Die Ankunft

360 12 2
                                    

Eine gefühlte Ewigkeit wartete ich jetzt schon auf meinen Koffer. „Da bist du ja endlich mein Großer!", rief ich als ich ihn endlich erblickte. Ich achtete gar nicht auf die Menschen die mir verwirrte Blicke zuwarfen und wahrscheinlich überlegten ob sie nicht doch noch einen Arzt rufen sollten. Als wäre ein Mädchen das mit einem Koffer redet nicht ganz normal. Pff!

Als ich meinen kiloschweren Koffer vom Gepäckband gehievt hatte, ging ich schnellen Schrittes in die Ankunftshalle und blickte mich um.

„Liliiiiii, hallo hier sind wir!", abrupt wirbelte ich herum und sah auch schon zu wem die Stimme, welche meinen Namen gerufen hatte, gehörte. Etwas abseits von der Menschenmenge warteten mein Bruder und meine Mutter sehnsüchtig auf meine Ankunft.

Als ich dann bei ihnen angekommen war, zog mich meine Mutter sofort in eine feste Umarmung. „Hey Mum! Wir haben uns nur sechs Monate nicht gesehen und täglich telefoniert!", nörgelte ich während sie mich fast erdrückte. „Eine Mutter wird wohl noch ihre einzige Tochter vermissen dürfen!" stellte sie klar. Nachdem ich mich aus ihrer Umarmung gewunden hatte, fiel ich meinem großen Bruder um den Hals. „Hey Schwesterherz! Lang ist's her. Ich hab dich vermisst.". Ja, er durfte das sagen schließlich war er mich und unsere Mum das letzte Mal vor über einem Jahr besuchen.

Ich war noch ganz klein als sich unsere Eltern getrennt hatten, damals ist dann meine Mutter mit mir nach Österreich gezogen. Doch da mein Bruder, der damals zehn Jahre alt war, irgendwann Mal der Anführer unseres Clans werden sollte, blieb er in Irland und kam uns immer in den Ferien besuchen.

Als vor einem halben Jahr unser Vater einer schweren Krankheit erlag, flog Mum sofort zu ihm um ihm bei seiner neuen Aufgabe als Anführer zu unterstützen. Natürlich wollte sie mich gerne mitnehmen doch ich wollte lieber noch mein Schuljahr zu Ende machen, sodass ich in Wien blieb und bei meiner besten Freundin wohnen konnte.

„Hallo Lieblingsbruder!", begrüßte ich ihn also freudestrahlend und löste mich dann wieder von ihm. Frech grinste ich meinen Bruder an und deutete dann eine Verbeugung an. Ich wusste dass er es hasste wenn ich, seine kleine Schwester, mich vor ihm unterwürfig zeigte. Du bist Familie, und Familie verneigt sich nicht voreinander sagte er dann immer. Doch er schaute mich nur kurz mit einem belustigten Blick an, schnappte sich mein Gepäck und ging los. Schmollend ging ich meiner Mutter und Maverick nach.

Nach einer zweistündigen Autofahrt, kamen wir endlich Zuhause an.

Unser Clan lebte in einem kleinen Dorf im Süden von Irland. Das ‚Anführerhaus' war, nach dem Gemeinschaftshaus, das größte. Außerdem hatten wir einen Zugang, über die Klippen, zum Strand. Ich freute mich endlich wieder hier zu sein. Ach wie ich das Meer vermisst hatte. Ich liebte Österreich zwar sehr nur leider gab es da kein Meer.

Unser Clan war einer der größten der Welt, das war sehr ungewöhnlich weil normalerweise spalten sich Clans wenn sie zu groß werden. Doch mein Vater hatte es geschafft die Katzen zusammenzuhalten. Hoffentlich konnte mein Bruder das auch.

Mit meinem tonnenschweren Koffer an der Hand Versuchte ich die Stiegen raufzusteigen, was nicht besonders leicht war. Plötzlich glitt mir der Hartschalenkoffer aus der Hand und polterte die ganze lange Stiege wieder runter. „Verdammt!", fluchte ich, während mein ach so toller Bruder sich vor Lachen krümmte. „Ach Lili! Tollpatschig wie eh und je!", lachte er. „Ach halt die Schnauze und hilf mir den Koffer raufzutragen!", motzte ich ihn beleidigt an. Dass er mich auch bei jeder Gelegenheit auslachen musste.

Langsam ging ich, dem immer noch lachenden, Maverick hinterher in mein altes Kinderzimmer. „Wow" staunend blieb ich stehen, denn aus meinem pinken Kinderzimmer war ein wunderschön gemütlich eingerichtetes Schlafzimmer geworden. Sogar ein eigenes Badezimmer war angebaut worden. „Da staunst du, was? Jetzt weißt du was Mum die letzten Monate gemacht hat.", grinste mein großer Bruder.

Nachdem mich Maverick allein gelassen hatte, fing ich an meinen Koffer auszupacken. Doch nach kurzer Zeit war mir das viel zu langweilig, außerdem konnte ich nicht besonders gut Kleidung zusammenlegen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es kurz nach drei war. Während ich nach unten ging überlegte ich was ich den Rest des Tages machen sollte, ich entschied mich dazu ein bisschen spazieren zu gehen und neue Leute kennen zu lernen.

^^^

„Oh mein Gott! Lili? Bist du es?", rief mir ein großes schlankes Mädchen zu und ich blieb sofort stehen. In meinem Kopf arbeitete es, man hörte es förmlich schon in meinem Gehirn rattern, doch ich hatte keinen Schimmer wer die Person da vor mir war. „Hey, ich bin's Florence! Erkennst du mich nicht mehr?", lachte sie mich an und auf einmal machte es klick in meinem Kopf „Ach du meine Güte Florence! Ich hab dich gar nicht erkannt du hast dich aber auch voll verändert", lächelnd schloss ich meine Kindergartenfreundin in meine Arme. „Wow ich habe irgendwie nicht damit gerechnet dich zu treffen.", lachte ich schuldbewusst. „Schon ok, tut mir leid übrigens", wieso tat es jetzt ihr leid? „Das mit deinem Dad meine ich.", fügte sie schnell hinzu als sie meinen verwirrten Blick bemerkt hatte.

Nachdem Florence und ich uns über alles Mögliche unterhalten hatten kamen wir nun zu einem eher verhassten Thema, nämlich Schule. Nach den Ferien würde ich mit Florence zusammen in der Stadt, die nicht weit von unserem Territorium entfernt war, mein Abschlussjahr machen. „Unsere Schule ist eigentlich echt ok, nur halte dich von bestimmten Leuten fern.", erklärte meine Freundin mir gerade. „Ok, und wie erkenne ich diese bestimmten Leute", fragte ich verwirrt. „Sie stinken nach Hund.", zischte sie mit einem verächtlichen Unterton. Ich war immer noch verwirrt, was meinte sie? „Warte? Du weißt wirklich nicht wovon ich rede?", ich schüttelte meinen Kopf und blickte wieder zu ihr. „Nur ein Wort, Werwölfe."

„W... w.. was? Hier?", stotterte ich verblüfft. „Ja ihr Territorium grenzt an unserem, aber wir haben schon seit Jahren Frieden geschlossen.", erklärte sie mir.

Ich war nicht ganz sicher was ich dazu sagen sollte, ich wusste nicht besonders viel über Werwölfe und das meiste hatten mir meine Eltern erzählt. „Aber warum gehen sie an unsere Schule?", fragte ich Florence weiter aus, „Weil es die einzige Schule hier ist und eigentlich kommen wir recht gut damit klar. Wir gehen uns einfach aus dem Weg. Und da auch Menschen an der Schule sind dürfen wir sowieso nicht das Tier rauslassen.", erklärte sie mir freundlich.

Florence und ich hatten noch viel geredet bis sie nach Hause musste. Jetzt lag ich gedankenversunken auf meinem Bett und dachte über die Werwölfe nach. Meine Mum hatte mir früher immer Geschichten über sie erzählt und mich gewarnt, dass sie gefährlich seien. Angeblich waren sie wie wir, nur dass sie sich in riesigen Wölfe verwandeln konnten. Sie beteten zu einer gewissen Mondgöttin, die ihnen diese Kraft gegeben haben soll. Lächerlich Aber gut, Religionen sollte man nicht verurteilen...

In meinem relativ kurzen Leben hatte ich erst zweimal einen Wolf getroffen, diese Begegnungen waren leider nicht besonders schön, denn sie waren nicht besonders nett zu mir gewesen. Einer von ihnen hatte mich sogar bedroht. Seitdem machte ich einen Bogen um alles was nur ein bisschen nach Wolf roch.

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Heeey, das ist es! Das erste Kapitel von Herz über Kopf? ist online!!!🐺🐱
Ich hoffe dir gefällt es bis jetzt!☺️

Bussi Baba!💕

1183 Wörter

Herz über Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt