» I want to be a home and a vacation to you

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» I want to be both. a home and a vacation to you «


Heute war Renntag und ich hatte im Gegensatz zu gestern meinen Platz auf der VIP-Terrasse über der McLaren Box eingenommen. Mein Platz auf den Tribünen während des gestrigen Qualifying war weitaus unauffälliger und mir dadurch um vieles sympathischer. Gestern noch hatte ich mich durch die vielen unterschiedlichen Zugänge gekämpft, bis ich an meinem Tribünenplatz angelangt war und sah aus wie ein 'einfacher Fan'. Keiner wusste, dass ich einen der Fahrer persönlich kannte. Keiner schöpfte Verdacht, genau so wie ich es gehofft hatte. Meine Undercover Position war, wenn ich Lando nahe sein wollte, heute jedoch nicht möglich. Und so versuchte ich mich zwischen all den ultra-wichtigen Leuten einzuordnen, in der Hoffnung, dass ich einfach irgendwie in der Menge verschwand. Natürlich hatte ich mit Lando darüber diskutiert, doch irgendwann hatte ich begreifen müssen, dass dies der beste Platz war, sodass ich nahe bei ihm war, jedoch nicht sofort bemerkt werden würde. Immerhin konnte ich auch bloß eine sehr wichtige Vertreterin eines Unternehmens sein, die sich in den VIP-Bereich eingekauft hatte. Seufzend raufte ich mein Pony, als mein Blick über eben jene Personen glitt. Ich war wahrscheinlich die einzige Person auf der Terrasse, die sich ihren Lebensstil mit der Vollwaisenrente finanzierte. Ich sah kritisch an mir herunter. Meine viel zu teure Bluse, die ich extra für das Rennen gekauft hatte, war nicht durch einen ehrlichen Verdienst erworben. Ich lächelte bitter doch mein Handy riss mich gerade rechtzeitig aus meinen zynischen Gedanken. Ein Blick darauf verriet mir, dass die Nachricht von Lando war. ‚Kommst du kurz runter?', stand dort. Lange musste ich über seinen Vorschlag nicht nachdenken und so fand ich mich wenige Minuten später im Korridor vor Landos Fahrerraum wieder. Dort wo ich gestern schon vor und nach dem Qualifying gewesen und unbemerkt vom Team wieder verschwunden war. Genauso wie ich es mir gewünscht hatte, sorgte ich nicht für sonderlich Aufsehen. Was ich damals nicht wusste, Lando hatte seine Teamkollegen instruiert mich bewusst "nicht zu sehen". Und diese hielten sich daran. Wie komisch mich beinahe alle Mitglieder des Rennstalls fanden, wusste ich auch nicht. So grüßte mich ein Renningenieur aus seinem Team, welcher durch den Flur joggte, bloß mit einem einfachen Kopfnicken, als ich an die Tür des Fahrerraums klopfte. Ich kannte mittlerweile einige Namen von Landos Kollegen und so konnte ich eben jenen als Jon identifizieren. Damals wusste ich nicht, dass Jon fürchtete, dass ich Lando durch meine auferlegten "Richtlinien" ablenken und manipulieren könnte und dies auch offen mit ihm kommunizierte. Ich wusste nicht, wie sehr sich Lando hinter den Kulissen für mich einsetzte und mich und mein Verhalten verteidigte. Ich wusste auch nicht, dass dies alles an ihm nagte, ohne dass er es vollends bemerkte und er dadurch plötzlich begann alles infrage zu stellen. Das alles sollte ich erst nach unserem ersten gemeinsamen Rennwochende erfahren, welches Lando als Test ansah. Als Test dafür, ob es jemals mit uns funktionieren könnte. Denn auch wenn er es mich nicht spüren ließ, die Worte seiner Teammitglieder, die wie eine zweite Familie für ihn waren, beeinflussten ihn. Nachdem sein "Herein" ertönt war, trat ich ein und schloss die Blechtüre hinter mir. Als ich mich umdrehte, stand ein bereits angezogener Lando vor mir. Sein Rennanzug war um seine Hüften gebunden und er trug sein feuerfestes Shirt. Wir standen ein Stück weit voneinander entfernt und lächelten uns an. Und wie umwerfend er lächelte, rauschte es durch meine Gedanken. Ich sah seine Zahnlücke und bemerkte abermals wie wunderschön einzigartig diese ihn wirken ließ. "Ich habe leider nur mehr zehn Minuten", offenbarte der Fahrer mir und breitete seine Arme aus. Augenblicklich kam ich seiner Geste nach und drückte mich an seine Brust. Meine Hände lagen an seinem unteren Rücken und ich spürte wie Lando seine um meine Schultern legte. "Ist es okay oben?", erkundigte er sich und seine Stimme war nach wie vor ein leises Flüstern. Ich drückte meine Lippen an seinen Hals während sich meine Finger an seine Hüfte unter dem Rennanzug legten. "Mach dir keine Sorgen um mich. Ich kenne mich in der Fahrervorbereitung zwar absolut nicht aus, aber ich glaube du solltest jetzt an dich denken" Ich war mich sicher Lando hörte das Lächeln in meiner Stimme. Augenblicke später spürte ich das Vibrieren in seiner Brust. Er lachte. "Klappt nicht so gut, wenn du mich so berührst wie du es gerade machst" Auch ich hörte sein Schmunzeln, an der Art wie er sprach. Ich blickte auf und begegnete seinem schelmischen Blick, mit dem er auf mich herab sah. Seine blauen Augen funkelten wild durch die künstliche Beleuchtung der Neonröhren über ihm. "Tut mir leid", ich lächelte und entfernte meine Hände unter seinem Rennshirt, um sie auf seine Brust zu legen. "Nervös?", fragte ich dann. Lando fasste meine Hände und verschränkte sie neben unseren Oberschenkeln mit seinen. Meine Daumen berührten sein Becken. Immer noch standen wir sehr nahe beieinander. "Bisschen" Entgegen seiner Aussage sah er sehr entspannt aus, stellte ich fest. Er präsentierte mir nach wie vor sein von mir so verehrtes Zahnlücken-Lächeln. "Ich glaube du wirst heute ganz toll fahren", versuchte ich ihn zu bestärken. Dabei hörte ich wie es plötzlich laut vor seiner Kabine wurde. Doch Lando schien sich davon noch nicht zu irritieren lassen. "Ich habe ja auch den besten Glücksbringer der Welt bei mir" Wieder sahen wir uns lächelnd an. Ich legte meine Hand vorsichtig in seinen getapden Nacken und zog ihn ein Stück zu mir herunter. Ein letzter Blick, bevor ich meine Lippen an seine presste. Es war kein hektischer Kuss, es war viel mehr einer, der uns beiden Sicherheit geben sollte. Einer, der uns beide beruhigen sollte. "Lando noch fünf Minuten", schallte es plötzlich durch die Türe. Wieder einmal hatte ich ganz klischeehaft Zeit und Raum vergessen, wenn ich Lando küsste. Wieder einmal war alles nebensächlich, wenn ich bei ihm war. Doch heute konnten wir nicht verleugnen, dass etwas Wichtiges bevorstand. Dennoch gab er der Person, die nach ihm gerufen hatte, keine Antwort, sondern legte lediglich seine Hand an meine Wange und sah mich an. "Eigentlich liebe ich Rennen, aber ich hätte jetzt auch nichts dagegen hier bei dir zu bleiben", grinste er dann schelmisch und legte seine freie Hand an meine andere Wange. Nun hielt er meinen Kopf sanft in seinen Händen und küsste meine Nasenspitze. "Soweit kommts noch", grinste ich und boxte an seinen Bauch "Ich komm doch nicht extra nach Österreich, um dich fahren zu sehen und du fährst dann nicht" Lando schüttelte bei meinen Worten lachend den Kopf und zog mich wieder an seine Brust. Dieser Moment, den wir gerade teilten, war seltsam intim. So wie Lando gerade war, erlebte ich ihn nicht allzu oft. Er zeigte mir ohne Worte, dass meine Gegenwart ihn beruhigte, worüber ich verdammt froh war. Oft hatte ich mir im Vorhinein überlegt, wie ich mich an einem Renntag, der so hektisch war, richtig verhalten sollte. Offensichtlich machte ich es richtig. Nichts deutete darauf hin, dass meine Nervosität auf ihn überging. Als wir so eng aneinander gepresst dastanden, konnten wir plötzlich das immer lauter werdende Röhren der aufheulenden Motoren nicht verleugnen. Auch die Gespräche vor seiner Kabine wurden immer lauter und hektischer, je mehr Leute sich dort offensichtlich einfanden. Ich hörte laute Rufe nach 'Mike' welcher mit einem gebrüllten 'Ich komme gleich' antwortete. "Ich glaube ich muss", murmelte Lando dann leise während seine Finger durch mein offenes Haar strichen. Seine Lippen berührten meine Stirn für eine Sekunde. "Also du weißt was du zu tun hast, ja? Richtigen Gang einlegen, an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und auf die Fußgänger achten. Die haben immer Vorrang", begann ich meine Aufzählung worauf Lando laut und schrill loslachte. Er lachte ehrlich und aus ganzem Herzen und steckte mich damit an. Vielleicht lachten wir beide unsere Anspannung weg. Wie immer aber war es einfach mit ihm albern zu sein. "Pass auf dich auf, Lando", murmelte ich als unser Lachen verklungen war. Sofort spürte ich seine Lippen an meinen. Ich spürte wie mich seine Hände an seinen Körper pressten und wie sich unsere Lippen dabei leicht öffneten. Es war ein nicht enden wollender Kuss. Immer wenn ich mich von ihm lösen wollte, küsste er mich erneut. Dies ging einige Minuten so, bis es erneut an der Tür klopfte. "Du machst mich zu einem richtig undisziplinierten Fahrer, Babe", grinste Lando dann, als ich mich endgültig von ihm entfernte, "Viel Glück", flüsterte ich bevor ich nach einem letzten Kuss, einem letzten Lächeln und gedrückten Daumen die Fahrerkabine verließ.

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