Sohn des Alphas?!

17.5K 614 22
                                    

Olivia p.o.v.

"Wie konntest du das nur tun?!", schrie meine Mutter mich verständnislos an.
Dabei vergaß sie wohl, dass Papa und Alessandro direkt vor der Haustür standen und sie bei diesem Geschrei sehr gut hören konnten.

"Du hättest mit uns darüber reden sollen! So etwas verschweigt man seinen Eltern nicht! Ich kann einfach nicht verstehen..."

Und so ging es weiter. Ich hörte schon kaum noch zu.
Vielmehr war ich immer noch geschockt von der Tatsache, dass Alessandro der Sohn des Alphas war.
Was hieß, dass er auch einmal Alpha sein würde. Dass seine Mate Luna sein würde. Jemand, der ihm gleichgestellt war.
Für das Rudel da war. Es mit ihm leitete. Sich um alle kümmerte.

Jeder Alpha, jedes Rudel brauchte eine Luna.
Und was tat ich? Sagte mich von ihm los, ohne in Betracht zu ziehen, dass das Konsequenzen zur Folge tragen könnte.

Oh Mann. Das veränderte einfach alles. Was, wenn er keine weitere Mate geschenkt bekam?
Sein Rudel würde vielleicht noch ein einfaches Werwolfsmädchen akzeptieren. Aber er?
Ein Alpha ohne seine Luna...ein Rudel zu leiten war nicht leicht.
Ein Alpha brauchte eine Luna, die ihm zur Seite stand. Und diesen Platz konnte niemand anderer als seine Mate einnehmen.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet und meine Gedanken unterbrochen.
Schritte näherten sich. Doch das hielt Mama nicht von ihrer Tirade ab.
Dann stand Papa hinter ihr und umarmte sie.
Das beruhigte sie immer. Schließlich war Papa ihr Mate. Viele fanden ihren Mate, durch die Gnade der Mondgöttin. Doch nicht alle hatten einen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meiner Krankheit gerade zu den Erwählten gehören würde.

Auch diesmal nahm ihr Herzschlag wieder seinen normalen Rhythmus auf. Sie atmete tief durch und ließ sich in die Umarmung fallen.
"Danke, Anton."

"Jetzt beruhige dich erst einmal.", antwortete Papa ruhig. "Ich werde mit ihr reden."

Mama nickte zögernd und ging dann ins Schlafzimmer.
Papa wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte, dann erst sprach er.

"Wieso hast du das getan, Olivia?"

Ich seufzte und senkte den Blick. Wenn mich jemand verstand, dann er.
Aber trotzdem wollte ich nicht darüber reden. Denn dann müsste ich den Grund nennen. Und es würde zu einem Gespräch über meine Krankheit kommen.
Und darauf hatte ich gerade überhaupt keine Lust. Besser gesagt: nie.
Wenn es nach mir ginge, würden wir diese Tatsache einfach verdrängen.

Aber so wie ich Papa kannte, würde er nicht so einfach von dem Thema ablassen. Nicht wenn es um meinen Mate ging.

Also riss ich mich resigniert zusammen und antwortete ihm schließlich.

"Ich konnte ihn einfach nicht verletzen.", murmelte ich leise, noch immer ohne ihn anzusehen.

"Olivia.", Bedächtig sprach Papa meinen Namen aus. "Mit der Lossagung hast du ihn aber verletzt. Mehr als du dir wahrscheinlich vorstellen kannst."

Ich biss mir auf die Lippe. Das wollte ich nicht. Aber mir blieb keine andere Wahl. Es war immer noch besser als die Alternative.

Endlich hob ich den Blick und sah Papa eindringlich in die Augen. Er sollte mich verstehen.

"Papa. Er hätte so oder so gelitten. Wenn ich mich nicht von ihm losgesagt hätte, hätte er eben später gelitten. Aber stark. So konnte ich seinen Schmerz wenigstens kurz und knapp halten."

Ich erkannte in seinen Augen, dass er jetzt verstand. Die Botschaft, die ich nicht wortwörtlich aussprach.
Auch wenn er mein Vater war, konnte er nicht wissen, wie es war, mit solch einer Krankheit zu leben.
Niemand konnte das wissen.

Papa seufzte. Dann rieb er sich die Nasenwurzel. Das machte er immer, wenn er nachdachte oder vor einem Problem stand.

"Nun ja, jetzt ist es schon passiert. Du hast dich von ihm losgesagt. Und das ist unwiderruflich. Zumindest so weit wir wissen."

Nachdenklich blickte er mich an.
"Es ist nicht viel darüber bekannt. Wahrscheinlich weil es so selten vorkommt. Vielleicht kann man eine Lossagung ja doch rückgängig machen...."

Für einen Moment stellte ich mir das vor. Eine Zeit lang Alessandros Mate zu sein. Mich der Anziehung hinzugeben. All diese Gedanken, die mir in seiner Anwesenheit durch den Kopf schwirrten, in die Tat umzusetzen.

Aber letztendlich blieb das Problem. Eben, dass diese Zeit begrenzt war.
Selbst wenn ich gewusst hätte, dass er Alpha werden würde....hätte ich mich anders entschieden?
Nun, die Entscheidung wäre mir auf jeden Fall schwerer gefallen.
Denn somit sagte ich mich nicht nur von ihm, sondern quasi auch von seinem Rudel los.
Und eine Luna, die ihren Mate ablehnte...
Ein Rudel, besonders ein Rudel wie das der Bloodthirst, könnte so etwas als Kriegserklärung betrachten.

Zumindest wenn sie den wahren Grund nicht kannten. Und ich hatte nicht vor, ihnen diesen zu nennen.
Selbst in meinem eigenen Rudel wussten nicht alle davon.
Und das sollte auch so bleiben.

Wenn ich so darüber nachdachte... Letztendlich hätte ich wohl dieselbe Entscheidung getroffen.
Aber ich hätte mir noch einen guten Plan überlegt.
Einen guten Grund, warum ich mich lossagte. Sodass das Rudel keinen Grund sehen konnte, sich zu rächen.

Noch einmal ertönte ein Seufzen vonseiten meines Vaters.
"Wir werden mit ihrem Alpha reden müssen. Sehen, dass wir sie irgendwie besänftigen können. Du wirst mitkommen müssen, Olivia."

Beim letzten Satz sah er mich streng an. Ich presste die Lippen zusammen. Ich wollte nicht zu solch einer Versammlung. Schließlich bereute ich keineswegs, was ich getan hatte.
Aber sie würden sich wohl kaum besänftigen lassen, wenn ich nicht auftauchte. Und wenn sie meinem Rudel, meiner Familie, etwas antaten...wegen mir...das konnte ich nicht zulassen. Ich war es ihnen schuldig. Schließlich hatte ich sie alle in Gefahr gebracht mit meiner Entscheidung.
Diesmal war ich diejenige, die resigniert aufseufzte.

Noch immer ein wenig widerstrebend, aber gleichzeitig auch resigniert, antwortete ich:
"Meinetwegen."

Mein Vater ließ diese Antwort gelten und nickte.
Doch ich konnte die Sorge in seinen Augen, in seiner ganzen Haltung erkennen. Er war angespannt.
Zu Recht. Wir konnten nicht wissen, wie das Bloodthirst-Rudel reagieren würde.
Wir konnten nur hoffen.

I'm sorry, MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt