» I think when i met you, I became myself again «
"Wir waren dann drei Tage komplett dicht, könnt ihr euch das vorstellen?", rief Emily gegen die Lautstärke der übrigen Gespräche und der Musik in der Bar an. Mein Blick fiel auf Finn, der unsere Freundin geschockt anstarrte. Sie berichtete uns gerade von einem Festival, von dem sie vor ein paar Tagen erst wiedergekommen war. So wie sie es schilderte, war es eine totale Eskapade und ich fragte mich, wann genau ich an so etwas die Lust verloren hatte. "Was habt ihr zwei Hotties in den letzten Tagen getrieben?", fragte sie uns dann und ich drehte das Glas meines Caipirinhas in meiner Hand. "Ich habe zwei Prüfungen geschrieben und mich unglaublich über das Staffelende von Lucifer geärgert", fluchte Finn und knallte seine flache Hand auf den Tisch, an dem wir drei saßen. Es folgte ein bejahendes Nicken meinerseits auf das Ende von Lucifer. Da Finn und ich zusammenlebten, suchten wir uns immer eine Serie aus, sodass wir mehrmals wöchentlich einen gemeinsamen Serienabend hatten. Unsere letzte gemeinsame Serie war eben jene gewesen. "Nicht spoilern!", rief meine beste Freundin aufgebracht und presste ihre Hände an die Ohren, was mich laut auflachen ließ. Sie war komplett verrückt und dennoch so liebenswert. Wir hatten uns im Gymnasium kennenglernt und waren dort unzertrennlich geworden. Natürlich hatte sich unsere Freundschaft verändert, je älter wir wurden. Und dennoch versuchten wir uns nach wie vor einmal wöchentlich zum Klatsch und Tratsch, so wie wir es immer genannt hatten, zu treffen. "Und was ist mit dir?", stellte sie mir direkt anschließend die Frage, was mich nur mit den Schultern zucken ließ. Augenblicklich bemerkte ich wie sich Finns Gesicht erhellte und ich ahnte was folgen würde. Ich wusste wie sehr er es liebte seine Nase in fremde Beziehungsangelegenheiten zu stecken. "Rosie ist ultra-verknallt. Es ist richtig abartig ekelhaft", rief er und Emily stimmte sofort in sein Lachen ein. Auch ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und plötzlich fühlte ich mich wieder wie mit sechzehn. Etwas das mir schon so oft aufgefallen war, seit ich Lando kannte. Wie leicht und unbeschwert es trotz seinem Beruf und den ständigen Reibereien deswegen war. Oft schon hatte ich mich bei ihm wie ein verliebter Teenie gefühlt. Plötzlich war alles so aufregend und spannend. "Stimmt doch gar nicht", versuchte ich die Thematik etwas abzuschwächen obwohl ich wusste, dass jeder Einwand keinen Sinn hatte. Und ich wusste auch, dass Finn recht hatte mit dem was er sagte. Ich war mehr als verliebt. "Fickst du immer noch Mister Formel1?", erkundigte sich meine beste Freundin und kippte den letzten Rest ihres Wein hinunter. Mit einer einfachen Handbewegung gab sie dem vorbeieilenden Kellner zu verstehen, dass sie Nachschub wollte. Ich nickte verlegen und bemerkte wie in meinen Gedanken ein Bild eines grinsenden Landos auftauchte. "Sieh dir dieses alberne verliebte Grinsen an", lachte Emily und klatschte erfreut in die Hände. "Oh hört doch auf", versuchte ich das Thema erneut vom Tisch zu wischen, doch ich wusste, dass es bei meinen zwei besten Freunden wenig Sinn machte. "Was läuft jetzt wirklich zwischen euch?", hackte Emily bei mir nach und nahm ihren gerade servierten Wein entgegen. Abermals fiel mein Blick auf Finn, dessen Gesicht von den Lichterketten in der Bar in bunten Farben gefärbt war. "Sag jetzt nicht nichts", rügte er mich was mich grinsen ließ. Sein Zeigefinger war mahnend in die Höhe gestreckt. "Keine Ahnung, wir sprechen nicht darüber", begann ich zu erzählen und bemerkte, dass ich eigentlich nicht wusste was ich meinen Freunden berichten könnte. "Ich bin verdammt verknallt", beichtete ich dann einfach was meine Gegenüber lächeln ließen. "Mit ihm ist es sehr entspannt. Außerdem hat er genau den gleichen Humor wie du Emily" Meine Aussage ließ meine beste Freundin lächeln. Vielleicht hatte ich tatsächlich jemanden gefunden, der der männliche Part meiner Freundin war. "Aber ich weiß nicht", nachdenklich trank ich einen Schluck aus meinem Glas. Ich wollte ihnen von dem Thema berichten, dass mich nach wie vor am meisten belastete. Und nun, kurz vor meinem ersten Rennen zu dem ich ihn begleiten würde, noch mehr. "Er hat gewisse Vorstellungen, bezüglich seines Jobs. Ich denke ich kann seine Erwartungen und Wünsche nicht erfüllen. Das macht mir Angst", offenbarte ich. "Hör endlich auf so egoistisch sein", zischte Finn mit dem ich dieses Thema schon hundert Mal besprochen hatte. Seufzend zeigte ich ihm meinem Mittelfinger, was er mit demselben quittierte. "Verstehe ich nicht", schaltete sich Emily erneut ein. Wie sollte sie auch, ich verstand es ja selbst nicht. "Ich habe zugesagt ihn zu seinem Rennen nach Österreich zu begleiten und ich freue mich unglaublich darauf", begann ich zu erzählen. Ich trank einen großen Schritt von meinem Cocktail, als ich bemerkte wie mich das Thema schon wieder hochkochen ließ. "Ich weiß von Opas Rennnachmittagen, dass unzählige Begleitungen der Fahrer in der Boxengasse das Rennen auf den Bildschirmen verfolgen und nur darauf warten, dass sie gefilmt werden um ihre Typen nach einem Rennen demonstrativ zu küssen. Ich meine, Lando und ich sind kein Paar und trotzdem will ich das alles nicht. Ich freu mich dabei zu sein, aber ich will sicher nicht seinem Team in der Garage im Weg stehen oder von einer Kamera gefilmt werden. Ich weiß es ist alles in meinem Kopf, doch ich fühle mich dabei einfach nicht wohl. Ich will später einmal in meinem Job ernst genommen werden und nicht nur die Frau sein, die Lando Norris gedatet hat", versuchte ich zu erklären was gar nicht so einfach war. In meinem Kopf machte das alles Sinn, jedoch hatte ich bemerkt, dass Finn sowie auch Lando Probleme hatten das zu verstehen. Für Lando gehörten die Kameras schon seit Jahren zu ihm und für Finn übertrieb ich schrecklich. "Hast du ihm das gesagt?", erkundigte sich Emily völlig unparteiisch. Mit Schrecken tauchten die Bilder von unserem Streit vor meinem inneren Auge auf. "Ja, ich denke er kann mich ein Stück weit verstehen. Sagte mir aber auch, dass die Kameras zu seinem Job dazugehören" Frustriert raufte ich meine Haare und überlegte dabei wieder einmal ob Finn recht hatte. War ich zu egoistisch? Verlangte ich von Lando etwas, dass er nicht wirklich steuern konnte? "Ich finde es gut, dass du ehrlich bist und wenn du nicht im Spotlight stehen willst, kann er dich dazu auch nicht zwingen. Das passt auch einfach nicht zu dir, sondern eher zu Finn", grinste die Schwarzhaarige und ich stieg in ihr Lachen mit ein. Wir beide wussten wie gerne unser bester Freund im Mittelpunkt stand. „Wenn er der Richtige sein sollte, dann wirst du schon Wege finden, wie du damit umgehen kannst. Wenn er nicht der Richtige ist, dann zerbrichst du dir ohnehin umsonst deinen hübschen Kopf", schlussfolgerte Emily und der Gedanke daran, dass Lando nicht der Richtige sein könnte, erschreckte mich. „Nicht der Richtige, dass ich nicht lache", mischte sich Finn in unser Gespräch ein. „Sie hat ihn letzte Woche Richard und Martha vorgestellt", berichtete mein bester Freund was Emily erschrocken nach Luft schnappen ließ. „Du hast was? Und wie finden sie ihn?", schoss Emily ihre Frage auf mich und ich begann bei der Erinnerung an unser Treffen zu lächeln. Bei der Verabschiedung hatte mir meine Oma zugeflüstert ich sollte anrufen, wenn Lando nicht mehr bei mir war. Am nächsten Tag, als er dann zu seinem Training musste, rief ich sie an. Die Stimme meiner Oma hatte sich überschlagen, während sie mir berichtete, wie umwerfend mein Opa und sie ihn fanden. Sie liebte es wie zuvorkommen, höflich und gut erzogen er war und sie erzählte mir, dass sie sich keinen besseren Freund für mich vorstellen könnte, als den Rennfahrer. Ihr hatte ich dann berichtet, dass er gar nicht mein Freund war, worauf sie mich rügte, dass ich dies mit ihm ja nicht ‚vergeigen' sollte, denn sie sah ihn ihm den perfekten Schwiegerenkel. Und das war Lando auch.
Das Vibrieren meines Handys welches umgedreht am Tisch lag, lenkte mich von meinen Gedanken und unserem Gespräch ab. Obwohl ich wusste wie unhöflich es war, war es beinahe ein Reflex, dass ich mein Handy entsperrte und die empfangene Nachricht aufrief. Ich wusste mit komischer Sicherheit, dass sie von Lando war und meine Vermutung wurde bestätigt. Schnell überflog ich unseren bisherigen Verlauf, in dem ich ihn damit neckte, dass ich mich erholen musste, wenn er jetzt ein paar Tage weg war. Seine Antwort auf meine Neckereien war überraschend.
Lando: ich bin auch froh, wenn ich dich endlich mal ein paar Tage nicht sehen muss :)
Es war nicht diese Nachricht, die mich überraschte, denn diese war so wie Lando war. Humorvoll. Provokant. Es war die nächste die mich so zum Lächeln brachte, dass ich Angst hatte, ich würde alle in meiner Umgebung verstrahlen.
Lando: spaß beiseite. du fehlst mir jetzt schon, babe xx
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Happy New Year
RomanceEine unerwartete Begegnung in der U-Bahn am Neujahrsmorgen ändert das Leben von zwei jungen Menschen grundlegend. » No more champagne and the fireworks are through. Here we are. Me and you. Feeling lost and feeling blue.