» no more champagne and the fireworks are through. here we are, me and you.
feeling lost and feeling blue. it's the end of the party and the morning seems so grey,
so unlike yesterday - now's the time for us to sayHappy New Year «
Ich blickte in die tiefblauen, wenn auch etwas alkoholisierten und müden Augen des unglaublich schönen Mannes der mir gegenüber saß. War er überhaupt schon ein Mann? In seinen Gesichtszügen spiegelte sich etwas jugendliches und ich konnte nicht einschätzen wie alt er wohl etwa war. Doch dies spielte eigentlich auch gar keine Rolle. Genauso wie es keine Rolle spielte, dass wir uns auf einem Vierer Platz gegenüber saßen, obwohl die gesamte U-Bahn, bis auf einige wenige Ausnahmen, leer war. Vor zwei Stationen war er in den Wagon eingestiegen in welchem ich saß und hatte sich mir gegenüber fallen gelassen. Seitdem waren etliche Minuten vergangen in denen wir immer wieder Augenkontakt hatten und einer von uns beiden zu lächeln begann. An der vierten Station die wir seit seinem Einstieg passierten, sah ich erneut von meinen Oberschenkeln auf. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen als sich sein Blick mit meinem verfing. Automatisch begann auch ich zu lächeln. Obwohl ich den Mann vor mir noch nie vorher gesehen hatte kam er mir unglaublich bekannt vor und ich kramte in meinen Erinnerungen nach seinem Gesicht. Kannte ich ihn von einer Party? Kannte ich ihn aus meinem Studium? Folgte ich ihm auf Instagram? Doch es war Vergebens. Wahrscheinlich wollte mir mein leicht betrunkener Verstand nur einen Streich spielen. „Happy New Year", riss mich seine Stimme komplett unerwartet aus meinen Gedanken und die bunten Luftschlangen die er um seinen Hals geknotet hatte, raschelten bei seiner Bewegung. „Oh ja, da war ja etwas", meine Stimme zitterte. Doch er lächelte bloß und es schien fast ein wenig so, als ob auch er überrascht vom Klang meiner Stimme war.
„Wilde Party?" ich zeigte auf die unzähligen Luftschlangen und sein Blick folgte meinem, fast so als ob er vergessen hatte, dass er die Partydekoration um seinen Hals baumeln hatte. „Oh, die hab ich als Souvenir mit nach Hause genommen", er begann an den Papierstreifen zu ziehen und entfernte einige aus der Verknotung. „Komische Angewohnheit", seine markanten Augenbrauen hoben sich „Wenn ich zu viel getrunken habe werde ich kleptomanisch. Aber ich klaue dabei nur Deko oder Gläser. Naja, heute sind es zum Glück nur Luftschlangen aber es war auch schon bedeutend...", er atmete tief ein und brach erschrocken seinen Satz ab während ich laut auflachte. Mein Lachen war beinahe schrill zu seiner beruhigenden Stimme. Der schöne Unbekannte, dessen Augen auf meinem Gesicht ruhten beugte sich plötzlich ein wenig nach vorne sodass sich seine Knie an meine drückten und sein Aftershave in meine Nase stieg. Aus Reflex hielt ich die Luft an und starrte mit großen Augen in seine. Da er mir plötzlich so nah war, konnte ich hellblaue Sprenkel in seinen ansonsten dunklen Augen sehen. „Hier ein Souvenir für dich. Damit du auch mit in meine kriminellen Machenschaften verwickelt bist", lächelte er und ehe ich mich versah hatte er die Luftschlangen um meinen Hals gelegt. Ich lächelte und auch auf seinen Wangen waren Grübchen zu erkennen. „Ich hoffe du hast gute Kontakte und viele Rücklagen sodass wir uns einen Star-Anwalt nehmen können", spottete ich und wusste nicht wie sehr ich mit meiner Aussage ins Schwarze getroffen hatte. Das kurze Zucken welches durch den Körper meines Gegenüber bei meinen Worten ging, bemerkte mein alkoholisiertes Ich natürlich nicht. Ansonsten hätte ich den Moment gesehen, in dem der junge Mann vor mir kurz den Verdacht gehabt hat, ich hätte ihn erkannt.
„Hast du dir dann wenigstens einen Neujahrs-Kuss gestohlen?", fragte ich ihn drauf dann ganz unverblümt als er nicht auf meinen Witz einging. Wahrscheinlich war es der Alkohol in meinem Blutkreislauf der mich dies fragen ließ. Vielleicht war es auch der Alkohol der mich glauben ließ, dass er ein wenig rot geworden war. Vielleicht aber war es wirklich so und ich konnte es nur nicht richtig sehen. „Wenn der von meiner besten Freundin zählt?", fragte er mich und grinste dabei. Sein Lächeln ließ meine Knie schwach werden und Herz flattern. Wie konnte es sein dass ich in den letzten Minuten soviel gelächelt hatte, wie die ganze Nacht über nicht? Wie konnte es sein, dass dieser wunderschöne Mann ungeküsst und alleine um halb Acht Uhr morgens am Neujahrstag in der U-Bahn saß. Und wie zum Teufel konnte es sein, dass ich nichts sehnlicher wollte als dass ich sein Neujahrskuss war? Ich wusste damals nicht, dass er das gleiche über mich dachte.
„Elephant&Castle", verkündete die immergleich monotone Stimme die nächste Haltestelle und somit auch meinen Ausstieg. Ich griff in meiner Jackentasche nach meinem Wohnungsschlüssel und fand dabei das halbleere Konfettisäckchen das um Mitternacht auf der Party, auf der ich war, verteilt wurde. Seufzend erhob ich mich von meinem Sitz und spürte die Augen des schönen Unbekannten beharrlich auf mir. Ich beugte mich ein wenig nach vorne was die Luftgirlande um meinem Hals rascheln ließ. Das Konfetti dass ich in meiner Faust hielt, ließ ich zeitgleich mit der Berührung meiner Lippen auf der Wange meiner U-Bahn Bekanntschaft fallen. „Happy New Year", flüsterte ich und verließ mit einem Lächeln die U-Bahn die gerade mit einem sanften Ruckeln gehalten hatte. Als ich am Bahnsteig auf Höhe des Mannes war, traf mich ein schüchternes Winken und sein umwerfendes Zahnlücken Lächeln zum Abschied. Und als die U-Bahn abfuhr und ich nur noch die immer kleiner werdenden Lichter sah, bereute ich es dass ich nicht nach seinem Namen gefragt hatte.
"Na dann, Happy New Year", murmelte ich für mich selbst und wusste nicht dass der schöne Unbekannte, der in der nächsten Station aussteigen würde, zeitgleich die selben Worte sagte.*********
Neues von Lando, ich hoffe euch gefällt es!
Es wird, so denke ich keine klassische Liebesgeschichte sein. Sagen wir eher, eine Story mit vielen Umwegen! Viel Spaß :)
DU LIEST GERADE
Happy New Year
RomanceEine unerwartete Begegnung in der U-Bahn am Neujahrsmorgen ändert das Leben von zwei jungen Menschen grundlegend. » No more champagne and the fireworks are through. Here we are. Me and you. Feeling lost and feeling blue.