Kapitel 1

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Louis' Mutter hatte ihm früh klar gemacht, dass Märchen nicht echt waren und dass das perfekte Leben nicht existierte. Er bekam das oft genug am eigenen Leib zu spüren. Als das älteste von fünf Kindern blieb nicht viel für ihn übrig. Besonders nicht wenn die Wachen des Königs jede Woche vor ihrer Tür standen um die Steuer einzuziehen.

“Louis spielen wir was?“ fragte Fizzy und sah ihren großen Bruder mit ihren hellen blauen Augen an.

“Später vielleicht Fiz“ sagte er sanft und küsste sie auf die Stirn. Er war schon halb zur Tür raus als er sie nochmal etwas murmeln hörte.

“Was hast du gesagt, Schatz?“

Sie grinste ihn breit an. Louis liebte ihr Lächeln. Man sah die paar fehlenden Zähne wenn sie so breit grinste, dass sie kleine Lachfältchen an den Augen bekam. So wie die Kinder sich draußen um Essen stritten war es kein Wunder, dass die Hälfte von ihnen keine Zähne mehr hatte.

“Liest du uns heut Abend wieder vor?“

Louis nickte mit einem Lächeln, winkte seiner Schwester noch mal und war dann zur Tür raus. Die Morgensonne blendete ihn als er die Tür hinter sich schloss. Der Junge mit den Zeitungen lief an ihm vorbei. Jedoch ohne ihm Beachtung zu schenken. Louis interessierte sowieso nicht was Spannendes im Königreich passiert war. Denn es passierte eigentlich nie etwas Spannendes.

Er war der Einzige der Familie der Lesen gelernt hatte. Louis musste es sich selbst beibringen. Es war nämlich so, die Schulen wollten keine Tomlinson Kinder. Eine Mutter mit fünf Kindern und ohne Mann. Sowas war nicht gern gesehen.

Louis seufzte als er seinen Weg antrat und schon fast automatisch einer Kutsche auswich. Er tat das Selbe jeden Tag. Morgens nach dem er seiner Mutter geholfen hatte Essen zu machen und sie auf die Arbeit gegangen war, half er den Mädchen sich anzuziehen, ihre Haare zu flechten und machte sich dann auf den Weg in die Stadt.

“Morgen Louis“ rief Andy fröhlich. Louis kannte ihn schon Ewigkeiten. Genau wie seinen Vater, den Bäcker.

Louis blieb jeden Morgen genau fünf Minuten stehen um mit Andy und seinem Vater zu reden, während die ihm einen Leib Brot in seinen Korb packten. Er musste immer nur den halben Preis bezahlen.

“Und euch geht’s allen gut?“ fragte der alte Mann während Andy auf seinen Füßen hin und her wippte.

“Uns geht's allen super, danke“ Louis lachte als Andy so aussah als würde er gleich platzen “Was?“

“Hast du's gehört?“ fragte er aufgeregt.

“Nein was?“

“Der König soll angeblich ins Dorf kommen“

Louis schnaubte “Den verbitterten Dreckssack hat noch nie jemand gesehen“

Der alte Bäcker hob warnend den Zeigefinger in die Luft. “Du wirst noch geköpft Louis“

Louis zuckte mit den Schultern und machte leichtfüßig einen Schritt zurück. “Soll er doch kommen. Meinen Kopf kriegt er nicht“

Andy lachte während der alte Mann seinen Kopf schüttelte. Louis rief ihnen noch ein “Bis Morgen“ zu als er den kleinen Laden verließ.

“Morgen Louis“ rief die alte Dame aus ihrem Fenster. Sie schüttelte jeden Morgen ihre Kissen aus.

“Morgen. Wie geht’s Ihnen?“

“Ich lebe. Das zählt“

Louis lachte und ging weiter. Sie sagte das jedes Mal. Und jedes Mal lachte Louis.

Die Stadt war wieder voller Kaufleute und Mägde und sogar Schafe kreuzten seinen Weg. Ein normaler Tag eben. Louis machte seinen Weg durch die Leute und bemühte sich keinen anzurempeln.

never leave (Die schöne und das Biest) Larry Stylinson AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt