmelte Brianna verdutzt, "Könnte mir bitte jemand sagen was hier los ist?!"
Für diesen Ausruf erntete sie von den Erwachsenen böse Blicke. Sie war doch kein Kind mehr! Wütend starrte sie zurück.
"Es ist besser wenn du es noch nicht weißt." Mit diesen Worten zog er die anderen ins Arbeitszimmer und platzierte Mr. John vor der Tür.

"Sie denken doch wirklich nicht, dass ich Lauschen könnte.", meinte Brianna nach einer Weile.
"Wie kommen Sie darauf?", schmunzelte der Butler.
Empört stampfte sie mit dem Fuß auf und verließ das Zimmer.

Ich werde einfach nicht ernst genommen! Brianna stieg die Stufen hinauf und suchte das Gästezimmer. Wenn ich hier anscheinend nur im Weg stehe, dann will ich sie nicht stören! Sie fand das Zimmer und schlüpfte hinein. Brianna setzte sich ans Fenster und beobachtete die Straße.
Es war heute einfach alles zuviel gewesen.
Sie legte ihr Kleid ab und schnürt das Korsett auf. Endlich bekam sie wieder Luft! Langsam legte sie sich ins Bett.
Eine Zeit lang blieb sie noch wach und starrte zur Decke. Dann kam der Schlaf über sie wie eine wohltuende Woge und spülte alle Sorgen davon.

Die Abenteuer der Brianna BrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt