Es war einmal ein Müller, der hatte eine schöne Tochter. Um sich ein Ansehen zu geben, prahlte er damit, dass sie Stroh zu Gold spinnen könne. Der König, der das Gold lieb hatte, hörte davon und dachte: Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt. Er befahl dem Müller: »Bring deine Tochter in mein Schloss, ich will sie auf die Probe stellen.«
Als das Mädchen kam, schloss er es des Abends in eine Kammer voller Stroh ein und sprach: »Wenn du bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so musst du sterben.«
Da fing die arme Müllerstochter an zu weinen, ihre Angst ward immer größer. Auf einmal stand ein kleines hässliches Männchen in der Kammer und sprach: »Jungfer Müllerin, warum weint sie so sehr?«
»Ach«, antwortete das Mädchen, »ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das nicht.«
»Spinnen kann ich zwar nicht, aber ich weiß etwas Schönes mit dir anzustellen. Da werden wir unser Glück wohl finden und es wird dir helfen. Was gibst du mir, wenn es gelingt?«
Das Männchen sprach zwar wie in Rätseln, aber die Jungfer wusste sich keinen anderen Rat und sagte: »Mein Halsband. Aber wie willst du es anfangen, wenn du nicht spinnen magst?«
»Keine Sorge, liebes Mädchen! Ich habe einen Zauberstab dabei. Aber du musst mir helfen. Zieh' dich bitte aus und trage Stroh zu einem weichen Lager zusammen!«
»Warum soll ich das Stroh nackend zusammentragen?«
»Die Schönheit deines Leibes steht für die Schönheit reinen Goldes und wird mir Anreiz sein, die Macht des Zauberstabes zu entfalten.«
Und so geschah es dann auch. Die reizende Figur der nackten Müllerstochter, wie sie so vor dem Männchen hantierte, gefiel ihm sehr und tat ihre Wirkung. Als der Zauberstab die Enge der Hose nicht mehr ertrug, half ihm das Männchen ins Freie, indem es sich seiner Kleidung entledigte.
»Sieh her, schöne Maid, ich habe hier ein Rumpelstiehlchen, das wird uns zu unserem Glück verhelfen.«
ENDE der LESEPROBE
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