„Diesmal kannst du nicht weglaufen, Engelchen."

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„Mach keinen Unsinn bei deinem Onkel, Nazli und ruf uns immer an, wenn etwas ist. Unsere Handys sind immer an.", ermahnte Tunc seine Tochter, als er sie fest in seine Arme zog. Eine Woche nach dem Geburtstag seiner Frau, flogen sie heute zusammen nach Deutschland zu seinem Cousin und seiner Familie. Eigentlich wollte er seine Tochter nicht alleine lassen, aber sie hatte ihn überzeugt, dass sie bei ihrem Onkel gut versorgt wird. Nazli umarmte noch ihre Mutter und ließ die beiden in den Wagen einsteigen. Nachdem das Auto außer Sichtweite war, drehte sie sich zum Haus und sah vor der Haustür ihre vier Brüder stehen. „Wer fährt mich zu Cenk dayi?" Alle drei schüttelten ihre Köpfe, sodass sie seufzend musste. „Ich fahre dich.", hörte sie Güneys Stimme hinter sich. Fröhlich drehte sie sich um und nickte ihm zu. „Ich hole kurz meinen Koffer und meine Tasche." Güney nickte. Nazli betrat wieder das Haus und stieg die Treppen hoch in ihr Zimmer. Dort nahm sie ihren Koffer und ihre Tasche und schaute sich noch einmal um, ob sie etwas vergessen hatte. Dann schloss sie ihre Zimmertür und stieg die Treppen wieder herunter. Güney nahm ihr den Koffer ab und verstaute ihn im Kofferraum des Autos, während Nazli sich zu ihren Brüdern drehte. „Viel Spaß, Nazli.", wünschten ihr ihre Brüder und umarmten sie von allen Seiten. Lachend schlang sie ihre Arme um irgendjemanden und nickte. „Passt auf euch auf und macht keinen Unsinn, okay?" Alle vier nickten und Cemil streichelte noch einmal über ihre Haare, ehe sie sich umdrehte und in das Auto einstieg. Güney startete den Wagen und fuhr los. Sie freute sich sehr auf diese Woche, da ihre Eltern ganze sieben Tage in Deutschland waren. Extra hatte sie sich für ihren Onkel entschieden, damit sie mehr Zeit mit Lara, ihrer besten Freundin verbringen konnte. Ihr Herz sagte zwar, dass sie auch wegen Baran in das Haus ging, aber das wollte sie sich nicht ganz eingestehen. Seit dem Kuss hatte sie ihn nicht mehr gesehen, weil sie immer im Gebäude auf ihre Freundin gewartet hatte. Immer noch wusste sie nicht, wie sie ihm entgegen treten sollte. Trotzdem klopfte ihr Herz heftig in ihrer Brust und ihre Hände schwitzten vor Nervosität, je näher sie dem Haus kamen. „Geht es dir gut, Zwerg?", fragte sie auf einmal Güney, der ihr einen neugierigen Blick zuwarf. „Mir geht es gut."

Güney parkte den Wagen vor dem großen Haus ihres Onkels. Nazli bedankte sich und verabschiedete sich von ihm, ehe sie aus dem Auto ausstieg und ihren Koffer aus dem Kofferraum herausholte. Sie winkte Güney kurz und ging dann zum Haus. Einer der Männer, die davor standen, begrüßte sie und machte ihre die Tür auf. „Danke.", lächelte sie ihn an und betrat das Haus. Ihren Koffer stellte sie in den Flur und zog sich Hausschuhe an, ehe sie ins Wohnzimmer ging. Dort saß die ganze Familie auf dem Sofa und schaute Fernsehen. Yaren yenge hatte sie bestimmt wieder alle gezwungen, damit sie wieder einen Familienabend machten. Vorsichtig schaute sie den großen Mann mit den braun-blonden Haare und den blau-grünen Augen an. Konzentriert schaute er auf den Bildschirm, doch als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich ruckartig zu ihr um und schaute sie mit großen Augen an. Lara bemerkte ihren Blick und wandte sich ebenfalls an ihre beste Freundin. „Nazli, da bist du ja." Sie sprang auf und fiel ihrer besten Freundin um den Hals. Nazli lächelte und legte ebenfalls ihre Arme um ihre Cousine. Yaren yenge und Cenk dayi standen ebenfalls auf und umarmten ihre Nichte. „Wer hat sich denn hier her gebracht? Ich hätte dich auch abholen können.", fragte sie ihr Onkel. „Güney hat mich hier hin gebracht." Cenk nickte und ließ seine Söhne durch, die ihre Cousine auch umarmten. Baran hielt sie ein paar Minuten länger in seinen Armen, was keinem auffiel, da die anderen sich wieder auf das Sofa setzten. Nazli hielt den Atem an und konnte ihr Herz nicht beruhigen, das schnell in ihrer Brust schlug. Die Nähe zu ihrem Cousin tat ihr nicht gut, obwohl sie sich in seinen Armen sehr wohl fühlte. Baran ging es nicht anders. Sie wieder in ihren Armen zu halten, ließ seine Gefühle verrückt spielen. Am liebsten würde er sie nie wieder loslassen. Dass sie jetzt eine ganze Woche bei ihnen im Haus leben würde, erfüllte seine ganzen Träume. Schnell riss sich Nazli aus seinem Griff und setzte sich neben ihre beste Freundin, die sie übertrieben angrinste. Errötend wandte sie ihren Kopf zum Fernseher und tat so, als würde sie sich sehr für diesen Film interessieren. Dabei spürte sie ganz deutlich, wie die blau-grünen Augen sie ganz genau musterten. „Kommt, Mädels. Wir decken den Tisch.", forderte Yaren die beiden Mädels auf und schaute sie streng an, als Lara ihren Mund aufmachen wollte, um zu protestieren. Murrend standen die Mädels auf und folgten ihr in die Küche. Während die ältere Frau das Essen aufwärmte, deckten die Mädels den Tisch mit Tellern und Besteck. „Wir werden diese Woche richtig Spaß haben, Nazli. Jeden Abend Ladysnight bis zum nächsten Tag.", jubelte Lara und schaute ihre beste Freundin an, bevor sie von einem räuspern unterbrochen wurde. Verlegen blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter, die sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Mädels, glaubt nicht, dass ihr so lange aufbleiben dürft. Immerhin habt ihr noch Schule." Lara winkte ab und zwinkerte ihrer Cousine zu, ehe sie den Tisch weiter deckten. Als das Essen fertig war, ging Nazli ins Wohnzimmer, um den Männern Bescheid zu geben. „Das Essen ist fertig."

Sofort standen die drei auf und gingen an ihr vorbei ins Esszimmer, welches durch eine Wand vom Wohnzimmer abgetrennt war. Gerade wollte sie ihrem Onkel hinterher gehen, als sie am Handgelenk gepackt wurde. Erschrocken setzte ihr Herz aus, als sie sich umdrehte und Baran in die Augen schaute. Er schaute sie kurz an, ehe er sich an seinen kleinen Bruder wandte und ihm zunickte. „Geh schon einmal vor, Demir. Ich muss etwas mit Nazli besprechen." Sein Bruder nickte und ging ins Esszimmer. Nazli versuchte sich aus dem Griff von Baran loszureißen, doch er legte noch zusätzlich seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie enger an seinen Körper. „Diesmal kannst du nicht weglaufen, Engelchen." Mit großen Augen schaute sie zu ihm hoch und legte ihre Hände auf seine Brust, um ihn auf Abstand zu halten. Ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen, so schnell schlug es. Ihr Wangen wurden immer wärmer und sie konnte nichts dagegen tun. Baran meinte den Moment, als er seine Lippen auf ihre gedrückt hatte und sie nichts anderes machen konnte, als wegzulaufen. Seine Nähe konnte sie nicht ertragen, weil ihre Gefühle verrückt gespielt hatten und sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Genau diese Situation von letzter Woche, passierte gerade wieder. „Du bist so wunderschön, Engelchen.", hauchte Baran und holte sie damit aus ihren Gedanken. Sanft strich er eine Locke aus ihrem Gesicht und blickte sie liebevoll an, sodass sich etwas in ihrem Magen bemerkbar machte. Plötzlich schnellte er nach vorne und drückte kurz seine Lippen auf ihre, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Quietschend riss sie ihre Augen auf und blickte ihn errötend an, während er sich ein Lachen verkneifen musste. Sie sah so süß aus, dass er nicht anders konnte, als seine Lippen wieder auf ihre zu drücken. Diesmal konnte Nazli sich nicht halten und kicherte, weil ihre Lippen angenehm kribbelten. Lächelnd betrachtete Baran seine Angebetete. Sie war so wunderschön, wenn sie kicherte. Gerade wollte er sie wieder küssen, als sein Vater nach ihnen rief. „Baran und Nazli, wo bleibt ihr denn so lange?" Stöhnend verdrehte Baran seine Augen. Warum konnten die beiden Mal nicht ungestört bleiben? Nazli wollte sich schnell von im lösen, da ihr Onkel wohl ungeduldig wurde, doch Baran hielt sie noch weiter fest. „Lass mich los. Sonst werden wir gleich noch so gesehen." Sanft blickte Baran ihr in die Augen, beugte sich nach vorne und drückte seine Lippen auf ihre Stirn. Nazli entfloh ein leises wohliges Seufzen, welches sie nicht aufhalten konnte. Ihre Gefühle spielten wieder verrückt und sie konnte nichts dagegen tun. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie überhaupt etwas dagegen machen wollte. „Ich freue mich schon auf diese sieben Tage, Engelchen." Endlich ließ er sie los, sodass sie sich von ihm entfernen und ins Esszimmer gehen konnte. Tief im inneren wusste sie, dass sie sich ebenfalls auf diese sieben Tage freute. Deswegen wollte sie auch zu ihrem Onkel und nicht zu ihrer Oma. Sie wollte einfach wissen, was zwischen ihnen lief.



Eigentlich hatte ich einen anderen Gif, aber dann habe ich bemerkt, dass es zwei Männer waren und nicht eine Frau und ein Mann. WIe fandet ihr das Kapitel? Was denkt ihr, passiert in den sieben Tagen?



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